Tölzer Kulturverein:Die Komische Gesellschaft macht ernst

Lesezeit: 2 min

Praktische Weltkulturenarbeit im "Welt-Raum": Coach Omar Hassan (stehend), am PC mit Azabzada Mohammad. (Foto: Manfred Neubauer)

Nach dem Versuch eines Welttanz-Abends im vergangenen Herbst schafft der Tölzer Kulturverein jetzt zwei feste Begegnungspunkte für Flüchtlinge und Einheimische

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Kulturverein Komische Gesellschaft will Flüchtlinge und Einheimische in Bad Tölz zusammenbringen. Schon im Oktober vergangenen Jahres veranstaltete er einen Welttanz-Abend im Kulturhaus Alte Madlschule, zu dem etwa 200 Asylsuchende und Tölzer kamen. Die Idee, die dahintersteckte: "Die Zusammensetzung der Menschen, die in Bad Tölz leben, wird sich verändern, deshalb müssen wir unser Programm anpassen", sagt Vorsitzende Verena Peck. Weil der Abend damals ein Erfolg war, ließ es die Komische Gesellschaft nicht dabei bewenden und suchte nach einem Format, um auch künftig interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen. Die Lösung: In der Madlschule soll es regelmäßig jeden dritten Mittwoch im Monat einen Tanzabend geben, im neuen "Welt-Raum" neben dem Kleinen Kursaal am Vichyplatz jeden ersten Freitag im Monat ein Kulturen-Treffen.

"Wir wollen nicht das Programm machen, wir wollen einen Rahmen schaffen", sagt Peck. Der Tanzabend in der Madlschule soll jeweils von 20 bis 22 Uhr dauern. Beginn ist am nächsten Mittwoch, 16. März. Gespielt werden Musikstücke aus den Herkunftsländern der Asylbewerber, aber auch westliche Hits. DJ ist Peter Urban, der sich unter den Flüchtlingen umhören will, was sie gerne hören möchten. Anfangs, sagt Peck, soll es auch "Volkstänze zum Aufwärmen" geben.

Der Kulturen-Treff im "Welt-Raum" findet erstmals am Freitag, 1. April, von 17 bis 22 Uhr statt. Dann steigt eine kleine Eröffnungsfeier mit Kulinarischem, mit Brett- und Gesellschaftsspielen. Viel weiter will Peck noch nicht planen, da sie schwer einzuschätzen vermag, wen dieses Angebot genau ansprechen wird. Vorstellen kann sie sich Jam-Sessions, Percussion-Workshops, Filmvorführungen, Sommerspaziergänge oder gemeinsames Kochen. Das Angebot an die Komische Gesellschaft, dafür den "Welt-Raum" zu nutzen, stammt vom kommunalen Sozialplaner Armin Ebersberger. "Das fanden wir sehr charmant", sagt Peck.

Sie hat keine Zweifel, dass Flüchtlinge gern zum Tanzen und zum Kulturen-Treff kommen werden: "Viele freuen sich, dass was passiert." Unsicher ist sie hingegen, ob auch genügend Einheimische dazustoßen wollen. Was die Komische Gesellschaft in ihrer bunten Arbeit gemerkt habe, sei "die große Herausforderung, die Tölzer mit ins Boot zu holen". Deshalb fänden die beide Veranstaltungen im Monat unverbindlich, aber regelmäßig statt - "dadurch besteht die Chance, dass es sich herumspricht". Peck wünscht sich vor allem, dass 20 bis 25 Jahre alte Tölzer auftauchen, damit die meist jungen Flüchtlinge mit Gleichaltrigen sprechen können. Außerdem will sie gezielt Vereine kontaktieren, damit die sich beim Kulturen-Treff vorstellen.

Die Komische Gesellschaft sieht sich mit dem Vorhaben, das Kulturhaus und sich selbst für Asylsuchende zu öffnen, in einer Art Vorreiterrolle. "Ich würde mir wünschen, dass das Beispiel ein bisschen Schule macht, dass die Kirche oder auch Vereine einmal im Monat ihren Raum öffnen." Dann erzählt Peck noch einmal vom Welttanz-Abend im Oktober vergangenen Jahres. Damals habe Hans Schneil, Bürgermeister von Sachsenkam, zusammen mit der Jugendbeauftragten der Gemeinde und anderen Mitstreitern einfach 24 Flüchtlinge eingesammelt und sei mit Privatautos zur Alten Madlschule gefahren. "Da war ich total beeindruckt", sagt sie.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: