Wolfratshausen:Juristische Hilfe für wenig Geld

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Anwälte bieten Bürgern mit geringem Einkommen günstige Rechtsberatung. Das Projekt wird gut angenommen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Rechtsberatung für Bürger mit geringem Einkommen, die der Münchner Anwaltsverein seit Oktober vergangenen Jahres in den Räumen des Wolfratshauser Amtsgerichts anbietet, entwickelt sich offenbar zum Erfolgsmodell. Mittlerweile konnte dort 26 Personen, die sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befanden, juristische Hilfe gewährt werden. Nach Meinung von Amtsgerichtsdirektorin Elisabeth Kurzweil ist das ein vielversprechender Anfang. Da gelinge es immer wieder, Hürden zu durchbrechen und neue Wege aufzuzeigen für Menschen, die sich scheuen, von sich aus eine der oft eleganten Anwaltskanzleien zu betreten. Der freiwillige Dienst könne den Betroffenen neue Perspektiven eröffnen, ohne dass sie dabei Berührungsängste haben müssten. Man könne so Entwicklungen auf das richtige Gleis setzen, was letztlich auch ein Stück Rechtspflege sei.

Aus seinen eigenen Erfahrungen mit dem Service berichtete bei einem Pressegespräch am Dienstag der Tölzer Anwalt Bernd Dufner, der sich selbst schon dem Pensionsalter nähert und nach eigenen Worten mittlerweile die Zeit und die Ruhe findet, um anderen Leuten zuzuhören und mit seiner beruflichen Erfahrung unter die Arme zu greifen. So habe er dem Geschäftsführer einer GmbH, der gleichzeitig noch eine private Firma geführt "und das alles ein bisschen durcheinandergebracht hat" , helfen können, die Dinge zu entwirren. Dies habe schließlich zu einer geordneten Insolvenzabwicklung geführt, sehr zur Erleichterung des Mannes, der froh gewesen sei, alles endlich hinter sich zu bringen. Er selbst, Dufner, habe dabei "ein gutes Gefühl" und er habe auch nicht den Eindruck, bei diesem Service ausgenutzt zu werden. Er arbeitet im Wechsel mit etwa 20 anderen Juristen, die überwiegend aus München kommen.

Ganz kostenlos ist die Beratung nicht. Interessenten zahlen sechs Euro als Anerkennungsgebühr, der Freistaat gibt den Anwälten dazu noch einen kleinen Zuschuss. Deshalb ist Kurzweil gehalten, im Lauf des Jahres zu dem Modell einen Bericht ans Justizministerium zu schreiben. Sie stellt für die Beratung lediglich den Raum zur Verfügung, eine Bürokraft des Amtsgerichts, Heidi Kieltsch, überprüft jeweils außerhalb ihrer Dienstzeit, ob die Bedürftigkeit gegeben ist. Dies muss durch die letzte Lohnabrechnung, den Rentenbescheid oder durch Unterlagen zum Arbeitslosengeld oder zur Sozialhilfe nachgewiesen werden. Wer sich für die Beratung interessiert, darf auch keine Ersparnisse haben und muss im Wolfratshauser Amtsgerichtsbezirk wohnen. Die Einkommensgrenzen liegen bei 435 Euro bei einem Einpersonenhaushalt, 655 Euro bei zwei Personen und bei 805 bis 1227 Euro bei Drei- bis Fünfpersonen-Haushalten. In besonderen Fällen kann für 15 Euro eine Beratungshilfe in Anspruch genommen werden. Diese ermöglicht eine Erstberatung bei einem Anwalt der eigenen Wahl. Der Schwerpunkt der Anfragen lag bisher bei zivilrechtlichen und Mietangelegenheiten.

Die Beratungszeit ist dienstags von 9 bis 12 Uhr, wer kommen will, muss sich bis spätestens 11 Uhr direkt im Gericht vormerken lassen.

© SZ vom 11.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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