Tourismus:Wolfratshausen hat noch Potenzial

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Die Stadt hat nur 200 Betten und ein Zehntel der Übernachtungen, die Bad Tölz registriert. Viel zu wenig, findet Wirtschaftsreferent Helmut Forster. Wünschenswert sei ein zusätzliches Luxus-Hotel

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Mit 39 000 Übernachtungen pro Jahr erreicht Wolfratshausen nur rund ein Zehntel der Zahlen von Bad Tölz. Alexander Neumann von der Münchner dwif-Consulting GmbH sieht in der Flößerstadt dank der Nähe zu München und des S-Bahn-Anschlusses weit mehr touristisches Potenzial. Er stellte die von der Verwaltung in Auftrag gegebene Studie "Wirtschaftsfaktor Tourismus" unlängst im Kulturausschuss des Stadtrats vor. Neumann zeigte sich überrascht, dass Wolfratshausen nur über so wenige Übernachtungsbetriebe mit zusammen gerade einmal 200 Betten verfügt. Die Stadt sollte Hoteliers mit Bebauungsplänen oder der Suche nach geeigneten Grundstücken unterstützen, sagt Wirtschaftsreferent Helmut Forster (BVW) auf Nachfrage.

Vor rund einem Jahr hat das Ehepaar Neuber das Hotel Isartaler Hof an der Sauerlacher Straße mit 23 Zimmern eröffnet. Manfred und Heidi Neuber haben das ehemalige Hotel Thalhammer für rund 500 000 Euro renoviert. Beide sehen Wolfratshausen allerdings nicht als klassische Urlaubsstadt. 80 Prozent ihrer Gäste seien Geschäftsreisende, erläutert Manfred Neuber. Grund seien die vielen Unternehmen in der Umgebung. Die Gäste übernachteten durchschnittlich zwei Tage.

Im Sommer seien aber auch viele Urlaubsreisende, darunter Radtouristen, gekommen, sagt Neuber. Manche seien auf dem Fernradweg "Via Tyrolensis" unterwegs. Andere erkundeten die Umgebung mit dem Rad. Für Wolfratshausen sprächen die Nähe zu München, zum Starnberger See oder zu den bayerischen Königsschlössern. Sogar Fans der Krimi-Serie "Hubert & Staller", die in Wolfratshausen und Umgebung gedreht wird, hätten hier schon übernachtet. Alleinstellungsmerkmal der Stadt sei aber die Flößerei. Auch die städtische Tourismusmanagerin Gisela Gleißl will mehr Touristen mit Produkten rund um die Flößerei anziehen. Ein thematisch darauf bezogener Audioguide soll in zwei Monaten fertig sein. Ein großer Faltplan führt die Besucher zu wichtigen Orten der Flößerhistorie in der Stadt. Über QR-Codes können Audiodateien und ein Film mit dem Smartphone heruntergeladen werden. Aber auch den Radtourismus und den Radwegebau wolle die Stadt fördern, sagt Gleißl. Denkbar seien etwa Routen durch das Filmland der Serie "Hubert & Staller".

Das aktuelle Gastgeberverzeichnis der Stadt listet neben dem Isartaler Hof zwei weitere Hotels mit 91 Übernachtungsmöglichkeiten auf: 58 Betten für den Humplbräu im Markt und 33 für das Landhaus-Hotel an der Sauerlacher Straße, das um 40 Zimmer und Tagungsräume erweitert werden soll. Trotzdem sieht Gleißl noch Bedarf für ein weiteres Drei- bis Vier-Sterne Haus. Bisher lägen die Hoteliers mit Übernachtungspreisen von 40 bis 60 Euro im üblichen Durchschnitt. Hinzu kämen Ferienwohnungen. An wirklich günstigen Betrieben fehle es. Die würden aber auch nicht so nachgefragt, sagt Gleißl.

Wirtschaftsreferent Helmut Forster betont, dass ist der Tourismus mit 600 000 Tagesgästen, 39 000 Übernachtungen und einem Bruttoumsatz von 18,9 Millionen Euro im Jahr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt sei. Ziel müsse es sein, in den nächsten Jahren 70 000 bis 90 000 Übernachtungen zu erreichen. Die Stadt hätte das Potenzial, die Bettenzahl zu verdoppeln, ist sich Forster sicher. Er will die Chance, am Bergkramerhof ein luxuriöses Golfhotel mit Wellnessbereich zu ermöglichen, weiterverfolgen. Die Regierung von Oberbayern hatte den Bau auf der grünen Wiese vor zwei Jahren mit dem Verweis auf das Landesentwicklungsprogramm abgelehnt. Doch das könne sich ändern, sagt Forster. Vorstellbar ist für ihn auch ein Hotel am Gelände des Alten Krankenhauses, das in den Bau einbezogen werden könnte.

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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