Umweltpreis:"Nur Gäste der Natur"

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Der Kreis zeichnet vier Initiativen aus. Der Landrat betont, wie viele Menschen sich in der Region engagieren

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz

Ein Bäumchen mit drei Blättern, ein fast flügges Vogeljunges, das von einem Elterntier gefüttert wird - so sieht die neue Trophäe aus, die die Umweltpreisträger des Landkreises am Donnerstagabend erstmals erhalten haben. Der Münsinger Künstler Hans Neumann hat die Bronzestatue entworfen und damit den Künstlerwettbewerb gewonnen, den der Landkreis ausgeschrieben hatte. Das Modell für die vorherige Trophäe, eine tellergroße Plakette mit einem Relief, war kaputt gegangen. Per Künstlerwettbewerb hatte der Landkreis nach einer neuen Statue gesucht. Zehn Teilnehmer aus dem Landkreis reichten ihre Entwürfe ein, Neumann machte das Rennen. Die anderen, zum Teil modernen und abstrakten Entwürfe waren in einer Vitrine ausgestellt.

Den Preisträgern dürfte die Gestaltung der Statue weniger wichtig gewesen sein, als die Ehre und öffentliche Aufmerksamkeit, die der Umweltpreis mit sich bringt - und die 1500 Euro, die drei der Preisträger ebenfalls erhielten. Der vierte Preisträger, der Isartalverein, brauche das Geld nicht wirklich, hatte der Umweltausschuss beschlossen, es waren auch nur 4500 Euro zu vergeben. Der 1902 gegründete Verein verfüge über ein großes Stiftungsvermögen sowie zahlreiche Immobilien und erhalte immer wieder Spenden und Erbschaften, sagte Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde auf Nachfrage. Ausgezeichnet wurde der Isartalverein, der von seinem Vorsitzenden Erich Rühmer und dessen Stellvertreter Claus Leierseder vertreten war, für seine vielfältigen Projekte. Die Laudatio hielt der Münsinger Bürgermeister Michael Grasl. Seine Gemeinde liege zwar nicht an der Isar, Rühmer sei aber als Schäftlarner Bürgermeister einige Jahre sein Chef gewesen, erklärte Grasl. Dass der Verein, der sich um den Erhalt der natürlichen Flusslandschaft im Isartal bemüht, so wirkungsvoll agiere, liege derzeit vor allem am Vorsitzenden Rühmer, an dessen Nachdruck und Ausdauer, sagte Grasl. Er fügte an: "Wir brauchen endlich einen viel respektvolleren Umgang mit unseren Lebensräumen. Wir sind nur Gäste der Natur."

Ein Bäumchen mit drei Blättern und ein Vogeljunges, das von einem Elterntier gefüttert wird: die neue Trophäe der Umweltpreisträger. (Foto: Fotos: Harry Wolfsbauer)

Dieses Bewusstsein vermittelt die Umweltstation der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die für ein paar Stunden bis mehrere Tage zu ihr kommen. Marion Loewenfeld, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung in Bayern, hob besonders hervor, dass wegen der ökologischen Infrastruktur "Inhalt und Rahmen" dort zueinander passten. Der Strom stammt zu hundert Prozent aus Wasserkraft, Wärme wird mit einer Hackschnitzelheizung erzeugt, die Fahrzeuge fahren elektrisch. Das verleihe der seit 20 Jahren bestehenden Umweltstation eine besondere Glaubwürdigkeit.

Nachhaltiges Denken sei in bäuerlichen Familienbetrieben eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sagte Zweiter Bürgermeister Michael Häsch in seiner Laudatio auf das Dietramszeller Unternehmen Holzmarkt Suttner. Hans Benno und Ursula Suttner sind schon die vierte Inhaber-Generation. Sie seien sich bewusst, dass "der jeweilige Eigentümer nur der Verwalter des Betriebs" sei, der dann an die nächste Generation übergehe, sagte Häsch.

Mit den nachkommenden Generationen beschäftigen sich auch die Mitarbeiter des Projekts "Hoffnungsstark" des Zentrums für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern. Junge Männer, oft schon mehrfach straffällig, sollen dabei in und mit der Natur "wieder auf die Füße kommen", wie Pater Heiner Heim, der frühere Direktor des Klosters, sagte. In dem Programm, für die jungen Männer eine Alternative zur Haftstrafe, könnten diese eine "Beziehung zur Schöpfung" aufbauen, erklärte der Sozialpädagoge Matthias Fischer.

Preisträger und Laudatoren (v.l.): Pater Karl Geißinger, Oliver Hoffmann, Matthias Fischer und Pater Heiner Heim von ZUK und Brücke Oberland. Marion Loewenfeld, Josef Birzele, Katharina Horvat und Miriam Stiel, Jugendsiedlung Königsdorf. Erich Rühmer und Claus Leierseder vom Isartalverein. Ursula und Hans Benno Suttner von Holzbau Suttner. Ganz rechts Landrat Josef Niedermaier. (Foto: N/A)

"Umweltbegeistert sind wir alle", sagte Landrat Josef Niedermaier, der die Preise überreichte. Die diesjährigen Preisträger zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich schon seit langer Zeit für den Erhalt der Umwelt einsetzten. Josef Birzele, Leiter der Jugendsiedlung Hochland, ergänzte das: "Ich freue mich, dass sich so viele Leute im Landkreis dafür einsetzen. Nur zusammen kann man was schaffen."

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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