Tourismusausschuss:Zu wenig Betten und Tagungsräume

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Das Hotel Alexandra im Kurviertel musste im November vergangenen Jahres schließen. Das Aus für die Pächter war laut Kurdirektorin Brita Hohenreiter besonders bitter, weil das Haus modernen Ansprüchen genügte. (Foto: Manfred Neubauer)

Bad Tölz kann nicht vom Trend zum Urlaub in Deutschland profitieren. Der Kurstadt fehlen weiter vor allem Hotels, die hochwertigen Standard bieten. Auch 2017 war deshalb die Zahl der Gäste und der Übernachtungen rückläufig

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Trend, dass sich Deutschland unter Touristen wachsender Beliebtheit erfreut, geht an Bad Tölz nach wie vor spurlos vorbei. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Kurstadt nur noch 78 475 Ankünfte von Gästen, dies sind 1147 oder 1,44 Prozent weniger als 2016. Noch deutlicher sehen die Zahlen bei den Übernachtungen aus: Sie sanken um 14 438 auf insgesamt 332 118, ein Minus von 4,17 Prozent. Die Abwärtsspirale nimmt also kein Ende.

Den vorrangigen Grund dafür sieht Kurdirektorin Brita Hohenreiter in der fehlenden Zahl an Hotelbetten, wie sie im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats einmal mehr hervorhob. 175 Betten seien 2017 weggefallen, wenngleich 88 davon nur übergangsweise. Trotz aller Bemühungen durch die Tourist-Information "weiten sich die Zeiten im Jahr, an denen die Gäste kaum noch wunschgemäß untergebracht werden können, immer mehr aus", sagte Hohenreiter. Mehr Hotelbetten seien dringend nötig, erklärte auch Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (Freie Wählergemeinschaft). "Wir arbeiten intensiv an dem Thema, aber das ist nicht so ganz einfach." Nach dem so gut wie geplatzten Hotelprojekt an der Arzbacher Straße hofft er, "dass wir wieder den Fuß in die Tür kriegen".

Das Problem zeigt sich an einem Paradox: Die Tölzer Hotels, die zeitgemäße Qualität bieten, halten ihre Gästezahlen oder steigern sie. Manche von ihnen hätten 2017 sogar "eklatante Zuwächse" verbucht, sagte Hohenreiter. Aber weil andere Häuser schon seit Jahren peu à peu zumachen - 2017 unter anderem das Gästehaus Simon und das Hotel Alexandra -, fehlen eben Betten in den normalen Urlaubszeiten. Dann sind Reise- oder auch Tagungsgruppen kaum geschlossen unterzubringen. "Die Nachfrage der Kunden kann sehr oft nicht bedient werden", bilanzierte die Kurdirektorin. Ihr Ceterum censeo lautet deshalb: "Jede Hotelansiedlung muss seitens der Stadt konsequent weiter verfolgt werden." Hätte man voriges Jahr noch die selbe Zahl an Hotelbetten gehabt wie 2016, "dann wären wir bei den Übernachtungen bei plus acht Prozent". Immerhin eine erfreuliche Folge des Mangels konnte sie ihrem Zahlenwerk entnehmen: Mit 43,8 Prozent liegt Bad Tölz in der Bettenauslastung genau im oberbayerischen Schnitt.

Ebenso wie die Hotels verzeichneten auch die Tölzer Sanatorien in Summe zwar einen leichten Anstieg der Gästeankünfte, jedoch einen Rückgang bei den Übernachtungen von 121 936 auf 120 964. Dies hänge damit zusammen, dass sie immer mehr Privatzahler beherbergten und weniger von den Krankenkassen gestützt würden, sagte die Kurdirektorin. "Und Privatzahler bleiben nicht so lange." Stark rückläufig sind die Zahlen für die Ferienwohnungen: Ankünfte (2017: 1867) und Übernachtungen (14 683) sanken jeweils um rund ein Drittel. Das liege am Immobilienmarkt, erklärte Hohenreiter: "Hochpreisige Ferienwohnungen verkaufen sich schwer." Dagegen steuern immer mehr Wohnmobilfahrer den Platz an der Isar nahe der Königsdorfer Straße an. 10 488 waren es im Vorjahr, 57 mehr als 2016. Insgesamt schrumpfte die Aufenthaltsdauer der Gäste jedoch wieder leicht - von 4,35 auf 4,23 Tage im Schnitt. "Damit sind wir aber noch gut aufgestellt", sagte Hohenreiter.

Auffällig ist, dass die Zahl der ausländischen Touristen im vergangenen Jahr stark gesunken ist - bei den Ankünften mit 9139 sogar unter die Marke von 10 000. Die Kurdirektorin nannte dafür drei Gründe: fehlende Hotels, keine Baumaschinen-Messe in München (Bauma), kein Spaßbad "Alpamare" und kein Hotel Jodquellenhof mehr, was sich auch drei Jahre nach Schließung noch bemerkbar macht. Die meisten Gäste kommen aus Österreich, der Schweiz, Italien und den USA. Die deutschen Urlauber in Tölz stammen vor allem aus Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Immerhin 902 000 Nutzer schauten auf der Internetseite der Stadt vorbei (www.bad-toelz.de), im Jahr zuvor waren es 673 000 gewesen. Etwa 7500 Fans gab es auf den drei Facebook-Seiten der Stadt, des Vitalzentrums und des "Tölzer Veg". Als Erfolg bezeichnete Hohenreiter die neue Eishockey-Pauschale. Die Fans von Gastmannschaften können sich über diesen Service ein Zimmer in Tölz reservieren lassen. 221 Anhänger hätten dies über 40 Pauschalen bis Ende Februar auch getan, sagte die Kurdirektorin.

Das Thomas-Mann-Jahr war für die Kurstadt werbewirksam. Die Veröffentlichungen in diversen Medien rechnete Hohenreiter auf einen Anzeigewert von 1,06 Millionen Euro um, fast 400 000 Euro mehr als in anderen Jahren. Allerdings seien 375 Tagungsgäste, die dadurch nach Tölz kamen, "nicht sehr viel", wandte Stadtrat Michael Lindmair (FWG) ein. Dies liege daran, "dass wir bei Tagungen extreme Raumprobleme haben", erwiderte die Kurdirektorin. Zum einen fehlten Seminarräume nach dem Ende des Jodquellenhofs. Zum anderen sollten diese sich in der Nähe von einem oder zwei Hotels befinden, in denen die Teilnehmer übernachten. "Die Anfragen sind da, aber es ist äußerst schwierig, dass man diese Gäste so unterbringt."

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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