Umstrittene Baumfällaktionen:Gespaltene Haltung zu Kahlschlag

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Die Baumfällungen im Bergwald und in der Anemonenstraße nennt der Wolfratshauser Bürgermeister Forster nicht akzeptabel - eine Baumschutzverordnung lehnt er jedoch ab.

Benjamin Engel

Die Baumfällaktionen im Bergwald und an der Anemonenstraße haben die Gemüter in der Stadt in den vergangenen Wochen erhitzt. Mit diesem Thema befassten sich auch die Mitglieder der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW), die am Donnerstag zur ihrer Monatsversammlung im Gasthaus Flößerei zusammenkamen. "Eine Baumschutzverordnung wird es nicht geben", stellte Bürgermeister Helmut Forster gleich zu Beginn klar.

Einmal genehmigte Bebauungspläne regelten schon jetzt, wie Bäume auf den betreffenden Grundstücken zu behandeln seien, so Forster. Eigentümer dürften darüber hinaus Bäume fällen, solange diese nicht unter Bestandsschutz stünden. Rein rechtlich gesehen reichten diese Maßnahmen aus, um mit Fällaktionen umgehen zu können. Eine Baumschutzverordnung brauche es dazu nicht. Ein solches Regelwerk zu erlassen, kann nach Einschätzung von Forster erst recht negative Folgen haben. Da es nie sofort in Kraft trete, animiere die Stadt nur die Besitzer von Grundstücken dazu, noch schnell ihre Bäume zu fällen.

Im Fall des Kahlschlags am Schutzwald oberhalb der Äußeren Münchner Straße ist die Stadt zwar nicht zuständig. Mögliche Bußgelder verhängt das Landratsamt. Trotzdem soll Wolfgang Neuerburg, Leiter des Forstbereichs im Landwirtschaftsamt, die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses in der Sitzung am 16. März über die derzeitige Sachlage informieren.

Nach Kenntnis von Bürgermeister Forster waren etwa zehn bis 15 Buchen auf dem Grundstück sehr stark beschädigt und drohten umzustürzen. Kosten von rund 5000 Euro wären auf die Eigentümer pro Baum zugekommen, hätten sie nur einzelne Stämme entfernen lassen. Außerdem hafteten sie, wenn Bäume auf die Straße stürzten und Schäden anrichteten. Die hohen Kosten und das große Sicherheitsrisiko, so vermutet wenigstens Forster, könnten die Besitzer dazu bewegt haben, gleich umfassend zu fällen. Trotzdem sei dieses Vorgehen nicht zu akzeptieren, auch wenn sich viele unmittelbare Anwohner sogar über die Fällungen freuten. Denn nun hätten sie mehr Licht und weniger Angst, es könnten Bäume auf ihre Grundstücke fallen.

Aber nicht nur der Schutzwald beschäftigte die Stadt in letzter Zeit. So lehnte der Bauausschuss eine Bauvoranfrage der Oberbayerischen Heimstätten GmbH, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, auf ihrem Grundstück an der Anemonenstraße ab. Trotzdem ließ die Gesellschaft in einer Nacht- und Nebelaktion dort einfach Bäume umhauen. Die Art und Weise, wie man hier vorgegangen sei, findet Forster äußerst schwach. Wie es in diesem Fall weitergehen wird, konnte er allerdings nicht sagen. Er rechnet aber damit, dass die Oberbayerische Heimstätten GmbH einen Bauantrag stellen wird, über den der Stadtrat dann entscheiden muss.

Außerdem äußerte sich Bürgermeister Forster zu den Kahlschlägen an der Bundesstraße 11 und am Autobahnzubringer, mit denen die Stadt Wolfratshausen nichts zu tun hat. Zwar häuften sich Baumfällungen, wie auch am Loisachufer in den vergangenen Wochen, sagte er. Trotzdem sei ihm um Wolfratshausen nicht bange. Schließlich seien von den insgesamt 914 Hektar Gemeindefläche über 20 Prozent bewaldet. Dabei seien die Wohnanlagen, bei denen Bäume stünden, noch nicht einmal mitgerechnet.

© SZ vom 12.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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