Oslos Bürgermeister Fabian Stang steckt der Schock noch in den Knochen. Nichts Böses ahnend radelte er am Mittwochabend von der Arbeit nach Hause, als das blanke Chaos über ihn hereinbrach. "Plötzlich rannte eine gewaltige Horde Mädchen auf mich zu", erzählte er der Zeitung Aftenposten. "Ich bekam Angst und musste mich hinter einem Baum verstecken, um nicht niedergetrampelt zu werden."
Pure Hysterie. Und Stang wurde hinter dem Baum bald klar, warum: Justin Bieber hatte seine Stadt heimgesucht. Justin Drew Bieber, der kanadische Popstar, der Teenager auf der ganzen Welt in Ekstase versetzt. Vor einigen Monaten ist Bieber 18 geworden, aber man sieht ihm die Jahre nicht an. Er hat ein strahlendes Lächeln, stets sauber geföhnte Haare. Man könnte ihn als perfekten Schwiegersohn beschreiben, wenn er nicht viel zu jung für die Ehe wäre. Kürzlich jedoch soll er in Kalifornien einen Paparazzo angegriffen haben, weil der seine Freundin, Sängerin Selena Gomez, fotografiert hat. Womöglich muss Bieber dafür in den Bau.
Erst tourt der Barde aus Ontario aber noch durch Europa, um für sein neues Album zu werben. In Oslo lud er zum Gratis-Freiluftkonzert an die Uferpromenade. Das Ergebnis: Die Fans sollten auf dem schrägen Dach des futuristischen Opernhauses Platz nehmen.
Etwa 50.000 kamen - das Operndach war bald übervoll. Drängelnde und enttäuschte Teenager füllten umliegende Straßen, einige kreuzten in Booten auf, um ihr hüftschwingendes Idol von der Seeseite her anzuhimmeln. Mehr als 80 Besucherinnen erlitten einen Kreislaufkollaps.
Vor und nach dem etwa halbstündigen Konzert kursierten bei Twitter Gerüchte darüber, wo Bieber angeblich gesichtet worden war. Fans lasen per Handy mit und rannten, von den Kurznachrichten getrieben, kreischend durch die Innenstadt. Bieber selbst twitterte später: "Das war lustig. NORWEGEN!! Morgen Paris!" Auch in Deutschland herumradelnde Bürger und Bürgermeister müssen bangen - Köln und Berlin stehen hier auf dem Tourplan.
In Oslo hatte die Sache jedenfalls ein Nachspiel. Stang forderte am Donnerstag von der Polizei Aufklärung darüber, warum sie das Chaos nicht stoppte. "Wir müssen jetzt herausfinden, was schief gelaufen ist, und warum", sagte der Politiker, noch merklich erschüttert.