Fragen und Antworten:Was jetzt aus dem deutschen Papst wird

Wie ist der Rücktritt eines Papstes geregelt? Gibt es für Benedikt eine Alternative zum Kloster? Wer ist Favorit für die Nachfolge als Kirchenoberhaupt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Johannes Kuhn

Kann der Papst zurücktreten? Ja - in Canon 332 Paragraf 2 des Codex des kanonischen Rechts ist dieser Fall explizit festgehalten. Dort heißt es:

"Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, daß er von irgendwem angenommen wird."

Detailliertere Bedingungen werden nicht genannt.

Ist Benedikt XVI. der erste Papst, der sein Amt niederlegt?

Nein. Allerdings ist dieser Vorgang äußerst selten und somit ein historischer Vorgang. In der Kirchengeschichte sind nur zwei Fälle bekannt: 1284 dankte Papst Coelestin V. nach nur einem halben Jahr im Amt ab. Wie Benedikt gab der 84-Jährige damals gesundheitliche Gründe an, er war allerdings sowohl mit den Aufgaben des Amtes überfordert, als auch in starke Abhängigkeit des neapolitanischen Königs Karls II. geraten. Coelestin lebte danach als Eremit. 1415 legte auch Gregor XII. sein Amt nieder. Nur dankte er nicht freiwillig ab: Zu diesem Zeitpunkt hatte die katholische Kirche drei Päpste gleichzeitig, eine Neuwahl sollte die Spaltung der Kirche verhindern. Auch Felix V. trat zurück - er firmiert in der Kirchengeschichte allerdings als "Gegenpapst".

Was passiert jetzt?

Am 28. Februar wird Benedikt sein Amt niederlegen, Kardinalsstaatssekretär und die Kardinalspräfekten müssen ebenfalls zurücktreten. Danach sind die Katholiken zunächst, wie nach dem Tod eines Papstes, ohne Oberhaupt. Innerhalb von 15 bis 20 Tagen muss ein Konklave stattfinden - laut Vatikan soll die Wahl noch vor Ostern (ab 28. März bis 31. März) stattfinden. Dabei kommen Kardinäle unter 80 Jahren aus aller Welt in Rom zusammen, um hinter verschlossenen Türen den neuen Papst zu wählen. Hier gilt die Zweidrittelmehrheit - die Regel, wonach nach 33 Wahlgängen eine einfache Mehrheit genügt, schaffte Benedikt selbst wieder ab.

Was wird aus Benedikt?

Laut seinem Sprecher wird sich Benedikt direkt nach dem Rücktritt zunächst in den Papstpalast in Castel Gandolfo zurückziehen, später soll er im bisherigen Karmel-Kloster innerhalb des Vatikans eine "abgeschiedene Wohnung" erhalten. An der Wahl seines Nachfolgers wird er nicht teilnehmen - er wäre ohnehin ob seines Alters nicht stimmberechtigt. Der Papst hatte in seiner Erklärung angekündigt, der Kirche weiter "mit einem dem Gebet gewidmeten Leben" zu dienen. Im katholischen Recht ist geregelt, dass Kirchenoffizielle nach ihrem Rücktritt den Titel Emeritus annehmen - Benedikt wäre in diesem Fall also "Papa Emeritus". Unklar ist, welche Pensionsansprüche er geltend machen kann - der letzte Rücktritt eines Papstes liegt immerhin fast 600 Jahre zurück.

Wer sind die Favoriten für die Nachfolge?

Bereits vor der Wahl Benedikts im Jahr 2005 war gemutmaßt worden, dass es Zeit für einen afrikanischen Papst sein könnte. Ist es 2013 so weit? Zumindest werden dem ghanaischen Kardinal Peter Turkson gute Chancen eingeräumt, der mit 64 Jahren womöglich auch eine längere Amtszeit vor sich hätte. Auch der emeritierte Kurienkardinal Francis Arinze aus Nigeria wird vereinzelt genannt, er ist allerdings bereits 80 Jahre alt. Weitere Kandidaten: Der Kanadier Marc Ouellet, 68, der Italiener Angelo Scola, 71, der Argentinier Leonardo Sandri, 69, und Óscar Rodríguez Maradiaga, 70, aus Honduras.

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