Weihnachtsalbum:Hallelujah!

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Im Januar treten Perry Schack und das Tölzer "Machado Quartett" in der Carnegie Hall auf. Zuerst jedoch feiern sie Weihnachten daheim - mit einer außergewöhnlichen CD.

Interview von Stephanie Schwaderer

Dieses Geschenk dürfte schwer zu übertreffen sein: Mitte Januar ist das Tölzer Machado Quartett eingeladen, in der Carnegie Hall in New York zu spielen. Zuvor haben die vier Gitarristen aber noch einen wichtigen Termin im Tölzer "Gasthaus": Am Sonntag, 27. November, stellen Perry Schack und seine Kollegen dort ihre neue CD vor - ein Weihnachtsalbum mit dem Titel "Haydn Hirten Hollywood".

SZ: Sollten sich Leute mit einer Jingle-Bells-Allergie am Sonntag vom "Gasthaus" besser fernhalten?

Perry Schack: Nein, gerade solchen Allergikern dürfte unser Programm gefallen. Es ist ein bisschen anders als das Übliche: Bach-Choräle gehören ebenso dazu wie ein Haydn-Quartett und amerikanische Hits. Dass die Spannbreite so groß ist, liegt daran, dass wir vier so unterschiedliche Musiker sind.

Wie befreit man einen amerikanischen Christmas-Hit vom Kitsch?

Schon allein dadurch, dass man ihn auf vier Gitarren reduziert. Der Kitsch liegt ja oft im Gesang, während die Melodien dieser Lieder sehr schön sind. Manchmal finden sich sogar Blues-Elemente, so wie etwa in "Santa Baby", die muss man nur herausholen.

In Ihrer Einladung versprechen Sie, "Kommet ihr Hirten" so zu spielen, wie Hirten das täten, wenn sie eine Gitarre in die Finger bekämen. Überschätzen Sie da die Hirten nicht etwas?

Das stimmt, vielleicht sollte man besser sagen: Hirten würden sich freuen, wenn sie dieses Lied so hörten. Natürlich spielen wir professionell und mit klassischer Technik. Aber wir versuchen, schlicht und verständlich zu spielen, nicht überladen und dennoch virtuos.

Am Sonntag präsentieren Ingo Veit, Stefanie Kobras, Bernhard Prüflinger und Perry Schack im "Gasthaus" ihre CD "Haydn Hirten Hollywood". (Foto: Johann Dirschl / oh)

Einfach und virtuos, das klingt nach einem Spagat.

Genau darin liegt die Herausforderung für einen Musiker - bei diesen Weihnachtsliedern ebenso wie bei, sagen wir, Schubert: Zugleich Verständlichkeit und Tiefe zu erreichen, das ist das Ziel.

Sie kommen ursprünglich aus dem Jazz, Ihr Kollege Bernhard Prüflinger war Rockmusiker, Ingo Veit begeistert sich für Alte und experimentelle Musik und Stefanie Kobras ist in der Klassik beheimatet: Können vier so unterschiedliche Musiker sich darauf einigen, wie "Kommet ihr Hirten" klingen soll?

Wir haben alle den gemeinsamen Nenner, dass wir klassische Gitarre studiert haben. Außerdem verstehen wir uns so gut, dass wir uns in den Proben immer einig werden. Dass wir so verschieden sind, macht die Sache spannend. Ingo Veit, zum Beispiel, ist Experte für die Renaissance und hat die Bach-Choräle eingebracht. Über die Frage, wie man einen Triller oder eine bestimmte Phrasierung spielt, kann man dann ganz unterschiedlicher Meinung sein. Da probieren wir viel aus, jeder bringt seine Stärken ein. Einiges ist auch erst im Studio entstanden - Bach bietet ja viel Platz für Improvisation, deshalb klingen die Stücke auch so frisch.

Sie alle unterrichten an der Tölzer Musikschule. Sind Sie nervös, wenn am Sonntag Ihre Schüler im Konzert sitzen?

Eine Grundspannung gehört zu jedem Konzert, und wenn man die Leute im Publikum persönlich kennt, strengt man sich besonders an. Aber richtig nervös werden wir wohl erst am 18. Januar sein, wenn wir in der Carnegie Hall auftreten.

Wie ist es zu diesem Auftritt gekommen?

2007, als ich den Ibla Grand Prize gewonnen hatte, habe ich schon einmal in der Carnegie Hall gespielt. Diesmal hat mich das New York Artist Management mit dem Trio Artus eingeladen - zwei Flöten und Gitarre. Ich habe die Gelegenheit genutzt und ihnen ein paar Stücke des Machado Quartetts gezeigt. Und die kamen so gut an, dass es hieß, ich solle das Quartett auch mitbringen.

Sie reisen im Januar also zu sechst nach New York?

Ja, wir spielen auch ein paar Musikstücke zusammen, aber jeweils auch das individuelle Konzertprogramm. Und ich werde zudem ein Solostück performen.

Was tun Sie gegen Lampenfieber?

Den Tag ruhig angehen lassen, tief durchatmen und sich selber fragen: Was soll Schlimmeres passieren, als dass ich mich verspiele? Es geht ja um Ausdruck. Nichts ist fataler, als sich vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, in ein Korsett zu sperren. Dann darf es lieber einmal krachen.

Sonntag, 27. November, Familienkonzert mit CD-Präsentation (17 Uhr) und Konzert (19.30 Uhr), Gasthaus, Bahnhofstraße 2, Bad Tölz, Eintritt 18 Euro, ermäßigt sieben Euro, Reservierung unter Tel. 08041/79 29 407 oder info@gasthaus-toelz.de

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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