Bericht zu Trans-Asia-Absturz in Taiwan:Pilot schaltete versehentlich intaktes Triebwerk ab

  • Der Pilot der in Taipeh abgestürzten Trans-Asia-Maschine hat Sekunden vor dem Unglück mit 43 Toten offenbar einen schweren Fehler begangen.
  • Kollegen haben den Mann als nervös und fahrig beschrieben. Kurz vor dem Absturz hat er einen Test im Flugsimulator nicht bestanden, bei dem es ebenfalls um einen Triebwerksausfall nach dem Start gegangen sei.

Im Februar stürzte eine Maschine mit 58 Passagieren und Besatzungsmitgliedern in einen Fluss in Taiwans Hauptstadt Taipeh. 43 Menschen starben bei dem Unglück - darunter auch Pilot und Copilot. Das zweimotorige Turboprop-Verkehrsflugzeug war zuvor mit einer Tragfläche auf einer Brücke aufgekommen und hatte ein Taxi gestreift.

Bereits kurz nach dem Start hatte der Pilot Triebwerksprobleme gemeldet und einen Notruf abgesetzt - aber auch schwere Fehler gemacht. Einem Bericht der taiwanischen Luftfahrtsicherheitsbehörde zufolge stellte er ein funktionierendes Triebwerk ab, nachdem das zweite ausgefallen war. "Wow, ich habe den falschen Schubhebel zurückgezogen", sagte der Trans-Asia-Pilot dem Bericht zufolge acht Sekunden vor dem Crash. Mit einem funktionierenden Triebwerk wäre eine Notlandung der Maschine theoretisch möglich gewesen.

Dass das zweite Triebwerk abgeschaltet worden war, war bereits kurz nach dem Absturz bekanntgeworden. Jedoch gingen die Ermittler bisher nicht von einem Versehen aus, sondern davon, dass der Pilot das funktionierende Triebwerk bewusst abgestellt hatte, um das Flugzeug neu zu starten.

Dem Bericht zufolge gab es zunächst einen Alarm für den Ausfall von Triebwerk 2. Der Unglückspilot am Steuer sagte daraufhin, er werde den Hebel von Triebwerk 1 ziehen. Daraufhin fielen beide Triebwerke aus, im Cockpit brach Chaos aus, während beide Piloten noch versuchten, sie wieder neu zu starten. Zum Schluss ist nur noch der Copilot zu hören mit dem Ausruf: "Aufprall, Aufprall, bereit machen zum Aufprall."

Kritik am Piloten

Den Ermittlern zufolge haben Kollegen den Piloten kritisiert. Er sei "anfällig gewesen, zögerlich zu reagieren, wenn schnelle Reaktionen erforderlich gewesen wären" und während Starts häufig nervös gewesen. Sicherheitsprotokolle habe der Pilot ohne große Sorgfalt und sprachlich ungenau absolviert.

"Nachdem der Pilot den falschen Hebel bedient hatte, verloren beide Triebwerke ihren Schub", sagte Flugsicherheitschef Thomas Wang. Er bestätigte, dass der Pilot am Steuer im vergangenen Jahr einen Test am Flugsimulator nicht bestanden hatte, bei dem es ebenfalls um einen Triebwerksausfall nach dem Start gegangen sei. Die Nachprüfung habe er dann geschafft, so Wang.

Der 41-jährige Pilot war zunächst als Held gefeiert worden, weil er den Absturz der Maschine in ein Wohngebiet verhindert hatte. Einem Medienbericht zufolge wurde seine Leiche im Cockpit gefunden - den Steuerknüppel soll er noch in beiden Händen gehalten haben.

Der Abschlussbericht zu dem Absturz soll im April 2016 vorgelegt werden.

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