Berlin:Mutter wirft Baby aus Fenster - Haftstrafe

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Sie steckte den Säugling in eine Plastiktüte und warf ihn aus dem fünften Stock in den Innenhof: Der grausame Tod eines wenige Stunden alten Babys in Berlin-Charlottenburg sorgte bundesweit für Entsetzen. Jetzt hat das Berliner Landgericht die 41-jährige Mutter wegen Tötung in einem minderschweren Fall verurteilt.

Vor ihrem Partner verbarg sie die Schwangerschaft: Heimlich brachte eine 41 Jahre alte Frau im vergangenen November einen kleinen Jungen zur Welt - und warf ihn wenige Stunden nach der Geburt aus dem fünften Stock ihrer Wohnung in Berlin-Charlottenburg. Der Säugling starb wenig später an seinen schweren Kopfverletzungen.

Dafür wurde die Mutter jetzt zu einer Haftstrafe verurteilt: Sie muss viereinhalb Jahre hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Gefängnis für die Tat gefordert.

Das Gericht sprach die Frau wegen Totschlags in einem minderschweren Fall schuldig. Die Kammer fand in ihrem Richterspruch deutliche Worte: "Wie Müll" habe sie ihr Kind aus dem Fenster geworfen, hieß es in der Urteilsbegründung. Das Motiv der Tat sei aber unklar geblieben. Die Angeklagte habe keine plausible Erklärung liefern können, sagte der Vorsitzende Richter. Sie habe sehr wohl die Möglichkeit gehabt, anders zu handeln - schließlich sei sie "keine 16 mehr".

Im Prozess hat die 41-jährige bereits gestanden, ihren Sohn getötet zu haben. Im Badezimmer hatte sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Anschließend wickelte sie ihn in eine Mülltüte und legte das Bündel auf das Fensterbrett. Dann reinigte sie nach Überzeugung des Gerichts erst "akribisch" das Bad und warf das Kind anschließend in den Hof. Danach legte sie sich schlafen.

Kurz darauf entdeckte ein 67-jähriger Bewohner des Mietshauses die Leiche des Babys. Der tote Säugling lag nach Polizeiangaben in einer blauen Plastiktüte. Die Ermittlungen führten schnell zur Familie der Tatverdächtigen. So wurde das Kind direkt unter den Fenstern der Wohnung der Mutter gefunden. Vor der Wohnungstür wurden zudem blutverschmierte Tücher entdeckt.

Zwei Kinder zur Adoption freigegeben

Ihr Partner habe keine weiteren Kinder haben wollen, sagte die vierfache Mutter vor Gericht. Von der Schwangerschaft hätten weder ihr Lebensgefährte noch die Behörden etwas gewusst. Der Mann soll während der Geburt und der anschließenden Tat in der Wohnung Computer gespielt haben.

Dem Gericht zufolge gab es keine Anhaltspunkte, dass der Mann bei der Tötung des Kindes eine Rolle gespielt habe. Während der Beziehung mit ihrem Lebensgefährten, den sie inzwischen geheiratet hat, war die Angeklagte zweimal schwanger. Beide Jungen hatte sie jeweils nach der Geburt zur Adoption freigegeben.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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