Beliebtheit von Pferdefleisch:"Eine schöne Roulade von einem dicken Haflinger"

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Pferdefleisch wird nach Aussagen von Experten stark nachgefragt. (Foto: dpa)

Als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch löste vor einem Jahr einen riesigen Lebensmittelskandal aus. Nach Angaben von Marktforschern haben sich die Essgewohnheiten der Deutschen seitdem aber kaum verändert - viele greifen mittlerweile sogar bewusst zu Pferdefleisch.

Am Genuss von Pferdefleisch scheiden sich die Geister: Die einen ekeln sich, für andere ist es besonderer Genuss. Im vergangenen Jahr hatten Produzenten Verbrauchern falsch deklarierte Konserven und Tiefkühlwaren wie Lasagne mit Pferdefleisch untergejubelt. "Das war kriminell. Verbraucher wollen Ehrlichkeit. Für den Skandal waren Panscher verantwortlich", sagte Rossschlächtermeister Frank Plaumann aus Prenzlau der Nachrichtenagentur dpa.

Seine Befürchtungen, dass sein Berufsstand durch den Skandal in Misskredit gerate, seien aber nicht eingetroffen: "Wir haben mehr Kunden als früher." Der 51-Jährige führt in dritter Generation eine Rossschlächterei in der Uckermark. Jedes Tier, das er schlachtet, verarbeitet und verkauft, nehme er persönlich in Augenschein. Beim ihm enden Pferde, die für die Zucht nicht mehr geeignet sind oder keine Leistung mehr bringen.

Der Skandal habe sich erstaunlicherweise sehr positiv auf sein Geschäft ausgewirkt, sagte Plaumann. Er beobachte in seinem Betrieb mehr Umsatz und Absatz von Pferdefleisch. Von den Neukunden seien sogar etwa 70 bis 80 Prozent dabei geblieben. "Aber einem 13-jährigen Mädchen, das Pferde liebt, kann man nicht vermitteln, Pferdebuletten zu essen", räumte Plaumann ein.

80 Tonnen Pferdefleisch in Brandenburg

Von Januar bis November 2013 wurden nach Angaben des Landesamtes für Statistik in Brandenburg eine Menge von 80 Tonnen Pferdefleisch geschlachtet. Im gleichen Zeitraum 2012 waren es 63 Tonnen. Pferdefleisch wird streng untersucht: Pferde dürften nur geschlachtet werden, wenn sie einen gültigen Pass haben, in denen die Medikamentenvergabe festgehalten sei. Zudem muss jedes Tier vor der Schlachtung von einem amtlichen Fleischbeschauer begutachtet. Dann werden Proben genommen.

Pferdefleisch ist sehr mager, enthalte wenig oder kaum Fett. "Eine schöne Roulade von einem dicken Haflinger, fein marmoriert, ist das beste, was ich auf dem Teller haben kann", sagt der Rossschlachter. Traditionell gut laufen nach seinen Angaben im Laden Buletten, Rouladen und Gulasch. Außerdem seien 15 bis 20 Wurstsorten im Angebot: von Bockwurst über Bierschinken zu Salami. "Wir kommen mit der Produktion manchmal gar nicht hinterher", so Plaumann.

Da Pferdefleisch deutlich weniger Vitamin E als Rindfleisch enthält, wird es schneller ranzig - das Vitamin schützt das Fett davor. Allerdings steckt im Pferdefleisch dreimal so viel Vitamin A wie im Rindfleisch, erklären Lebensmittelexperten. Auch der Kupfergehalt ist etwa dreimal, der Eisengehalt etwa zweieinhalbmal so hoch.

Skepsis gegenüber Tiefkühl-Lasagne

Dass der Pferdefleischskandal so gut wie keinen EInfluss auf das Konsumverhalten der deutschen Verbraucher hat, bestätigt auch das Marktforschungsunternehmen GfK. Der Absatz von Tiefkühlfertigprodukten sei zwei in den Wochen nach dem Bekanntwerden der Betrugsfälle zwar eingebrochen. "Doch bereits nach einigen Monaten sind viele Verbraucher aber wieder zu ihren ursprünglichen Kauf- und Konsumgewohnheiten zurückgekehrt", sagte GfK-Expertin Ilona Beuth. Lediglich bei Tiefkühl-Lasagne sei auch im zweiten Halbjahr 2013 noch deutliche Zurückhaltung zu spüren gewesen.

In dem Pferdefleischskandal hatten Händler europaweit im großen Stil Pferdefleisch als Rindfleisch verkauft. Lebensmittelhersteller verarbeiteten es vor allem in Fertigprodukten. In Deutschland entdeckten Landesbehörden in mehr als 180 Proben Pferde-DNA, zahlreiche Produkte wurden zeitweise aus dem Verkehr gezogen.

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