Ungewöhnliches Projekt:Vernissage in der Toilette

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Schüler der Realschule und des Gymnasiums Geretsried haben die Sanitäranlagen im "Musenbau" neu gestaltet. Sie entwickelten für die Räume ein Farbkonzept und führten es künstlerisch aus.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Als Wohlfühlorte mit künstlerischen Akzenten sind Sanitäranlagen in Schulen kaum bekannt. Die vier Toiletten im "Musenbau" des Geretsrieder Schulzentrums sollen solche aber werden. Deshalb sollen Keramikobjekte, Spiegelrahmen, Wand- und Deckenelemente die Toiletten zum Anziehungspunkt machen. In jeder dominiert nun eine der vier Grundfarben. Fast drei Monate lang haben Realschüler und Gymnasiasten die nach Geschlecht getrennten Räume umgestaltet. "Wir wollten die Räume künstlerisch aufwerten", erklärt Ulrike Kaiser, Kunstlehrerin am Gymnasium. Mit der Aktion solle auch dem "Vandalismus" vorgebeugt werden - etwa dass Schüler Klorollen einfach auf den Boden werfen. Mit einer Vernissage werden die Räume an diesem Dienstag wiedereröffnet. An der Kunstaktion waren die Gymnasiasten des Additums Kunst - Praxisstunden für Kunstabiturienten - der Q 11 sowie Realschüler des Kunstzweiges aus der Klasse 9 c beteiligt.

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(Foto: oh)

Schmuckstück Toilette: Mit Wellenelementen aus Transparentpapier,...

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...Mond und Sternen,...

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...blumigen Spiegeln und...

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...einer Maske aus Ton gestalten die Jugendlichen der Reaschule in Geretsried die Bäder um.

Aus der Wand der "blauen" Toilette schälen sich eine weiß-glasiertes Gesicht in Maskenform und Hände. Von der Decke hängen Wellenelemente aus Transparentpapier. Sie erzeugen in der Toilette einen bläulichen Schimmer. Wie Kaiser erklärt, habe bei der Farbe Blau das Thema Wasser nahegelegen. Die Maske und die Hände sollten eine Figur darstellen, die sich durch die Wand drücke und trotzdem darin gefangen bleibe. Dafür haben die Schüler Kacheln ausgetauscht. Die Maske und die Hände sind aus Ton geformt.

Mit floralen Motiven verschönern die Schüler die Sanitäranlagen. (Foto: oh)

Die Idee für die künstlerische Umgestaltung hat laut Kaiser der Geretsrieder Gymnasialschulleiter Hermann Deger aufgebracht. Daraus habe sich das gemeinsame Projekt mit der Realschulklasse am Schulzentrum entwickelt. Im weitläufigen Haus laufen derzeit umfangreiche Umbaumaßnahmen. Vor Beginn des Kunstprojekts habe das Tölzer Landratsamt in den Toiletten Waschbecken austauschen, Beleuchtungen, erneuern und elektrische Händetrockner installieren lassen, erklärt Kaiser.

Neue handwerkliche Fähigkeiten entwickelten die Schüler im Zuge der Verschönerungsaktion. (Foto: oh)

Die Grundfarbe Gelb gilt als anregend und aufheiternd. Darauf abgestimmt setzen nun in einer weiteren Toilette Stern- und Mondmotive aus Ton gelb-blaue Farbakzente. Ein an altägyptischen Motiven orientiertes magisches Auge blickt den Besucher an. Die Schüler habe die "roten" Toilette in dieser Farbe gestrichen. Zusätzliche Farbtupfer setzen collagenhaft gestaltete Blumenmotive an den Toilettentüren. Die Decke wurde mit Elementen aus Transparentpapier und -folie verhängt. Von den Schülern gestaltete Spiegel mit Keramikrahmen schaffen neue Blickbeziehungen in der Sanitäranlage. Die Toilette mit der vierten Grundfarbe Grün durchziehen Pflanzenmotive.

Die Arbeiten in der Toilettenanlage seien äußerst aufwendig gewesen, auch, weil die Schüler neue handwerkliche Fähigkeiten entwickeln mussten. Sie lernten etwa das Negativverfahren anzuwenden. Für die glasierten und mehrfach gebrannten Tonmotive hätten sie erst Negative aus Gips angefertigt und dann den Ton in die Form gedrückt. Noch sind die Realschüler und die Gymnasiasten mit allerletzten Umgestaltungen beschäftigt. So müssten sie noch einzelne Türen einhängen, berichtet Kunstlehrerin Kaiser. Nach der Renovierung und Umgestaltung könnten alle Jungen und Mädchen die Toiletten von Dienstag an wieder benutzen.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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