Zehn Jahre Youtube:Die besten Videos aus München

Lesezeit: 6 min

Ein Obsthändler bekommt einen Imagefilm, eine Horde Gorillas renoviert eine abbruchreife Bude und ein renommierter Dirigent ein Trikot des FC Bayern: Neun Clips aus München, die für Schlagzeilen gesorgt haben.

Von SZ-Autoren

Seit der Gründung des Videoportals Youtube vor zehn Jahren laden auch die Münchner massenweise hoch, was sie mit der Kamera oder dem Smartphone festgehalten haben. Gut 2,7 Millionen Filme gibt es bei Youtube derzeit allein unter dem Stichwort München. Ein paar davon haben in den vergangenen Jahren Schlagzeilen gemacht:

Gorillas im Einsatz

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"Ich glaub echt, Ihr reißt das Ding nicht ab, denn irgendwie wirft das doch ein Scheißlicht auf die Stadt", rappt Keno von Moop Mama im März 2013. Die Münchner Bläser-Hiphop-Band gehört zu einer Horde von Menschen in Gorillakostümen, die in ein leer stehendes Wohnhaus in der Müllerstraße eindringen und diesem eine Blitzsanierung verpassen - obwohl die Stadt es für abbruchreif hält.

Das Video dazu stammt von der Aktivistengruppe Goldgrund Immobilien. Darin zu sehen sind unter anderem auch Marcus H. Rosenmüller, Mehmet Scholl und Dieter Hildebrandt. Aus der kreativen Protestaktion entstand ein ernsthaftes Projekt.

Unter dem Namen "Bellevue di Monaco" wollen die Goldgrund-Leute ein Begegnungszentrum für Flüchtlinge und in München ansässige Bürger schaffen. Betrieben werden soll es von einer Sozialgenossenschaft. Das Konzept hat die Politik überzeugt und zu einem ungewöhnlichen Schritt bewegt: Im Januar 2015 nahm der Stadtrat den Abrissbeschluss zurück und machte den Weg frei für Bellevue in der Müllerstraße 2 bis 6. Keno hat recht behalten.

Sebastian Krass

Bananen-Business

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Ein bisschen bunter und bekannter als die anderen Obsthändler der Stadt war Dieter Schweiger, genannt Didi, ja schon immer. Als aber im Dezember 2013 ein professioneller Imagefilm über den Chief Executive Officer des Obststand-Unternehmens vor der Universität auf den Plattformen Youtube und Vimeo auftaucht, dürften die anderen Kollegen schon etwas neidisch gewesen sein: Kameradrohnen, Hochglanzbilder und eine bekannte, sonore Stimme, die von Nachhaltigkeit bis Synergieeffekte keine Worthülse auslässt.

Dieter Schels, der sonst große Unternehmen teuer in Szene setzt, hat sich den Spaß erlaubt, Didis Obststand mit dem gleichen Aufwand zu inszenieren. "Unsere Logistik ist stets ganzheitlich, zeitgemäß und zuverlässig", tönt es, während Didi im Bild zwei Obstkisten auf einer Sackkarre über die Leopoldstraße schiebt, die "individuelle Qualitätskontrolle" ist ein herzhafter Biss in den Apfel. "S'Lebn is a Freid!" heißt die vier Minuten lange "Mutter aller Imagefilme", die allein auf Youtube inzwischen mehr 300 000 Mal geklickt wurde.

Martin Hammer

München im "Happy"-Rausch

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Alles wegen Pharrell Williams. Der US-Musiker inspiriert 2014 mit seinem 24-Stunden-Video zu "Happy" weltweit sehr viele Menschen, durch die Gegend zu tanzen. Berlin, Warschau, London oder Montréal: In mehr als 400 Städten verstehen die Menschen den Song als Aufforderung, demonstrativ zu zeigen, wie glücklich sie sind. "Das ist nicht länger mein Song", erklärt Pharrell Williams in einer Talkshow - und meint das nicht als Kritik.

Auch in München entstehen mehrere Videos, sieben sind alleine unter wearehappyfrom.com gelistet. Der schönste Clip heißt schlicht "Happy - We are from Munich" und wurde zwar nur lächerliche 22 000 Mal geklickt, besticht aber dadurch, dass er auf billige Klischees (Brezn, Bier, nur eine Dirndl-Trägerin) verzichtet. Die Stadt dient hier nur als Kulisse, es geht schließlich ums Happysein. Am schönsten ist ein Bild gegen Ende: Sehr viele, sehr fröhliche Münchner tanzen auf dem Olympiaberg vor dem Sonnenuntergang.

Anne Hemmes

Ein sehr mühseliger Prozess

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Das Internet hat ein fieses Gedächtnis. Es erinnert sich nicht an die Meriten, die sich ein Politiker verdient hat. Sondern an so etwas wie die Transrapid-Rede von Edmund Stoiber aus dem Jahr 2002. Jonny König hat sie gut zehn Jahre später für seine Abschlussarbeit an der Popakademie Baden-Württemberg vertont - auf seinem Schlagzeug.

Sechs Monate lang hat er die Rede in Ein-Sekunden-Schnipsel eingeteilt und sie nach und nach für sein Instrument interpretiert. "Es war ein sehr, sehr mühseliger Prozess, aber es hat sich gelohnt", erklärte König der SZ Anfang 2013. Dem muss man zustimmen. Unter den unzähligen Mitschnitten, die es zur Rede gibt, sticht "Stoiber On Drums" heraus. Das erkannte auch die Popakademie an: Die Arbeit wurde mit Note 1,3 bewertet.

Thierry Backes

Satire zum Dessert

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Die Internetnutzer waren teilweise entsetzt, die Regisseure wurden ausgezeichnet: Im April 2009 gab es Aufregung um ein Youtube-Video von zwei Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF). Maximilian Gerlach und Jessica Benzing drehten als Abschlussprojekt einen satirischen Kurzfilm, der auf die Ausbeutung von Arbeitern in Entwicklungsländern hinweisen soll.

Ein Fernsehkoch, der an Alfons Schuhbeck erinnert, gießt flüssige Schokolade über ein Törtchen, danach schnippelt er Bananen aus Nicaragua. Gleichzeitig palavert er in gepflegtem Bairisch über die Arbeiter auf der Bananenplantage: "Viele von den kleinen Rackern haben ja keine besonders große Lebenserwartung", erklärt der Koch. Was am intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln liege.

Die Satire kam nicht bei allen der fast 700 000 Internetznutzer an, die den Clip klickten. Manche verstanden die Botschaft, die Teil der Kampagne "Thank you Third World" war, nicht. Die Jungregisseure erhielten für ihr Werk beim internationalen Werbefilmfestival in Ravensburg den Preis der Fachjury in Bronze.

Melanie Staudinger

"Rock mi" in Riem

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Alles scheint ganz normal zu sein in den Riem-Arcaden an diesem Tag im März 2013. Doch dann steigt plötzlich ein Mann in Lederhosen auf eine Bank, stampft mit den Füßen und klatscht in die Hände. Er singt "Rock mi", im Original von den Alpenrebellen. Mehr und mehr junge Menschen - fast alle in Tracht gekleidet - steigen ein. Die Passanten schauen erst skeptisch, dann fangen die ersten an mitzuklatschen und zu tanzen.

Den Flashmob in der Einkaufspassage organisierte Voxxclub, eine sechsköpfige Coverband, die 2012 in München gegründet wurde. Gefeiert wurde ihre Aktion als bayerische Antwort auf den Harlem Shake des US-amerikanischen DJs Harry Rodrigues. Erfolgreich war der Clip im Internet überdies. Bis heute wurde er mehr als 6,9 Millionen Mal geklickt. Und auch in der realen Welt gab es Anerkennung: Vor dem Oktoberfest 2013 nannten die Wiesn-Bands "Rock mi" als eines ihrer Lieblingslieder. Zum Wiesnhit aber hat es dann doch nicht ganz gereicht.

