Wohnen in Bad Tölz:Was "bezahlbar" bedeutet

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Das Grundstück an der Königsdorfer Straße mit dem alten Tennis-Clubhaus ist eine der städtischen Flächen, auf denen Wohnungsbau möglich ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In Bad Tölz soll eine neue Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Stadträten Leitsätze für künftige Wohnbaupolitik festlegen. Die sollen dann als Grundlage für den Dialog mit Bürgern dienen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Stadt Bad Tölz soll mehr bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen: Diese Forderung wurde in der Bürgerversammlung im März laut, als es um das Hotelprojekt Bichler Hof ging, das über den Bau von 18 Doppelhaushälften finanziert werden soll. Denn die dürften kaum zu Preisen angeboten werden, die landläufig als günstig gelten. Auch wenn es Bürgermeister Josef Janker (CSU) nach wie vor ablehnt, dass die Stadt ein Drittel des Areals am Bichler Hof zum Grünlandpreis kauft, um darauf preiswerte Wohnungen zu errichten, äußert er Verständnis für die Klagen der Bürger. "Wir müssen uns anders auf dieses Thema vorbereiten, wir müssen anders reagieren als bisher", sagt er. Eine neue Arbeitsgruppe mit Mitgliedern der Stadtverwaltung und des Stadtrats soll nun Leitsätze für die künftige Wohnbaupolitik festlegen, die dann als Grundlage für den Dialog mit den Bürgern dienen. Darüber befindet der Stadtrat in seiner Sitzung an diesem Dienstag (16 Uhr, Feuerwehrschule).

Für Janker gilt es zunächst zwei Fragen zu klären. Bezieht sich der Begriff "bezahlbarer Wohnraum" lediglich auf Wohneigentum oder auch auf Mieten? Und bedeutet "Wohneigentum" eher ein Mehrfamilienhaus, ein Einfamilienhaus oder ein Doppelhaus? Außerdem muss auch erst einmal definiert werden, was unter "bezahlbar" zu verstehen ist. Der Mietpreis liegt in Bad Tölz durchschnittlich bei 10,02 Euro pro Quadratmeter, bei einer Eigentumswohnung kostet der Quadratmeter circa 4500, manchmal auch 5000 Euro. Der Bürgermeister selbst würde die Grenze im Schnitt ungefähr dort ansetzen, wo die Stadt sie in ihren eigenen Wohnbauprojekten zieht. Bei den drei neuen Häusern, die gerade an der Osterleite entstehen, kostet der Quadratmeter gut sieben Euro. "Das ist günstig für Tölz", so Janker. Beim Wohneigentum gelte dies für etwa 3500 Euro pro Quadratmeter. "Das ist immer noch viel Geld", weiß der Rathauschef. Aber man müsse auch ehrlich diskutieren und einsehen, dass es niedrige Einkommen gebe, mit denen man nie zu Eigentum kommen werde. "Es ist ja auch so: Wenn ich mir keinen Ferrari leisten kann, fahre ich eben einen Renault."

Die neue Arbeitsgruppe muss sich nach Jankers Dafürhalten erst einmal mit juristischen Grundlagen beschäftigen, ehe sie auch die Bürger einbezieht. In der Bürgerversammlung hatte Franz Neumair zum Beispiel gefordert, die Stadt solle ein Einheimischenmodell auf dem Gelände des Bichler Hofs auf den Weg bringen. Die rechtlichen Grundlagen sähen hier neuerdings so aus, dass jemand nicht mehr Vermögen besitzen dürfe, als das Grundstück koste, erklärt Janker. Dies bedeute, den Bau selbst müsse er mit seinem Netto-Einkommen finanzieren. "Wenn man 30 000 Euro Jahreseinkommen hat, dann ist das unwahrscheinlich."

Für die Stadträte hat Bettina Faßbender vom Liegenschaftsamt sämtliche Grundstücke der Kommune zusammengestellt, auf denen eine Wohnbebauung sofort oder erst später möglich ist. Dazu gehört etwa das Areal an der Königsdorfer Straße, auf dem sich früher Tennisplätze befanden. Janker hätte die 2000 Quadratmeter gerne als Bauland für junge Familien ausgewiesen, was der Stadtrat vor zwei Jahren ablehnte. Auf der Liste stehen unter anderem auch das Grundstück der ehemaligen Schule in Ellbach sowie Teilflächen am Oberen Griesfeld und am Bahnhof. Auch auf der Flinthöhe ergäben sich Janker zufolge einige Möglichkeiten, wenn der Verkehr erst einmal über die neue Nordumfahrung fließt und die Bundesstraße 472 ebenso wie die B 13 demzufolge zurückgebaut werden. "Da haben wir dazwischen einige Flächen in Tiefe und Breite, die wir städtebaulich entwickeln können", sagt er.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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