Stadtlauf:Glücksgefühle in Geretsried

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576 Athleten gehen an den Start. Hunderte Besucher jubeln ihnen zu. Die Penzberger gewinnen und nehmen den Hauptpreis mit nach Hause - ein Spanferkel.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Lange vor der Siegerehrung stehen die Trophäen sauber aufgereiht unter dem Zeltdach: Pokale in Gold, Silber und Bronze für die Erwachsenen und für die jüngeren Läufer gut 15 Zentimeter hohe Figuren, die zum Sprint leicht nach vorn geneigte Sportler und Sportlerinnen darstellen. Der 32. Geretsrieder Stadtlauf ist mit rund 400 Zuschauern gut besucht und kann mit 576 Läufern eine beeindruckende Teilnehmerzahl vorweisen: die zweithöchste seit jeher, nur im vergangen Jahr seien es ein paar mehr gewesen, sagt Mirko Naumann. Der TuS-Sportler, der bis Donnerstag die Leichtathletikabteilung leitete, ist voll und ganz zufrieden: "Alles über 500 Teilnehmer ist sensationell."

Für ein Lauf-Event wie diese Geretsrieder Traditionsveranstaltung ist das Wetter keine unerhebliche Komponente, doch wie meistens hat der TuS - dessen "Run for Fun"-Team den Stadtlauf organisiert hat - unverschämtes Glück. Fiel in der vergangenen Woche noch Schnee, so brennt am Samstagnachmittag die Sonne vom blauen Himmel, die Bierbänke vor dem Vereinsheim sind voll besetzt. Sonne, das bedeutet vor allem: viele Besucher. Einen wahren Läufer indes könnte auch Regen von nichts abhalten. "Laufen kann man immer und überall", sagt etwa Andreas Maier vom TSV Penzberg, "eigentlich ist immer Laufsaison." Zusammen mit seinen Teammitgliedern Matthias Bauer, Stefan Rückner und Andreas Kölbl hat sich der Penzberger dem 5,3-Kilometer-Lauf gestellt - und ihn gewonnen. Der Preis: ein Spanferkel-Essen für 40 Personen. Es macht das Gerücht die Runde, die Penzberger in den orangeroten Trikots hätten überhaupt nur deshalb teilgenommen. Ob das stimmt? "Nicht nur", sagt Maier; auch "das schöne Laufwetter und die Freude an der Bewegung" hätten ihn nach Geretsried gelockt. "Ich schon", wirft Bauer ein. So ein Spanferkel-Essen sei eben etwas Besonderes.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Hopphopphopphopp: Die Läufer werden vom Straßenrand kräftig angefeuert.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Jung und alt, schnell und langsam, Neulinge und Langlauf-Cracks wie hier im Bild: Beim Geretsrieder Stadtlauf sind sie alle mit dabei.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Bei fast schon sommerlichen 17 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein geraten sie ganz schön ins Schwitzen.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Da tut Abkühlung gut.

House- und Dance-Musik pulsiert über den Sportplatz, auf dem Rennstrecke durch die Stadt endet. Vor dem Vereinsheim an der Jahnstraße schlagen Musikschullehrer Björn Kellerstrass und seine Schüler Luca Cavaliere und Felix Wagner Drums, Conga und Surdo, um die vorbeikommenden Läufer zu motivieren. Nicht alle Teilnehmer sind so gut vorbereitet wie die Läufer des TSV Penzberg. Der 33-jährige Sven Kruck spielt eigentlich Badminton - für den Zehn-Kilometer-Lauf habe er gar nicht trainiert, sagt er, weshalb er mit seinen knapp 45 Minuten Laufzeit ganz zufrieden sei. Das fehlende Training habe er aber auch gemerkt. "Bis zur zweiten Runde ging es ganz gut", sagt er. In der dritten Runde habe er sich noch durchgekämpft und sich dann "im Windschatten der anderen ins Ziel gerettet". Jetzt wartet er vor den Liegen des Gesundheitszentrums Geretsried auf eine Beinmassage, die Physiotherapeutin Maite Bücheler und Masseur Sebastian Rothenbücher den Läufern gratis spendieren.

Ein von Glücksgefühlen begleitetes Erfolgserlebnis feiert Patricia Zeisner. "Ich bin schon sehr stolz auf mich selber", gesteht sie, kurz nachdem sie die Ziellinie durchquert hat. Stolz ist offensichtlich auch die Familie: Zwei kleine Buben, drei und fünf Jahre alt, fallen ihrer strahlenden Mutter um den Hals. Erst vor sechs Wochen habe sie angefangen zu laufen, sagt die 42-Jährige, "und dank des Run for Fun-Teams habe ich es durchgehend geschafft". Der Spaß habe sie wie von allein vorangetrieben, außerdem sei sie immer ihrem Vater nachgelaufen, ihrem "Zugpferd", wie Zeisner sagt.

Gerd Schlegelmilch läuft noch eine Weile weiter, er hat sich dem Zehn-Kilometer-Lauf gestellt. Mit seinen 72 Jahren sei er der älteste Teilnehmer der Veranstaltung, sagt Zeisner. Ihr fünfjähriger Sohn Felix ist bei den Jüngsten mitgelaufen, die am frühen Nachmittag als die ersten Läufer des Tages eine 800-Meter-Strecke gemeistert haben. Die Anzahl der kleinen Kinder unter den Läufern sei in diesem Jahr besonders hoch, sagt Leichtathlet Naumann: Durch die jungen Leute, die im Sportverein ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvierten und in diesem Rahmen auch in die Schulen und Kitas gingen, um gemeinsam mit den Kindern Sport zu machen, habe es viele Sammelanmeldungen von Einrichtungen wie dem Sportkindergarten Champini gegeben.

Das Rote Kreuz ist mit 14 Einsatzkräften vertreten, hat aber wenig zu tun. "Wir sind die Pflasterspender", scherzt Maximilian Strasser, Helfer der Einsatzleitung. Nur kleinere Schürfwunden und Blasen an den Füßen gebe es immer mal wieder zu verarzten: "Die Leute wollen eben weiterlaufen." So mündet das Lauf-Event am späten Nachmittag ohne schwere Blessuren in die Siegerehrung. Alle Kinder bekommen eine Medaille, die besten drei in allen Altersklassen je eine Trophäe - und die Penzberger das mühevoll erkämpfte Ferkel.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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