Theater:Tanzende Zahnschmerzen

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Der Wolfratshauser Dominik Halamek wirkt im Stück "Die Dumme Augustine" mit. Er freut sich auf sein Kinder-Publikum - auch wenn das manchmal ganz schön fordernd ist

Interview von Stephanie Schwaderer

Horror-Clowns auf allen Kanälen. Dass es auch anders geht, zeigt das Kinder-Tanz-Theater "Die dumme Augustine", das am Freitagnachmittag in die Loisachhalle kommt. In die Rolle des dummen Augusts schlüpft Dominik Halamek.

SZ: Ist der dumme August böse?

Dominik Halamek: Gar nicht. Er ist ein klassischer Familienvater, kein Tyrann. Er geht in die Arbeit, also in den Zirkus, ernährt Frau und Kinder und kommt gar nicht auf den Gedanken, dass man das Familienleben auch anders gestalten könnte. Bis er Zahnweh bekommt.

Wie tanzt man Zahnweh?

Sehr pantomimisch. Das ist eine meiner Lieblingsszenen, die sehr in Richtung Slapstick geht: Der wehleidige Mann! Männergrippe!

Otfried Preußler hat das Buch 1971 geschrieben. Die dumme Augustine war eine Vorkämpferin der Emanzipation. Finden Sie die Geschichte noch zeitgemäß?

Absolut. Es geht ja nicht um Rollentausch, darum, dass die Frau nun Karriere macht und der Mann zu Hause bleibt. Vielmehr teilen sich die beiden am Ende die Aufgaben. Es gibt ein Miteinander. Das lässt sich auf viele Bereiche übertragen und ist heute so aktuell wie damals.

Sie bringen das Stück zusammen mit zwei Frauen auf die Bühne. Wer hat hinter den Kulissen die Hosen an?

In diesem Fall ist natürlich Judith Seibert die Chefin. Sie ist Kinder-Tanztheater-Profi und hat das Stück für das Theater an der Donau in Ulm geschrieben und choreografiert. Ich bin dort als Zweitbesetzung eingesprungen und war gleich so begeistert, dass ich wusste, dass wir das auch nach Wolfratshausen holen müssen. Judith und ich kennen uns seit 2008, wir haben beide an der Münchner Oper getanzt und haben seither - bei unterschiedlichster Aufgabenteilung - so viel miteinander gemacht, dass wir schon eine Einheit sind.

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(Foto: Veranstalter/oh)

Die dumme Augustine (li. Anjuska Dabanovic) würde so gerne einmal im Zirkus auftreten, darf das aber erst, als ihr Mann Zahnweh hat. Judith Seibert (re.) bringt Otfried Preußlers Geschichte als Tanztheater auf die Bühne.

Dominik Halamek ist Bühnentänzer, Akrobat, Choreograf und Produzent. Der 33-jährige Künstler lebt in Wolfratshausen, wo er sich unter anderem mit aufwendigen Varieté-Abenden einen Namen gemacht hat.

Es ist Ihre erste Rolle in einem Kinder-Tanz-Theater. Wie finden Sie es, vor einem jungen Publikum zu spielen?

Im positiven Sinne fordernd. Wenn Kindern etwas nicht gefällt oder sie sich langweilen, fangen sie einfach an zu reden. Das finde ich grundsätzlich eine schöne Eigenschaft, obwohl es in manchen Momenten sehr anspruchsvoll ist. Andererseits bekommt man von ihnen unglaublich viel zurück. Wenn der dumme August gegen seinen Willen zum Zahnarzt geschleift wird und der Direktor auf ihn wartet und wartet und sich wundert, wo er nur bleibt, dann gibt es immer ein Kind, das schreit: Der ist beim Zahnarzt! Und wenn der Direktor sich um ihn sorgt, dann machen sich auch die Kinder Sorgen. Das ist toll. Als Darsteller möchte man ja Emotionen auslösen - bei Kindern bekommt man das direkt zurück.

Haben Sie Angst vorm Zahnarzt?

Ich bin kein Zahnarzt-Fan, aber ich habe in Waldram eine Zahnärztin gefunden, bei der ich mich sehr wohl fühle.

Würden Sie noch einmal gerne in einem Kinderstück tanzen?

Unbedingt! Judith bringt in Kürze Nils Holgersson auf die Bühne. Und ich darf Martin die Hausgans tanzen. Darauf freue ich mich!

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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