A 10: Reisebus verunglückt:Polnischer Premier dankt deutschen Helfern

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Eine PKW-Fahrerin kollidiert auf der A 10 mit einem polnischen Reisebus. Der prallt gegen einen Brückenpfeiler - mit verheerenden Folgen. Polens Regierungschef Tusk reiste zum Unfallort.

Den Rettungskräften am Unfallort bot sich ein schreckliches Bild. Zwischen den auf der Autobahn verstreuten Fahrzeugteilen liegen Schuhe und andere persönliche Gegenstände. Dazwischen steht der zerdrückte silberne Reisebus, im Inneren liegen die Toten. "Einige Leute schrien, andere irrten umher", beschreibt ein zum Unfallort gerufener Notfallseelsorger die Szenerie.

Tragischer Unfall auf der A 10: Am Schönefelder Kreuz nahe Potsdam kamen bei einem Busunglück elf Menschen ums Leben.  (Foto: REUTERS)

Der polnische Reisebus, der am Sonntagmorgen auf der A 10 gegen einen Brückenpfeiler raste, wollte wohl einem Auto ausweichen. Bei der Auffahrt Rangsdorf fuhr der Pkw in Richtung Frankfurt an der Oder auf die Autobahn auf, die Frau am Steuer des weinroten Wagens verlor die Kontrolle und prallte gegen den vorbeifahrenden Reisebus. Der Bus geriet ins Schleudern, fuhr wohl gegen die Leitplanke und raste gegen einen Brückenpfeiler.

13 Menschen hat das Unglück das Leben gekostet, 38 wurden verletzt, 19 von ihnen schwer. Insgesamt 47 Menschen saßen in dem Bus, der sich auf der Heimreise von Spanien nach Zlocieniec in Westpommern befand. Die Polizei geht davon aus, dass sich ausschließlich polnische Staatsbürger unter den Reisenden befanden. Im Unglücksbus saßen auch Mitarbeiter des Forstamtes in Zlocieniec (Falkenburg) und ihre Familien, wie das Außenministeriums in Warschau am Sonntag mitteilte. Sie waren auf der Rückreise von einem Betriebsausflug in Spanien.

Zum Alter der Insassen konnte die Polizei keine genauen Angaben machen, es sollen aber etliche Jugendliche in dem Bus gewesen sein; unter den Verletzten befinden sich nach Polizeiangaben auch zwei Kinder.

Die 37-jährige Fahrerin des Wagens gehört ebenfalls zu den Schwerverletzten, der Beifahrer des Wagens blieb unverletzt, ein weiterer Insasse erlitt nur leichte Verletzungen.

Solche Reisen würden für Beschäftigte des Betriebes alle zwei Jahre organisiert, berichtete ein Mann, dessen Eltern im Bus saßen und leicht verletzt wurden, dem TV-Sender TVN24. Behörden in Zlociniec wollten zwei Busse nach Berlin schicken, um nicht verletzte Insassen nach Hause zu bringen.

"Das Schrecklichste, das wir erleben mussten"

Polens Regierungschef Donald Tusk reiste am Sonntagabend zum Unfallort. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) war am Nachmittag da, ehe er in die polnische Botschaft aufsuchte. "Das ist mit das Schrecklichste, das wir bisher hier in Brandenburg erlebten mussten", sagte er über den Unfall. Nun soll eine Arbeitsgruppe die weiteren Maßnahmen für die auf 15 Krankenhäuser verteilten Überlebenden koordinieren, wie Platzeck ankündigte-

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drückte Tusk ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme mit den Familien der Opfern und der Verletzten zunächst telefonisch aus. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: "Dieses Unglück bewegt nicht nur unsere polnischen Freunde, es bewegt auch uns. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme sind in diesen schweren Stunden bei den Angehörigen und Freunden der Verunglückten."

Tusk dankte später sowohl den deutschen Politikern für ihre Anteilnahme als auch den Rettungskräften: Die Einsatzkräfte seien sehr schnell am Unfallort eingetroffen und hätten sich durch große Professionalität ausgezeichnet, sagte Tusk bei einem kurzfristig in der polnischen Botschaft in Berlin-Grunewald am Abend anberaumten Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Zuvor hatte Tusk mit Platzeck Überlebende in Krankenhäusern besucht.

Viele Jugendliche im Reisebus

Die Autobahn wurde zwischen Rangsdorf und Schönefelder Kreuz komplett gesperrt, erst von 19 Uhr an sollte die Autobahn wieder befahrbar sein. Der Rettungsdienst war mit rund 300 Kräften aus ganz Südbrandenburg und Berlin mit Rettungshubschraubern im Großeinsatz. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt an der Oder sprach von einer "chaotischen" Situation und von einem "Großalarm für Polizei und Rettungskräfte". Ein so schweres Unglück mit einem so erheblichen Personenschaden habe es in Brandenburg lange nicht gegeben.

Businsassen berichteten, das Fahrzeug sei in einem sehr guten Zustand gewesen und vorschriftsgemäß seien zwei Fahrer an Bord gewesen. Technische Mängel oder einen Fahrfehler eines übermüdeten Fahrers scheinen deshalb nicht als Unfallursache in Frage zu kommen.

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