Zu Besuch bei Josef Schmid:Ein Büro wie aus einer anderen Zeit

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Hinter der Schrankwand in Josef Schmids Büro verbirgt sich eine Geheimtür. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Gewöhnungsbedürftige Auslegware, ein alter Schreibtisch und eine Geheimtür: Der Zweite Bürgermeister Josef Schmid hat das angestaubte Büro von Hep Monatzeder übernommen. Nun muss er kreativ werden.

Von Dominik Hutter

Zu Josef Schmid geht es abwärts, das hat der Architekt so gewollt. Fünf hölzerne Stufen trennen das Vorzimmer vom Bürgermeisterbüro - weil die Etagen nicht ganz zusammenpassen. Schmid residiert im älteren Teil des Neuen Rathauses, der Raum seiner Sekretärin wurde erst ein Vierteljahrhundert später angebaut.

Von außen ist die Schwelle kaum zu sehen, und auch in den labyrinthischen Aufgängen des neugotischen Baus fallen die Zusatzstufen nicht weiter auf. Bei Schmid sind sie unübersehbar, die kleine Treppe befindet sich direkt neben den Stühlen seines Konferenztischs. Den CSU-Politiker stört das nicht. "Ehrwürdig" sei dieses Gebäude, schwärmt er. Auch wenn es im Sommer manchmal recht heiß wird.

Josef Schmid hat vieles so gelassen, wie er es vorgefunden hat. Nur den Schreibtischstuhl ließ er austauschen und die Bilder abgehängen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

An der Außenfassade, direkt neben Schmids Fenster, sitzt Prinzregent Luitpold hoch zu Ross und schaut auf das quirlige Treiben unten am Marienplatz. "Total schön" sei diese Szenerie, schwärmt der Zweite Bürgermeister. "Der schönste Arbeitsplatz Münchens". Wenn auch nicht der perfekteste: Die von Vorgänger Hep Monatzeder übernommene Auslegware gefällt außer dem Chef niemandem im Schmid-Büro, und anders als seine Bürgermeisterkollegen hat der CSU-Mann auch keine eigene Toilette.

Dafür verbirgt sich ein giftgrünes Waschbecken hinter den Türen seiner raumhohen Eichenschrankwand. Darüber prangt eine "Alibert"-Badezimmergarnitur aus Plastik - die Siebziger lassen grüßen. Eine Schranktür weiter ist ein Notausgang versteckt. Falls ein Besucher im Vorzimmer ausflippt, kann der Bürgermeister unauffällig das Weite suchen.

Der Chefsessel ist entsorgt

Schmid setzt auf Bescheidenheit, der Raum sieht noch fast genauso aus wie bei Hep Monatzeder. Nur die Bilder wurden abgehängt und dem Lenbach-Haus zurückgegeben, sie entsprachen nicht dem Geschmack des neuen Amtsinhabers. Und auch den ledernen Chefsessel hat Schmid entsorgt - zugunsten des vertrauten Bürostuhls aus den CSU-Fraktionsräumen. "Zu protzig" sei das Ding gewesen, findet der in Allach aufgewachsene Metzgerssohn.

Schmid hat für seine SPD-Kollegin Christine Strobl auf den Einzug in die Räume verzichtet, die eigentlich dem Zweiten Bürgermeister vorbehalten sind. Dafür verfügt er als einziger noch über ein zweites Chefbüro mit Dachterrasse - im Wirtschaftsreferat, dessen Leitung er nebenher miterledigt. Der Raum im fünften Stock an der Herzog-Wilhelm-Straße, in dem einst Dieter Reiter tätig war, wird allerdings nur noch für Besprechungen genutzt. Schmid bevorzugt das Rathaus.

Für eine persönliche Note sorgen Familienbilder. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Überraschungsbesuche seiner Frau Nathalie muss der zweifache Familienvater nicht fürchten - ihr Konterfei findet sich gleich mehrfach im Büro. Ansonsten merkt man, dass der Amtsinhaber erst gerade neu eingezogen ist, die Wände sind kahl, die Zahl persönlicher Gegenstände überschaubar. In einer Plastiktüte steht eine gerahmte Urkunde der Damischen Ritter zum Aufhängen bereit, auf einem Schränkchen lehnt ein Hinterglasbild des heiligen Christophorus neben einem weißen Fahrradhelm. Dazu kommen ein bayerischer Porzellanlöwe und ein kleiner Moriskentänzer. Auf dem Schreibtisch wartet ein Stapel Autogrammkarten. Falls mal eine Schulklasse den Abstieg wagt.

© SZ vom 29.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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