Zukunft der Schwabinger 7:Ein Prosit auf die Finanzkrise!

Lesezeit: 2 min

Eigentlich sollte die Schwabinger 7 seit heute dicht sein. Doch die legendäre Kneipe konnte auch diesmal wieder den Kopf aus der Schlinge ziehen.

Lisa Sonnabend

Samstagnacht, Schwabinger 7: Münchens Nachtschwärmer drängen die Treppe der Kneipe hinunter, Jimi Hendrixs "Crosstown Traffic" dröhnt aus den Lautsprechern, die Gäste prosten sich mit Bier und Schnaps zu. Seit die Finanzkrise Deutschland erreicht hat, wird in der Schwabinger 7 noch ausgelassener gefeiert. Denn ohne die Krise hätte die Rockerkneipe dichtmachen müssen.

Die Party geht weiter: Wirt Gerd Waldhauser in der Schwabinger 7. (Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Immobilieninvestor erwarb 2008 das Gebäude in der Feilitzschstraße 7, zu dem auch die Schwabinger 7 gehört. Der Mietvertrag von Wirt Gerd Waldhauser, der von allen hier nur Manila genannt wird, lief zum 31. März 2009 aus; denn der Investor wollte das Gebäude abreißen und Neubauten errichten. Doch dann kam im Januar die Wende, Waldhauser wurde mitgeteilt: Die Schwabinger Sieben kann nun doch bis mindestens Ende 2009 bleiben.

Durch die Wirtschaftskrise ist der Investor in Schwierigkeiten gekommen. "Ich vermute, andere Projekte haben nun mehr Priorität", berichtet Waldhauser am Telefon. "Bei uns bleibt deswegen alles so wie immer."

Für den Fall der Fälle hatte er zwar schon "die Fühler nach etwas Neuem ausgestreckt", wie er geheimnisvoll sagt. Doch nun rechnet er damit, dass die Party auch im Jahr 2010 in einer der letzten aus Kriegsschutt erbauten Baracken Münchens weitergeht.

Vor 40 Jahren übernahm Waldhauser die Schwabinger 7. "Damals haben die Leute zu mir gesagt: 'Du Idiot, du gibst denen auch noch Geld für die alte Baracke'", erzählt der Wirt. Auch damals war die Nutzung schon für andere Zwecke vorgesehen, immer wieder stand es nicht gut um die Zukunft der Kneipe, doch bislang ging es stets irgendwie weiter.

"Eine Kneipe zu eröffnen war mein Traum gewesen", sagt Waldhauser. "Und den lebe ich immer noch." Nach vier Jahrzehnten ist er allerdings nicht mehr jeden Abend hier, er zieht im Hintergrund die Fäden. "Die Schwabinger 7 soll kein Laden sein, der mit seinen Gästen alt wird", sagt der 66-Jährige. "Ich würde nur ständig Joe Cocker und die Rolling Stones auflegen." Er überlässt das tägliche Geschäft mehr und mehr seinen jungen Mitarbeitern - und freut sich, dass neben Stammgästen auch jede Menge Vertreter der Jugend kommen.

Waldhauser bleibt gelassen, wenn er von der Zukunft seiner Kneipe spricht. Nur eines ärgert ihn: Immer wieder macht das Gerücht die Runde, das endgültige Aus seiner Kneipe sei besiegelt. Erst neulich stand dies wieder in der Zeitung, obwohl doch das Ende schon längst wieder nach hinten verschoben wurde. Denn dann kommen die Münchner aufgebracht in die Kneipe - und er hat seine liebe Mühe, sie zu trösten und glaubhaft zu versichern: Es geht weiter.

Waldhauser sagt in solchen Situationen gerne zu seinen Gästen: "Eigentlich haben wir die letzten 40 Jahre geschenkt bekommen. Es ist ein Wunder, dass die Schwabinger 7 überhaupt solange durchgehalten hat. Das sollten wir feiern."

© sueddeutsche.de/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: