Wolfratshausen:Raum für Demenzpatienten

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Die Wolfratshauser Kreisklinik richtet erstmals ein Zimmer ein, das auf die Bedürfnisse verwirrter Menschen zugeschnitten ist. Fachpersonal begleitet die Initiative

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Was tun, wenn demente Patienten akut erkranken, wegen einer Verletzung im Krankenhaus notversorgt werden müssen oder nach einer Operation noch längere Zeit auf der Station verweilen? Dies, sagt der ärztliche Direktor und Chefarzt der Chirurgie an der Wolfratshauser Kreisklinik, Stefan Schmidbauer, sei "ein sehr komplexes Thema", mit dem man sich derzeit verstärkt beschäftige. Auslöser für den Wunsch, hierzu ein eigenes Konzept zu entwickeln, war der Besuch einer Fachtagung zum Thema Demenz im Akutkrankenhaus im Jahr 2011, das sich der Frage widmete, wie verwirrte Menschen in einer Klinik betreut werden können, die eigentlich für ganz andere Patienten ausgelegt ist. Dieser Fall sei nicht so selten, sagt Schmidbauer, der sich als Mitglied der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft auf dem Laufenden hält. Er weist darauf hin, dass gerade ältere Menschen mit Demenz oft stürzten und sich dabei Brüche zuzögen.

Für solche Patienten wird jetzt als erster Schritt eines Konzeptes ein eigener Raum in der Station S 4, der chirurgischen Abteilung der Kreisklinik, eingerichtet. Er soll bis Ende des Jahres benutzbar sein, vorläufig wird dort ein Aufenthaltsraum für diese Zwecke genutzt. Zu den personellen Maßnahmen, die zudem in der Kreisklinik ergriffen wurden, zählt die Ausbildung einer gerontopsychologischen Fachkraft und die Delegierung der Aufgabe an eine Demenzbeauftragte: die Ärztin Andrea Lorenz. Auf der Agenda stehen außerdem Fortbildungsmaßnahmen und, gemeinsam mit dem Sozialreferat der Kreisbehörde, der Aufbau eines Begleitdienstes. Ein Flyer soll die Angehörigen über die Betreuung informieren. Insgesamt gehe es darum, "eine Hilfestellung zu etablieren".

Es ist eine Aufgabe, die das Krankenhaus mit eigenen Mitteln erfüllen muss. Finanzielle Zuschüsse leisten die Kassen nicht, wie Schmidbauer sagt. Ohne ehrenamtliches Engagement sei dies alles nicht zu bewerkstelligen. Man habe sich deshalb schon mit der Seniorenhilfe-Vereinigung "Lichtblick" und Netzwerken wie "Bürger für Bürger" in Verbindung gesetzt, befinde sich aber noch in der Anfangsphase. Dass alles nicht ganz einfach ist, bestätigt auch Lorenz. Man dürfe verwirrte Menschen ja nicht einsperren, weil dies den Tatbestand der Freiheitsberaubung erfülle. Andererseits müsse man aber auch gewährleisten, dass demente Patient nicht die Klinik verlassen und sich selbst gefährden. "Juristisch ist das ziemlich schwierig zu lösen", sagt Lorenz. Auch mit bautechnischen Problemen, beispielsweise mit dem Brandschutz, müsse man sich auseinandersetzen. Ein Bedarf an der Betreuung dementer Krankenhauspatienten habe schon immer bestanden, jetzt allerdings habe man dies besser erkannt. "Und es ist gut, dass man sich dem stellt."

Das will auch der Verein der Freunde des Kreiskrankenhauses mit seinem Vorsitzenden Gerhard Hasreiter tun. Bisher habe man sich besonders um die Palliativbetreuung gekümmert, nun werde man sich verstärkt dem Problem der Demenzkranken in der Akutklinik zuwenden. Einen Geldbetrag von rund 25 000 Euro habe man für diese Zwecke bereits zusammenbekommen, sagt Hasreiter, an die 5000 Euro seien schon in die Räumlichkeiten investiert worden. Das Ambiente soll in freundlichen Farben gehalten sein und dazu beitragen, dass keine sterile Krankenhausatmosphäre entsteht. Bis Weihnachten soll das neu eingerichtete Zimmer zu besichtigen sein, falls sich das Konzept bewährt, kann sich Schmidbauer auch weitere Räume dieser Art vorstellen.

© SZ vom 28.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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