Großer Umbau:In Eigenleistung zum Waschtrakt

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Campingplatzbetreiber Michael Kramer baut den maroden Sanitärtrakt selbst um, mit rund 120 000 Euro Zuschuss

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Nur weil sie nicht jede Nacht in festen Gebäuden schlafen, sind Camping-Freunde nicht immer besonders anspruchslose Menschen. Michael Kramer hat zum Beispiel schon manchen Camper ein 150 000-Euro-Wohnmobil auf den Wolfratshauser Campingplatz navigieren sehen, und nach einem Blick auf die Sanitäranlagen hätten dann einige ihre mobile Villa auch gleich wieder rausrangiert. Kramer hat sich in den vergangenen Jahren fast jeden Tag Klagen über Duschen, Toiletten und Waschgelegenheiten anhören müssen, sagt er. Deswegen beschäftigt er sich nun ebenfalls täglich damit, obwohl der Platz gerade geschlossen ist: Er saniert den maroden Sanitärtrakt mit den nötigen Handwerkern selbst, im besten Einvernehmen und mit rund 120 000 Euro Zuschuss von der Stadt, wie er sagt. Im Gegenzug befreit er die Stadt damit von einem ebenso zähen wie leidigen Diskussionsthema.

Denn dass die Sanitäranlagen am städtischen Campingplatz schon lange dringend und immer dringender erneuert werden sollten, das hat im Rathaus in den vergangenen Jahren niemand bestritten. Während Platz-Pächter Kramer immer wieder angeboten hatte, das Gebäude mit städtischer Hilfe selbst zu sanieren, schien den Stadträten und der Verwaltung ein Neubau eher geeignet, am Campingplatz zeitgemäße Verhältnisse zu schaffen. Das Ganze sollte keine halbe Sache werden, sondern eher doppelt so groß wie bisher, und so wuchsen die Ansprüche von Verwaltung und Räten bis zu einer Kostenschätzung von 762 000 Euro. Erschrocken machten die Räte abstriche und beschlossen eine Variante für 670 684 Euro, die aber bald wieder auf genau 792 000  Euro kalkuliert wurde. Dem setzte der Bauausschuss im April eine Obergrenze von 620 000 Euro, die der nächste Entwurf mit 616 000 Euro sogar einhielt. Doch den inzwischen neu gewählten Stadträten war auch das zu viel. Sie kamen am Ende auf Kramers Vorschläge zurück: Er saniert die jetzigen Anlagen mit 85 000 Euro von der Stadt und erhält im Gegenzug die Option, seinen Ende 2017 auslaufenden Pachtvertrag dann um zehn Jahre zu verlängern. Dass die Pacht mit dem erneuerten Sanitärtrakt aber womöglich ein bisschen steigen wird, das habe ihm die Stadtverwaltung auch schon signalisiert, sagt Kramer.

Michael Kramer packt inzwischen selbst an bei der Sanierung des maroden Sanitäranlagen auf dem Wolfratshauser Campingplatz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In groben Zügen bekannt gemacht hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) all das in der vergangenen Woche. Da waren Kramer und seine Handwerker schon zwei Wochen am Arbeiten. In seiner ebenfalls vorübergehend geschlossenen Gaststätte lagern neue Waschbecken und WC-Schüsseln, Kramer sitzt am Tisch und bespricht Skizzen. Die paar Dauerbewohner und Wochenendpendler, die den Winter über auf dem Platz geblieben sind, müssen sich einstweilen die Damen-Waschräume teilen. Wenn der Herren-Bereich fertig ist, soll es dort weitergehen. Was sich ihm zum Beispiel unter den alten Duschwannen offenbart hat, kann Kramer auf Fotos dokumentieren, aber appetitlich sind diese Aufnahmen nicht. Außerdem haben die Handwerker einige tote Rohre und Leitungsenden hinter den Fliesen und unter dem Estrich entdeckt, die schon wegen der Legionellen-Gefahr freigestemmt und abgetrennt werden mussten. Die Stadt wird sich das noch einmal 15 000 bis 25 000 Euro kosten lassen, weitere 15 0000 Euro sollen in die Außenanlagen fließen, also etwa in die Befestigung einiger recht feuchter Stellplätze und wohl auch in die Aufweitung der Einfahrt, damit die 150 000-Euro-Wohnmobile nicht an der alten Schranke entlangschrammen. Die sollen mit dem verspäteten Saisonbeginn Anfang April weiterhin reinfahren und dann auch wieder raus - aber nicht nach fünf Minuten.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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