Ist das wirklich noch eine "geschlossene Gesellschaft", wenn im Zehnminutentakt eine Straßenbahn durch sie hindurchfährt? Es handelt sich hier um die Zehnjahresfeier von "Schumann's Tagesbar" in den Fünf Höfen, und weil die Bar viel zu klein ist für etwa 200 Gäste, stehen die meisten von ihnen draußen auf der Maffeistraße, wo auch die Trambahnlinie 19 verkehrt. Und so vollzieht sich bald alle zehn Minuten das gleiche Schauspiel: Tram klingelt, Menge weicht zurück, Tram fährt vorbei, Menge weitet sich wieder aus.
Die "Schumanns Tagesbar" in den Fünf Höfen feiert sein Zehnjähriges: Charles Schumann serviert den Gästen Leckereien und Getränke, Sohn Marvin versucht sich als DJ.
Zur Feier des Tages schauen auch ein paar Stammgäste aus dem eigentlichen "Schumann's" vom Hofgarten vorbei: der Schriftsteller Albert Ostermaier etwa, oder Ministerialdirigent Toni Schmid aus dem Kunstministerium und der Karikaturist Luis Murschetz. Letztere zwei beschließen jedoch bald, in die Hauptniederlassung umzuziehen.
Derweil serviert Charles Schumann mit der gewohnten Mischung aus Grandezza und gespielter Wurstigkeit Tartar auf Holzofenbrot oder Safranrisotto mit Pfifferlingen und sorgt dafür, dass keinem seiner Gäste die Getränke ausgehen. Sein Sohn Marvin, der sonst in Wien studiert, bewährt sich als DJ und hat nur das Pech, dass bei dem knappen Platz niemand tanzen kann.
Aber man geht ja auch nicht zu Schumann's, um zu tanzen. Sondern um da zu sein. Und manche wohl auch, um sich sehen zu lassen oder, wie am Montagabend, um zu zeigen, was sich aus Botox alles machen lässt.
Die meisten Bewunderer findet freilich Sarah, die spanische Windhündin der Rasse Galgo español, die den ganzen Abend über auf einer weißen Wolldecke ruht und einen derart blasierten Blick draufhat, wie ihn sonst keine Münchner Blondine hinkriegt. Und das will nun wirklich etwas heißen!