Unterhaltsamer Vormittag:"Hollari, Hollari, Hollero"

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Das Publikum spendete den Sirenen für ihren unterhaltsamen und vergnüglichen Auftritt am Sonntagvormittag in der Tölzer Madlschule viel Beifall. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Geltinger "Sirenen" singen in der Alten Madlschule von der guten Nachbarschaft - mit Hits von Cornelia Froboess bis Udo Jürgens

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Kaum ein Liedrefrain dürfte knapp einhundert Jahre nach seiner Entstehung noch so populär sein wie "Hollari, hollari, hollero!" Worum es geht? Logisch: Um den kleinen grünen Kaktus. Sofort hat man den witzigen Text und die froh gelaunte Musik im Kopf. Insofern eine gute Idee der Geltinger Sirenen, ihr Chorkonzert in der Alten Madlschule am Sonntagvormittag unter dieses Motto zu stellen. Dabei hat es eine traurige Bewandtnis mit dem lustigen Lied: Das Berliner Männersextett Comedian Harmonists, das in den "Goldenen Zwanzigern" unglaublich populär war, wurde 1934 von den Nazis mit Auftrittsverbot belegt. Denn die Hälfte des Ensembles war jüdisch beziehungsweise nichtarisch.

Mit dieser Ambivalenz war das Anliegen der Geltinger Truppe gut umrissen: Es ging um die "gute Nachbarschaft" - und zwar mit Nachbarn jeglicher Herkunft, Hautfarbe, Sprache oder Religion. Dieses aktuelle Thema zog sich durch die von Sabrina Schwenger souverän vorgetragene Moderation. Der Text stammte von der Gründerin des Sirenenchors Assunta Tammelleo. Wer sie aus ihrer Kulturbühne "Hinterhalt" in Gelting kennt, weiß, dass sie immer eine Botschaft vermitteln will. Aber nie ohne den dazu gehörigen Spaß an der Freud'. Und der kam auch in der Sonntags-Matinée nicht zu kurz.

In einfach gehaltenen Arrangements, meist unisono, nur selten mehrstimmig, brachten die Sirenen Hits von Cornelia Froboess über Udo Jürgens bis zu den "Ärzten". Übertriebene Kunstfertigkeit vorzuführen ist das Anliegen dieses Chores nicht; die selbstbewussten, starken Frauen, die hier auf der Bühne stehen, gehen die Sache primär lustvoll an. Ausstrahlung gewinnen die Damen (die zwei mitwirkenden Herren sind immer mit-gemeint!) durch ihre Souveränität und ihre ansteckende Fröhlichkeit.

Für die instrumentale Begleitung sind jedoch nur Männer verantwortlich: Niko Waldherr am Keyboard, Harald Klein und Nikolaus Sanktjohannser, Gitarre, sowie Ben Heydler am Schlagzeug beflügeln die Sängerinnen mit ihrem mitreißenden Sound. Eine von ihnen, Paloma Vollmer-Ohm, greift auch mal zum Saxophon, das sie ebenso virtuos beherrscht wie den Sologesang. Ihr selbst geschriebener Song "Ich mag's gern bunt" scheint dem Chor besonderes Vergnügen zu bereiten, kann sich die Sängerin doch nicht nur zwischen der verlockenden Vielzahl der Farben, sondern auch der Männer nicht entscheiden.

Auch im weiteren Programm treten etliche der Chorsängerinnen solistisch auf. UnAusnahmslos alle können überzeugen. In Udo Jürgens "Ehrenwertem Haus" aus dem Jahre 1974, das auf erschreckende Weise aktueller ist, als man vermuten sollte, geben sich gleich fünf Solisten das Mikro in die Hand. Und die beiden "Sirenos" Hermann und Nikolaus, die zuvor mit Sonnenbrille und Strohhut die "Zwei kleine(n) Italiener" aus Caterina Valentes Hit darstellten, haben ihren großen Auftritt mit einer Nummer der Biermösl Blosn. Die tragen sie mit mehr Wollen als Können, aber zur allgemeinen Gaudi vor.

Während Valente 1962 noch dezent darauf hinwies, dass die gerne auch mal als "Spaghettifresser" titulierten "Gastarbeiter" nicht unbedingt immer nur froh und dankbar sind, in Deutschland leben zu "dürfen", zeichnen die Well-Brüder ein skurriles Bild der Überfremdung in Bayern. Es entpuppt sich als Traum eines bayrischen Urlaubers auf Teneriffa: "Gott sei Dank, der ganze Strand: alles fest in deutscher Hand..." Hatte sich Deutschland in der NS-Zeit als "gefährliche Heimat für so manchen" gezeigt, als verklemmt in der Wirtschaftswunderzeit, so seien die Deutschen mittlerweile doch toleranter geworden, meint Sabrina Schwenger. Der Ärzte-Hit "Lasse red'n" bringt das zum Ausdruck. Vom Publikum gibt es viel Beifall für diesen unterhaltsamen und vergnüglichen Sonntagvormittag.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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