Ganz großer Klang: Saxofonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser heizte am Samstag mit ihrer Band dem Publikum im Geltinger "Hinterhalt" ein. Als Verstärkung war Saxofonist Thorsten Skringer dabei, der mit seinem "Big Sound" noch mehr Power in die Performance brachte. Gespielt wurden nicht nur eigene Kompositionen, sondern auch neu arrangierte und interpretierte Stücke anderer Musiker. Dazu brachte Lottermoser noch ein Beatles-Ständchen für ihre Eltern, passend zum Titel des Abends "There is the Love". Außerdem moderierte sie den Abend locker und charmant.
Ohne Worte stieg die Band in den Abend ein. Was zunächst wie sanfter Flow-Jazz klang, steigerte sich immer mehr zum Funk. Die Spielfreude der vier Musiker war deutlich zu sehen und zu spüren: Jan Eschke am E-Piano, Ludwig Klöckner am Bass, Christoph Buhse an den Drums und Stephanie Lottermoser am Saxofon boten ein gelungenes Entree "in meiner Jugendkneipe". Im Hinterhalt habe sie ihre erste Jam-Session gespielt. "Damals war ich noch in der Schule, und du hattest noch Haare", scherzte die gebürtige Wolfratshauserin mit ihrem Pianisten.
Wie gut die Band inzwischen eingespielt ist, beweist auch der Song "Pink" aus Lottermosers drittem Album "Paris Song Book", das sie vor eineinhalb Jahren im Hinterhalt vorgestellt hatte. Inzwischen hat sie das funkige Stück weiterentwickelt, präsentiert es rockiger und härter, sowohl am Saxofon als auch mit ihrer Stimme. Die Harmonie der Musiker passt perfekt. Sanfte Töne schlägt Lottermoser mit Patsy Clines Song "Crazy" an, der 1961 von dem damals noch unbekannten Willie Nelson geschrieben wurde. Den Ausflug in den Country-Jazz setzt auch Bassist Ludwig Klöckner mit einem Solo in Szene.
"Man kann nie genügend Saxofone auf der Bühne haben", kündigt Lottermoser ihren Kollegen Thorsten Skringer an. Er sei einer der "Besten, die wir haben". Mit einem seiner Stücke wird es gleich atemberaubend. Zwei Saxofone, ein irrer Basslauf, schnelle Rhythmen - die komplexe und intensive Komposition des Musikers der Band "Heavytones" verlangt der Band alles ab. Ein Bravour-Stück. "Where is the Love" von Roberta Flack und Donny Hathaway hat Lottermoser inspiriert. "Ich habe den Song nachts auf der Heimfahrt nach einem Auftritt im Autoradio gehört." Sie habe das auch spielen wollen. Inzwischen hat sie es getan, mit verschiedenen Musikern. Im Hinterhalt wird es ein Duett mit Thorsten Skringer, sie singt, er spielt Saxofon.
Etwas schneller als ursprünglich fällt der Blues "Will you miss me when you're gone" vom "Paris Song Book" aus. Eindringlich das Solo von Pianist Jan Eschke , der seit 13 Jahren mit Charly Antolini auf der Bühne steht. Ein wenig umarrangiert hat Lottermoser ihren "Blues", ein Soul aus ihrem dritten Album, das jetzt einen noch größeren Spannungsbogen hat.
Nach einem Zitat aus dem Film "The Big Lebowski" hat Skringer seinen Funk "Obviously you are not a Golfer" benannt. Mehr an Power und Groove geht kaum mit zwei Saxofonen, Piano, Bass und Schlagzeug. Das hat Drive. Wie auch bei Lottermosers "Model Railroad Landscape". Skringer verpasst dem Stück mit seiner Gastgeberin noch mehr Dampflok-Sound, den Drummer Christoph Buhse in seinem Solo schlagkräftig aufnimmt und umsetzt. Politisch möchte Lottermoser mit einem Song von Sly & the Family Stone werden. Bei dem Funk rührt sich was, nicht nur auf der Bühne. Das Publikum geht richtig mit. Darunter auch die Eltern von Stephanie Lottermoser, die in der kommenden Woche ihren 45. Hochzeitstag haben. Deswegen spielt die Tochter als Zugabe auf dem Saxofon "And I love her" von den Beatles. Der "Rausschmeißer" des Abends ist wieder Funk auf höchstem Niveau: "Sweet Emma" lässt jeden einzelnen Musiker noch einmal brillieren. Ein fulminantes Konzert in angenehmer Atmosphäre.