Drogenkrieg in Mexiko:Mexikanisches Gericht lässt Drogenboss laufen

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Er soll für den Tod eines DEA-Agenten verantwortlich sein und galt in den 80er Jahren als einer der mächtigsten Drogenbosse Mexikos: Nach fast 30 Jahren in Haft hat ein Gericht nun die Freilassung Rafael Caro Quinteros wegen Verfahrensfehlern angeordnet.

Wegen Verfahrensfehlern hat ein mexikanisches Gericht nach 28 Jahren in Haft die Freilassung des einst mächtigen Drogenbosses Rafael Caro Quintero angeordnet. Der heute 60 Jahre alte Gründer des Guadalajara-Kartells sei sofort auf freien Fuß zu setzen, teilten die Justizbehörden mit. Wegen des Mordes an einem Agenten der US-Anti-Drogen-Polizei DEA war Caro Quintero zu 40 Jahren Haft verurteilt worden.

Laut Medienberichten verließ Caro Quintero das Gefängnis bereits am Freitagmorgen. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft sagte hingegen, Caro Quintero befinde sich weiterhin in Gewahrsam. Zunächst müsse geprüft werden, ob ein alter Auslieferungsantrag der Vereinigten Staaten noch gültig sei.

Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam sagte am Abend, er respektiere die Entscheidung des Gerichts zwar, sei allerdings sehr besorgt. Seine Behörde werde prüfen, ob Caro Quintero wegen der besonderen Schwere der Schuld weiterhin festgehalten werde könne, kündigte er an.

Die DEA zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung des mexikanischen Gerichts. Caro Quintero sei der Drahtzieher des Mordes an dem DEA-Agenten Enrique Camarena Salazar gewesen, hieß es in einer Pressemitteilung der US-Behörde. Man werde alles daran setzen, Caro Quintero in den Vereinigten Staaten erneut den Prozess zu machen.

DEA-Agent Camarena Salazar und sein Pilot Alfredo Zavala Avelar waren im Februar 1985 in Guadalajara im Bundesstaat Jalisco entführt worden. Monate später wurden die Leichen der beiden Männer gefunden. Caro Quintero soll die Morde angeordnet haben. Das Gericht stellte nun Verfahrensfehler fest. Da es sich bei dem DEA-Agenten nicht um einen Diplomaten oder konsularischen Mitarbeiter gehandelt habe, hätte Caro Quintero nicht vor ein Bundesgericht gestellt werden dürfen.

Stattdessen hätten die Vorwürfe gegen ihn vor einem einfachen Gericht verhandelt werden müssen. Die Strafe für seine übrigen Vergehen habe er bereits verbüßt. Caro Quintero zählte in den 80er Jahren zu den mächtigsten Kartell-Chefs Mexikos. Gemeinsam mit Miguel Ángel Félix Gallardo und Ernesto Fonseca Carrillo gründete er das Guadalajara-Kartell, aus dem später die Kartelle von Sinaloa und Juárez hervorgingen. Er soll zeitweise über 4000 Menschen zur Arbeit auf seinen Drogenplantagen im Bundesstaat Chihuahua gezwungen haben. Zudem gilt er als Pionier in der Zusammenarbeit mit den großen kolumbianischen Kartellen.

1985 wurde Caro Quintero mit seiner Freundin Sara Cristina Cosío Vidaurri Martínez in Costa Rica festgenommen. Vidaurri stammt aus einer mächtigen Politikerfamilie in Jalisco und war mit einem ehemaligen Gouverneur des Bundesstaats verwandt. Wegen Mordes, Drogenhandels, der Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verstößen gegen das Waffengesetz wurde Caro Quintero 1989 zu insgesamt 199 Jahren Haft verurteilt. Die Höchststrafe in Mexiko beträgt allerdings 40 Jahre, das Strafmaß wurde entsprechend reduziert.

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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