Melanie Staudinger

"Hey kleiner Mann, deine Armut kotzt mich an"

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Meinen die das ernst? Wirklich? Mitte 2007 rätselt die Öffentlichkeit über das erste Musikvideo der bis dato unbekannten Hiphop-Crew "Die Stehkrägen". Das Label Aggro Grünwald hat es veröffentlicht, es ist der Clip zur ersten Single der Band. Zu sehen sind Figuren wie MC Erbgraf, Bon C und Goldmann X, sie feiern mit teurem Champagner im Club, schnupfen Koks auf der Toilette und brettern im BMW über die Leopoldstraße. "Hey kleiner Mann, deine Armut kotzt mich an?", singt LaCrosse im Refrain. "Hast du keinen Vater, keine Mutter, die was kann? Wohnst du nicht im Münchner Süden wie die Schönen und die Reichen?"

Nun wäre es ein leichtes, eine Parodie in dem Video zu sehen, hätten die Jungs der "Nachtgestalten", einer Comedy-Sendung auf M94.5, den Auftritt nicht so perfekt inszeniert. Das fiktive Label haben sie mit einer Homepage ausgestattet, die Musik gut genug zusammengestümpert, dass einem Laien nicht auffällt, dass das ganz bestimmt nicht ihr Metier ist. Es sind denn auch Kleinigkeiten wie eine billige Uhr oder ein H&M-Kleid, die die Stehkrägen auffliegen lassen.

Philipp Walulis, der Kopf der Gruppe, hat es in der Zwischenzeit übrigens bis ins Erste geschafft. An der Seite von Jeannine Michaelsen und Pierre M. Krause moderiert er das neue Format "Die Fernseher" - und hinterfragt dort TV-Formate.

Thierry Backes

Maestro für Meister

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Dirigent Lorin Maazel im Bayern-Trikot, Musiker und Sänger mit einem roten Schal um den Hals: Knapp eine Woche, bevor der FC Bayern im Champions-League-Finale 2013 gegen Borussia Dortmund antrat, taucht im Internet ein Video auf. Zu sehen und vor allem zu hören sind die Münchner Philharmoniker und der Philharmonische Chor.

Sie führen im Gasteig eine Hymne zu Ehren des größten Münchner Fußballvereins auf, etwas wild zusammengestellt aus "God save the Queen", der Bayernhymne, Händels "Zadok the Priest" und der Champions-League-Hymne der Uefa. Im eigens gedichteten Text heißt es unter anderem: "Mit Jupp Heynckes an der Spitze, ist das Triple nah wie nie."

Am 25. Mai dann war das Triple geschafft. Schaut man sich das Video heute an, stellen sich Fragen: Durften Löwen-Anhänger die Aufnahme damals schwänzen? Und was ist, wenn die Bayern es dieses Jahr wieder ins Finale schaffen?

Sebastian Krass

Am Pranger

(Foto: Youtube)

Die Schattenseite von Youtube muss 2010 eine 18-jährige Schülerin aus Aying erfahren. Auf der Plattform taucht ein grausiges Video auf, dass eine junge Frau zeigt, die Hundewelpen eins nach dem anderen in einen Fluss wirft. Der Aufschrei im Netz ist groß, sogar Kopfgelder werden ausgesetzt. Doch der Zorn trifft eine völlig Unbeteiligte.

In den Kommentaren zu dem Video veröffentlich ein Unbekannter Name, Adresse, Bild und Schule der Gymnasiastin aus Aying, die junge Frau erhält zahllose Morddrohungen und Hassmails. Die Polizei versucht zwar, das Video schnell aus dem Netz nehmen zu lassen, doch so leicht lassen sich Spuren im Internet nicht löschen.

Die 18-Jährige flieht mit ihrer Familie vorübergehend ins Ausland, weil sie sich an ihrem Wohnort nicht mehr sicher fühlt. Wenige Tage später kann die Polizei in Bosnien eine zwölfjährige Schülerin als Täterin identifizieren.

Martin Hammer

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