Vortrag:Eine zweischneidige Sache

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Naturschutz ist manchmal kompliziert: Was einer Art nützt, kann einer anderen schaden. Hobby-Ornithologe Markus Jais ermutigt den hiesigen Landesbund für Vogelschutz, weiter aktiv zu sein

Von Jakob Steiner, Königsdorf

Im Landkreis brüten wieder Störche, es gibt Horste von Uhus, deren Standorte allerdings geheim gehalten werden. Sogar Kraniche lassen sich hier beobachten, wenn sie in ihre Winterquartiere ziehen. Doch es gibt auch Entwicklungen, die dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) Sorgen machen, wie das neue Skigebiet am Riedberger Horn oder die Lockerung des Anbindegebots.

"Diesen Negativbeispielen wollen wir etwas Positives entgegenstellen", sagte Walter Wintersberger, der Vorsitzende des LBV im Landkreis. Darum hatte er den Hobby-Vogelschützer Markus Jais eingeladen, mit einem Vortrag im Rahmen der Mittwochsrunde des LBV die positiven Entwicklungen im Vogelschutz aufzuzeigen. Bereits zum fünften Mal war Jais am Mittwoch als Referent im Gasthof Hofherr in Königsdorf zu Gast. Zu Beginn seines Vortrags stellte er klar, dass zwar nicht "alles gut" sei. Jedoch solle man auch auf die Erfolge schauen und sich davon für die weitere Arbeit motivieren lassen.

Er selbst hatte als Zwölfjähriger Ende der Achtzigerjahre den Neusiedler See in Österreich besucht, in der Hoffnung, dort einen Kaiseradler anzutreffen. Der Greifvogel lebte dort zu dieser Zeit allerdings gar nicht mehr. Im Jahr 2016 gab es dort wieder 18 Brutpaare und 31 Jungvögel - ein Erfolg. Jais führte weitere Greifvögel wie den Mönchsgeier und den Seeadler an, aber auch den Weißstorch und den Kranich, die auch in Deutschland wieder Fuß fassen konnten.

Grund dafür sei einerseits der gesetzliche Schutz. Der Gesetzgeber verbot teilweise Pestizide und andere Schadstoffe, gefährliche Stromleitungen wurden abgeschirmt und einige Vogelarten sind nicht mehr zum Abschuss freigegeben. Andererseits hätten konkrete Schutzmaßnahmen - wie beispielsweise der Horstschutz und Renaturierungen mit der damit einhergehenden Lebensraumverbesserung - einen enormen Anteil am Vogelschutz-Erfolg. Außerdem sei die gezielte Wiederansiedlung lokal ausgestorbener Vogelarten ein ausschlaggebender Punkt.

Für Jais ist ein Zuwachs einer Population jedoch nicht immer eine positive Entwicklung. So sei die Verbreitung des Bienenfressers in Deutschland zwar grundsätzlich nicht verkehrt, aber das sei eher dem Klimawandel als dem Vogelschutz zuzuschreiben. In seinen Heimatländern könnte es dem bunten Vogel bald zu trocken werden - die Nahrungssuche wird immer schwieriger. "Wo ein Gewinner ist, ist auch immer ein Verlierer", gab Markus Jais zu bedenken. Der Erhalt einer Vogelart könne beispielsweise durch Pflege eines Gebiets begünstigt werden. Wenn man die Natur in dem Gebiet aber sich selbst überlassen würde, könnten womöglich andere Vogelarten Kapital daraus schlagen.

Der Naturschutz stehe oftmals vor diesem Konflikt, der nicht immer einwandfrei geklärt werden könne. Am Ende des Vortrags ermutigte Jais die Zuhörer weiter zu aktivem Umweltschutz: Lebensräume müssten erhalten, Brutgebiete geschützt und Wälder natürlicher werden. Doch nicht nur für Vögel, sondern auch für Insekten gelte es sich einzusetzen. Diese seien stark gefährdet und verdienten hohe Aufmerksamkeit. Schließlich seien Insekten für Vögel überlebenswichtig, etwa für die Schwalben, die gerade aus den Winterquartieren zurück kehren. Trotz seines "realistischen Optimismus" stellte Jais klar: "Aufgeben ist keine Option."

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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