Anklage nach Vergewaltigung in Indien:Vater des Opfers fordert Todesstrafe

Mutmaßliche Vergewaltiger in Indien vor Gericht

Fünf der sechs Tatverdächtigen sind nach der brutalen Vergewaltigung einer jungen Inderin angeklagt worden. Ihnen droht die Todesstrafe.

(Foto: REUTERS)

Sie sollen seine Tochter in Delhi so schwer misshandelt haben, dass sie an ihren Verletzungen starb. Deswegen hat der Vater des indischen Vergewaltigungsopfers nun die Todesstrafe für die mutmaßlichen Täter gefordert. Gegen fünf der sechs Männer ist jetzt Anklage erhoben worden - wegen Mordes.

"Das ganze Land verlangt, dass diese Monster gehängt werden. Ich denke genauso." Der Vater des indischen Vergewaltigungsopfers hat für die mutmaßlichen Peiniger seiner verstorbenen Tochter die Todesstrafe gefordert. Seit diesem Donnerstag ist diese Forderung eine Option: Gegen fünf der sechs Tatverdächtigen ist Anklage wegen Mordes erhoben worden. Dafür kann in Indien die Todesstrafe verhängt werden.

Die Beschuldigten müssten sich außerdem wegen Gruppenvergewaltigung, Entführung und weiterer Straftaten verantworten, berichtete der Nachrichtensender CNN-IBN. Bei dem sechsten Beschuldigten soll noch überprüft werden, ob er, wie von ihm angegeben, minderjährig ist. Dann würde er vor ein Jugendgericht gestellt.

Über die Erwachsenen soll eines von fünf neuen Schnellgerichten in Delhi urteilen. Diese Institutionen wurden erst am Mittwoch als Konsequenz aus der Gräueltat geschaffen. Das Bezirksgericht, das mit dem Vergewaltigungsfall befasst ist, musste noch Pflichtverteidiger für die Angeklagten finden. Die Anwaltskammer hatte zuvor mitgeteilt, niemand wolle die mutmaßlichen Täter verteidigen.

Eine 23-jährige Studentin war Mitte Dezember in einem Kleinbus in der indischen Hauptstadt Delhi von mehreren Männern vergewaltigt, mit Eisenstangen misshandelt und aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Ihr Begleiter wurde ebenfalls verletzt.

Die Frau kämpfte fast zwei Wochen lang um ihr Überleben. Zuletzt wurde sie in einer Klinik in Singapur behandelt, wo sie am vergangenen Samstag an ihren schweren Verletzungen starb.

Mächtige Frauen und geduldete Gewalt

Die Lage der Frauen in Indien ist paradox. Niemand im Land ist mächtiger als Kongresspartei-Chefin Sonia Gandhi. Parteifreundin Sheila Dikshit ist seit 13 Jahren Ministerpräsidentin Neu Delhis. Polizeichefin im Süden der Hauptstadt - wo die Studentin in einem fahrenden Bus vergewaltigt wurde - ist eine Beamtin namens Chhaya Sharma. Bollywood-Stars wie Aishwarya Rai sind weltberühmt.

Wer als Inderin allerdings nicht das Glück hat, zu den Reichen, Prominenten und Mächtigen oder zumindest zur aufstrebenden Mittelklasse zu gehören, ist der männerdominierten Welt viel schutzloser ausgeliefert. Vergewaltigungen verarmter Frauen auf dem Land sind Alltag, fanden aber bislang kaum öffentliche Beachtung. Sexuelle Belästigung wird häufig als Kavaliersdelikt abgetan, was schon der Sprachgebrauch unzweifelhaft klarmacht: "Eve teasing", in etwa "Eva necken", ist der verharmlosende Ausdruck dafür.

Die ermordete 23-Jährige verkörperte die neue Generation des Landes, die aus ärmlichen Verhältnissen in die Mittelschicht strebt. Indische Medien berichteten, ihr Vater - ein Arbeiter - habe ihr das Studium ermöglicht, indem er ein Stück Land verkaufte. Sie sei in der Schule unter den Besten gewesen und habe in ihrem Viertel in Delhi als Vorbild gegolten. "Die ganze Nachbarschaft war stolz auf sie", zitierte der Sunday Express einen Freund des Opfers aus der Gegend. Sie habe studieren und es im Leben zu etwas bringen wollen, "um ihrer Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen".

Nur in den "seltensten von seltenen Fällen", so bestimmte das Verfassungsgericht 1980, darf in Indien die Todesstrafe verhängt werden. Noch seltener wird sie vollstreckt. Zum ersten Mal seit acht Jahren war dies im November geschehen, als der überlebende Attentäter der Anschläge in Mumbai im Jahr 2008 mit dem Tode bestraft wurde.

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