Artikel über Affäre mit Clinton:Monica Lewinsky sieht sich als "Sündenbock"

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Monica Lewinsky auf einem Foto aus dem Jahr 1998. (Foto: AFP)

Jahrelang hat Monica Lewinsky über ihre Affäre mit Bill Clinton geschwiegen, jetzt äußert sie sich umfassend in der US-Zeitschrift "Vanity Fair". Es geht um das Verhältnis zum damaligen US-Präsidenten, um öffentliche Demütigung - und um ihre persönliche Zukunft.

Lange Zeit galt sie als berühmteste Praktikantin der Welt, dann wurde es still um Monica Lewinsky. Jetzt äußert sich die heute 40-Jährige zum ersten Mal umfassend über ihre Affäre mit Bill Clinton. Der Artikel erscheint am Donnerstag in der US-Ausgabe der Vanity Fair. Einige Auszüge wurden bereits im Voraus veröffentlicht.

  • Über das Verhältnis zu Bill Clinton schreibt Lewinsky: "Ich bedauere zutiefst, was passiert ist". Natürlich habe ihr Chef sie ausgenutzt, als das Verhältnis 1995 begann. "Aber ich werde auf diesen Punkt beharren: Es war eine Beziehung im gegenseitigen Einverständnis."
  • Erst nachdem die Affäre öffentlich wurde, habe sich ihre Situation verschlimmert. Es sei zu einem "Missbrauch" gekommen, als sie zum "Sündenbock" gemacht wurde, um Bill Clintons Machtposition zu schützen. Das politische Personal (auf Seite Clintons wie auch auf der Seite seiner Gegner) sowie die Medien hätten sie gebrandmarkt. Wegen des Spotts, dem sie sich weltweit ausgesetzt sah, habe sie zeitweise Suizidgedanken gehegt.
  • In der Folgezeit habe sie Angebote abgelehnt, die ihr "mehr als zehn Millionen Dollar" eingebracht hätten. Stattdessen habe sie sich um Jobs im Bereich Kommunikation und Marketing bemüht, sei aber wegen ihrer "Vorgeschichte" von Arbeitgebern abgelehnt worden. Später versuchte sich Lewinsky an einem eigenen Handtaschen-Label und studierte in London Psychologie.

Jetzt, 16 Jahre nachdem die Affäre ans Licht kam, wolle sie dieses Kapitel ihres Lebens endlich hinter sich lassen, begründet Lewinsky ihren erneuten Schritt in die Öffentlichkeit. "Es ist an der Zeit, das Barett zu verbrennen und das blaue Kleid zu beerdigen", erklärt die 40-Jährige in Anspielung auf zwei Kleidungsstücke, die während des Skandals zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten. Das Barett trug die damalige Praktikantin auf einem Foto, das sie bei einer Umarmung mit Clinton zeigte. Ihr blaues Kleid, auf dem sich Samenspuren von Clinton befunden haben sollen, wurde zu einem der wichtigsten Beweismittel gegen den Präsidenten.

Die außereheliche Affäre mit Lewinsky hätte den Präsidenten fast zu Fall gebracht. Das Repräsentantenhaus leitete im Dezember 1998 ein Amtsenthebungsverfahren wegen Verdachts des Meineids und der Behinderung der Justiz ein. Clinton hatte ausgesagt, kein sexuelles Verhältnis mit der Praktikantin gehabt zu haben. Die Vorwürfe standen auch im Zusammenhang mit dem Skandal um die Staatsangestellte Paula Jones, die Clinton wegen sexueller Belästigung verklagt hatte. Der Senat sprach den Präsidenten aber frei, weil bei der Abstimmung im Februar 1999 nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit zustande kam.

In den vergangenen Jahren hatte Monica Lewinsky über ihr Verhältnis mit dem einst mächtigsten Mann der Welt geschwiegen. Spekulationen, nach denen sie im Gegenzug für ihr Schweigen in den vergangenen Jahren von den Clintons Geld erhielt, weist sie zurück. "Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein", betont sie in der Vanity Fair.

Konkret, schreibt Lewinsky, habe sie auch das Schicksal des US-Studenten Tyler Clementi nun zu dem Schritt in die Öffentlichkeit bewogen. Der junge Mann hatte 2010 Suizid begangen, nachdem er im Internet für seine Beziehung zu einem Mann gemobbt wurde. Der Fall sorgte über die Grenzen der USA hinaus für Empörung. Da sie selbst "wahrscheinlich die erste Person war, deren globale Demütigung durch das Internet angetrieben wurde", wolle sie sich in Zukunft verstärkt für Opfer von Erniedrigung und Bedrohung im Netz engagieren.

Lewinsky deutet zudem an, dass sie die Affäre auch mit Blick auf die Ambitionen von Clintons Ehefrau Hillary bei der Präsidentschaftswahl 2016 endlich aus der Welt schaffen wolle. Jetzt sei es an der Zeit, damit aufzuhören, "auf Zehenspitzen um meine Vergangenheit und um die Zukunft von anderen Leuten zu schleichen".

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