Angriff in der Blumenau:Jugendliche verprügeln Sanitäter

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Eine Gruppe Jugendlicher streitet sich mit einem Rentner. Ein Rettungssanitäter mischt sich ein und erntet dafür Schläge und Fußtritte. War er mutig oder leichtsinnig? Die Polizei hat darauf eine klare Antwort.

Von Stephan Handel, München

Eingreifen oder wegschauen? Diese Grundfrage der Zivilcourage hat ein 34-jähriger Rettungssanitäter am Montagabend für sich entschieden. Er hat sich eingemischt - das brachte ihn ins Krankenhaus. Der Mann war mit seiner Familie in einem Einkaufszentrum in der Blumenau. In dessen Innenhof spielte eine Gruppe von acht bis zehn Jugendlichen Fußball, offensichtlich nicht sehr gekonnt, denn statt von Fuß zu Fuß flog der Ball auch gegen die Fensterscheibe eines Cafés. Ein etwa 70 Jahre alter Herr hob den Ball auf und forderte die Jugendlichen auf, doch nebenan auf einem Bolzplatz weiterzuspielen.

Das wollten die Burschen sich nicht bieten lassen. Einer von ihnen wollte den Ball zurückholen und bedeutete gleichzeitig dem Mann, dass er sich nicht einmischen solle - auf durchaus bedrohliche Weise, Nase an Nase standen sich die beiden gegenüber.

Einer hält den Sani fest, der andere schlägt ihn

In diesem Moment schritt der Rettungssanitäter ein. Er nahm dem Senior den Ball aus der Hand, gab ihn dem Jugendlichen zurück und sagte ebenfalls, sie sollten doch woanders spielen. Ein Mann aus der Fußballer-Gruppe, 20 Jahre alt, zwei Meter groß, fing nun einen Streit mit dem Sanitäter an, der schließlich in Festhalten und Schubsen mündete.

Andere Jugendliche aus der Gruppe kamen hinzu, einer hielt den Sani von hinten fest, ein anderer schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Schläge und Fußtritte trafen ihn in den Bauch, den Rücken und den Kopf. Auf einmal jedoch ließen die Schläger von ihrem Opfer ab und flüchteten - offensichtlich hatten sie mitbekommen, dass die Polizei verständigt worden war.

Der Polizei sind einige der Schläger bekannt

Das Opfer war in Begleitung seiner Frau und zweier Kinder unterwegs. Diese wurden zwar nicht behelligt, mussten den Angriff jedoch mit ansehen. Bei dem Mann wurden im Krankenhaus Prellungen, Abschürfungen und Schwellungen festgestellt, eine ambulante Behandlung genügte jedoch. Bei der Kriminalpolizei erkannte er mehrere Mitglieder der Schlägertruppe auf Bildern wieder, sie waren zumindest zum Teil polizeibekannt.

Einer von ihnen, ein 17-jähriger Schüler, wird als Intensivtäter geführt. Er wurde mittlerweile zu dem Vorfall vernommen, verweigerte jedoch die Aussage. Zwei weitere Verdächtige, ein 15-jähriger Schüler und ein 17-jähriger Arbeitssuchender, wurden während der Sofortfahndung gefasst, sie streiten jedoch jede Tatbeteiligung ab.

Den Mut, den der Sanitäter bewiesen hat, kann die Polizei indes nicht empfehlen. Die erste Regel laute, sich nicht selbst zu gefährden, sagte ein Sprecher. "Besser wäre gewesen, er hätte gleich die Polizei gerufen." Die ist nun damit beschäftigt, Zeugen zu finden, die den Vorfall beobachtet haben: am Montag gegen 17.40 Uhr, Blumenauer Straße 10b. Vor allem der ältere Herr aus dem Café wird gebeten, sich zu melden. Er hat sich offensichtlich entfernt, ohne seine Kontaktdaten zu hinterlassen.

© SZ vom 24.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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