Streit um Neubaupläne:Dorf bleibt Dorf

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Nachbar protestiert gegen geplanten Neubau der Raiffeisenbank mit zehn Wohnungen in Münsing

Von Benjamin Engel, Münsing

In den Streit über die Neubaupläne der Raiffeisenbank am Dorfplatz, schaltet sich nun ein Nachbar ein. Der Münsinger Diplom-Ingenieur Franz Kieninger wirft dem Kreisbauamt in einem Schreiben vor, von falschen Annahmen auszugehen. Er widerspricht der Auffassung der Behörde, dass sich die beiden geplanten Wohn- und Geschäftshäuser in die Umgebungsbebauung einfügen. Bereits zweimal hat der Gemeinderat einen Vorbescheid abgelehnt - jüngst Ende September mit acht zu sieben Stimmen. Das Kreisbauamt hat angekündigt, das Münsinger Gremium zu überstimmen. Die Behörde erklärt zu den Vorwürfen: "Erreichen uns vor Erteilung einer Baugenehmigung Einwände von Nachbarn, beziehen wir diese in unsere Entscheidung mit ein."

Am Dorfplatz will die Raiffeisenbank München Land die bestehende Filiale und das anschließende frühere Lagerhaus abreißen. Auf dem Grundstück sollen zwei Wohn- und Geschäftshäuser mit einer Wandhöhe von 6,95 Metern entstehen. Im Erdgeschoss sind je eine Gewerbeeinheit, darüber insgesamt zehn Wohnungen geplant. Kieninger schreibt, dass "der Startschuss für massive An-und Umbauten und Aufstocken im ganzen Ort" vorgegeben wäre, wenn die Bank mit ihren Bauvorhaben durchkomme. Die Gemeinderäte seien sich der Auswirkungen einer derart massiven Bebauung bewusst, wodurch die Dorfmitte nachhaltig beschädigt wäre.

Der positiven Bewertung des Kreisbauamts in einem Schreiben von 29. August widerspricht Kieninger. Das habe sich auf die Existenz von Bauten ähnlichen Ausmaßes in der Umgebung bezogen. "Nach unserer Meinung hat das Landratsamt seine Beurteilung nur anhand des Lageplans abgegeben und deshalb nur die Gebäudegrundflächen bewertet."

Dass das Kreisbauamt als ersten Bezugsfall auf das bestehende Bank-Filialgebäude verweist, kritisiert Kieninger. Die Geschäftsstelle sei in einem zweigeschossigen Haus untergebracht. Die anschließende Lagerhalle sei ebenerdig. Die geplanten beiden Neubauten mit Ober- und Dachgeschoss seien insgesamt acht Meter länger als der Bestand. "Damit erhöht sich die Bruttogeschossfläche von insgesamt 1064 auf 2520 Quadratmeter." Bei einem jahrhundertealten Bauernhof in der Nähe seien Wohnhaus, Stall und Scheune zusammengerückt. Von einer massiven Bebauung könne dort keine Rede sein, "da dieser Hof von einer großen Obstwiese umgeben ist."

Ebenso stehen alle anderen Häuser und Bauernhöfe in der direkten Umgebung nach Darstellung von Kieninger in Gärten. Damit prägten sie das "von allen Dorfbewohnern gewünschte Ortsbild", schreibt er. Eine dichte Bebauung errechne sich nicht nur aus Länge mal Breite der Gebäude. Die Höhe und die Größe der unbebauten Fläche auf den Grundstücken müssten in eine Bewertung einbezogen werden.

Argumente, wonach die Bank Mieteinnahmen brauche, um ihr Geschäft in Münsing zu halten, bezeichnet Kieninger als in Deutschland einmalig: "Seit wann steckt eine Bank den Gewinn aus Mieteinnahmen in eine unrentable Gemeinde?", fragt er. Infrage stellt er den Bedarf von Wohnungen für die Beschäftigten im boomenden Wirtschaftsraum München. Denn jedem Aufstieg folge ein Abstieg mit dann Wohnungsleerständen.

Im Tölzer Landratsamt verweist die Kreistags-Geschäftsstelle auf Klagemöglichkeiten gegen das Projekt vor dem Verwaltungsgericht. "Zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine solche aber verfrüht, da die Baugenehmigung noch gar nicht erteilt wurde", heißt es in einer Stellungnahme.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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