Bewegendes Schicksal:Schwerkrankes Kleinkind Alfie Evans ist gestorben

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Der schwerkranke britische Junge Alfie Evans in den Armen seiner Mutter Kate James. (Foto: dpa)
  • Das Schicksal des todkranken britischen Kleinkindes Alfie Evans bewegte zahlreiche Menschen.
  • Um das Leben des Jungen wurde über mehrere Gerichtsinstanzen gerungen. Die Richter stimmten den Ärzten zu, die eine weitere Behandlung für sinnlos hielten.
  • Gegen den Willen der Eltern wurden am Montag lebenserhaltende Maschinen abgestellt.

Alfie hat seinen Kampf verloren: Das schwerkranke britische Kleinkind starb am Samstagfrüh um 2.30 Uhr im Krankenhaus in Liverpool. "Mein Kämpfer hat seinen Schild niedergelegt und Flügel bekommen", schrieb sein Vater Tom Evans auf Facebook. "Mein Herz ist gebrochen."

Der juristisch, medizinisch und ethisch heikle Streit um das Schicksal des knapp Zweijährigen hatte seit Tagen viele Menschen bewegt. Alfie Evans litt an einem fortschreitenden Abbau des Nervengewebes, der sein Gehirn laut den Ärzten fast vollständig zerstört hatte. Seit Dezember 2016 war er im Krankenhaus. Die Ärzte sahen keine Chance auf Genesung und wollten lebenserhaltende Geräte abschalten. Die Eltern klagten dagegen. Das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs gab der Liverpooler Kinderklinik Recht und verfügte den Abbruch der Behandlungen.

Am Montag wurde dann die Sauerstoffversorgung gegen den Willen der Eltern abgestellt. Der Junge atmete zunächst selbstständig weiter - was bei vielen den Eindruck erweckte, für Alfie könne es sehr wohl eine rettende Behandlung geben, die aber durch die Gerichte und das britische Gesundheitssystem unterbunden werde. Ausländische Regierungen bis hin zu Papst Franziskus setzten sich für den Jungen ein.

Papst zeigt sich tief getroffen

Franziskus, der Vater Tom Evans vorige Woche empfangen hatte, appellierte zuletzt via Twitter, es möge "auf das Leiden seiner Eltern und ihre Bitte gehört" werden, "neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen". Er bot an, das Kind in einer Klinik des Vatikanstaat aufzunehmen. Ein britisches Berufungsgericht bestätigte am Mittwoch aber noch einmal das Verbot einer Verlegung. Am Samstag zeigte sich Franziskus erschüttert. "Ich bin vom Tod des kleinen Alfie tief getroffen", ließ das katholische Kirchenoberhaupt mitteilen. "Heute bete ich besonders für seine Eltern, während Gott der Vater ihn in seine zärtliche Umarmung aufnimmt."

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Von Christina Berndt

Italiens Regierung trug dem Kind mit Blick auf die vorbereitete Verlegung die Staatsbürgerschaft an, und auch Polens Staatspräsident Andrzej Duda und die US-Bischofskonferenz setzten sich für den Jungen ein - vergeblich. Am Donnerstag erreichte die öffentliche Empörung weltweit ihren Höhepunkt. Gebets- und Mahnwachen wurden gehalten. Auf dem Petersplatz in Rom versammelten sich mehrere hundert Menschen, entzündeten Kerzen und beteten für das Kind. Alfies Vater sagte dem italienischen Sender TV2000. "Schauen Sie, wie unser Kind von dieser Klinik als Geisel gehalten wird. Das ist ungerecht."

Später nahmen die Eltern die Klinik doch in Schutz. Die Mitarbeiter sahen sich massiven Angriffen ausgesetzt - in Sozialen Netzwerken wie auch öffentlich. Die Polizei musste sogar eingreifen, als Protestierende in die Klinik eindringen wollten. In einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung dankten Alfies Eltern ausdrücklich dem Klinikpersonal "für ihre Würde und Professionalität". Nach den Strapazen der jüngsten Ereignisse wünsche man nun Privatsphäre für alle Betroffenen. "In Alfies Interesse werden wir mit seinem Behandlungsteam an einem Plan arbeiten, der unserem Jungen die Würde und Annehmlichkeiten bietet, die er braucht", so die Eltern des Jungen. Zuvor hatte Tom Evans angekündigt, man wolle alles dafür tun, um Alfie nach Hause zu holen, was nach dem britischen Gesundheitssystem für einen so schwer erkrankten Patienten kaum möglich ist. Dazu ist es nun nicht mehr gekommen.

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