Wolfratshausen:Der Landrat warnt vor einem Streit über den S-Bahn-Tunnel

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Das Werben um Zustimmung hat begonnen: Doch die Verlängerung der S-Bahn bis Geretsried ist nicht das einzige Thema auf der Wolfratshauser Bürgerversammlung. Es geht auch um die Unterbringung von Flüchtlingen.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Am Tag nach dem Runden Tisch zur S 7-Verlängerung bis Geretsried hat das Werben um Zustimmung zur neuen Tunnel-Variante für Wolfratshausen begonnen. Bei der Wolfratshauser Bürgerversammlung am Donnerstag in der Loisachhalle sprachen sich sowohl Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) als auch Landrat Josef Niedermaier (FW) für die geforderte Beteiligung beider Städte und des Kreises mit zusammen mindestens 17 Millionen Euro aus.

"Wenn wir jetzt das Streiten anfangen, dann kommt die S-Bahn nicht, dann fährt sie nie", warnte Niedermaier vor einem Zerwürfnis über die Anteile. Zweites großes Thema der ansonsten von punktuellen Anliegen geprägten Versammlung waren die Asylbewerber in Stadt und Kreis.

Für kommende Woche würden in der Stadt weitere sieben oder acht Flüchtlinge erwartet, kündigte Heilinglechner an. Bei ihnen wie bei den bisher 104 Asylbewerbern in Wolfratshausen werde es zunächst um "humanitäre Erstversorgung" gehen. In Zukunft müsse sich die Stadt verstärkt um die Integration der Flüchtlinge bemühen. Dazu gehöre auch der Kampf gegen die wachsende Wohnungsnot trotz voller Notunterkünfte und zugemieteter Zimmer. "Die Kommunen können das schaffen, wenn Bund und Land sie nicht im Stich lassen", sagte der Bürgermeister, der auch anklingen ließ, dass die Eingliederung nun wichtiger sei als noch mehr Asylbewerber aufzunehmen.

Beifall von den Bürgern

Dass dies aber nötig sein wird, machte Landrat Josef Niedermaier deutlich. Von jeweils 100 000 in Deutschland ankommenden Asylbewerbern müssten 146 im Landkreis unterkommen, wo sich die Zahl von aktuell knapp 600 Flüchtlingen bis Jahresende verdoppeln werde. Wie Heilinglechner lobte auch Niedermaier den großen Einsatz des Helferkreises um Ines Lobenstein, wofür auch die 200 versammelten Bürger Beifall spendeten. Auch im Rathaus seien die Reaktionen in Flüchtlingsfragen stets positiv geprägt, versicherte Niedermaier.

Die Bürger thematisierten den Loisachuferweg, die Busanbindung des verlegten Grünen Markts oder die unklaren Pläne für eine Umgehungsstraße. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Kreis wolle verstärkt selbst Flüchtlingswohnungen bauen - am besten nicht mit Containern, sondern in Modulbauweise, so dass sie irgendwann auch als Sozialwohnungen dienen könnten. Ein erstes Modell werde man kommende Woche den Kreisräten für das Gelände des einstigen Forstamts in der Königsdorfer Straße vorstellen.

Auf den Punkt gebracht

Die Bürger selbst stellten in ihrer rund dreieinhalbstündigen Versammlung Fragen zu Punkten wie dem Zustand des Loisachuferwegs, einer notorische Falschparker-Zone in Farchet, der Busanbindung des verlegten Grünen Markts oder den unklaren Plänen für eine Umgehungsstraße. Ein Fragesteller kam nicht auf den Punkt. Heilinglechner stellte ihn indirekt als Querulanten dar, der allein drei Rathaus-Mitarbeiter beschäftige; die Versammlung hinderte den Mann durch Klatschen an weiteren Ausführungen.

Fragen zu Pflanzenschutzmitteln am Golfplatz im Wasserschutzgebiet beantworteten weder Heilinglechner noch Niedermaier im Detail und verweisen auf ein laufendes Verfahren. Die Versammlung endete mit dem eindringlichen Auftritt einer Untermarkt-Bewohnerin: Der Zustand vieler Häuser im Markt sei eine Schande, viele Fassaden "grau, fleckig, verkommen". Wie Tölz das hinbekommen habe, fragte sie den Landrat - "ganz ehrlich, Wolfratshausen geht sonst unter!" Niedermaier riet zur staatlichen Städtebauförderung, die Dynamik unter den Hauseigentümern auslöse: "Stadt Wolfratshausen, nutz dieses Instrument! Momentan haben die ziemlich viel Geld."

© SZ vom 21.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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