Spa "Natura":Kalte Dusche

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Vor einem Jahr wählte der Tölzer Stadtrat einen Entwurf für das geplante Wellnessbad. Ein Betreiber wurde bislang nicht gefunden. Bürgermeister Janker spricht selbst von "Risikokapital" für die Stadt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

2017 ist nicht gerade ein Jahr der großen Fortschritte in der "Neuen Tölzer Hotelkultur", mit der sich die ehemalige Kurstadt auf dem Gesundheitsmarkt neu positionieren will. Das geplante Hotel an der Arzbacher Straße liegt nach der Klage von Anwohnern, die einen Bürgerentscheid anstreben, vorerst auf Eis. Und vom Wellnessbad "Natura Tölz", das die Stadt weiter unten an der Bockschützstraße bauen will, war heuer so gut wie nichts mehr zu hören. "Bevor wir einen Schritt weitergehen, brauchen wir jemanden als Betreiber", sagt Bürgermeister Josef Janker (CSU). Dazu habe man "einen Sachverständigen eingebunden, der uns berät".

Genau ein Jahr ist es nun schon her, dass eine Jury aus Architekten, Bäder-Experten sowie Mitgliedern der Stadtverwaltung und der Lokalpolitik den Entwurf von Titus Pernthaler aus 16 Modellen für das Wellnessbad "Natura Tölz" auserkoren hat. Der Siegerentwurf des Grazer Baumeisters besteht aus drei Trakten: Einem Eingangsgebäude mit einem lichten Foyer über zwei Stockwerke im Norden, gleich neben dem Zentralparkhaus schließen sich südlich zwei Saunahäuser an, die sich Y-förmig angelegt sind - alle miteinander verbunden über eine Glashalle. Auch dem Stadtrat gefiel dieser Entwurf. Anfang des Jahres gab er seine Zustimmung.

Seither sucht die Stadt nach einem Betreiber für das Spa. "Es ist unbedingt notwendig, ihn von Anfang an in die Planungen einzubinden", sagt Janker. Bis Ende 2016 hatte man im Rathaus noch überlegt, das Wellnessbad in eigener Regie zu führen, war dann allerdings von diesem Plan abgerückt. Das sei "wegen der Komplexität der Materie" wenig sinnvoll, stellte Kämmerer Hermann Forster fest. Der hinzugezogene Experte soll nun auch eine Empfehlung abgeben, mit welchem Betreibermodell die Stadt in die Ausschreibung gehen soll. Denkbar wäre etwa ein reiner Pachtvertrag, ebenso ein Management-Kontrakt, vielleicht ein Betriebsführungsauftrag. Davon hängt auch ab, ob das Modell möglicherweise europaweit ausgeschrieben werden muss. Auf jeden Fall hätte Bad Tölz gerne einen erfahrenen Kandidaten, der mehrere Wellnessbäder betreibt und genug Personal an der Hand hat. "Es muss jemand sein, der das entsprechende Know-how hat und schon erfolgreich war", sagt Janker. Das ist schwierig. Mit einem solchen Anforderungsprofil gebe es "nur wenige Betreiber in Deutschland, die man ansprechen kann", erzählt der Tölzer Bürgermeister. Ein Spa zu führen, sei immer ein Risiko. Das gilt auch für das "Natura Tölz", das mit seinen Saunen auf den fünf chinesischen Elementen Holz, Feuer, Wasser, Metall und Stein beruhen und auf die Sportkinesiologie nach der Philosophie des Orthopäden Dr. Werner Klingelhoeffer ausgerichtet sein soll. "Das ist kein Cash-Flow", sagt Janker. "Das kann es vielleicht einmal sein, wenn es richtig einschlägt." Aber die schönste Architektur nütze nichts, wenn der Betrieb nicht richtig laufe.

Zehn bis 13 Millionen Euro soll das neue Wellnessbad kosten, gerechnet wird mit einer Besucherzahl von zumindest 90 000 pro Jahr - im unerfreulichsten Fall. Ja, sagt Janker, "es ist Risikokapital". Die Stadt sei bei dem Spa selbst als Unternehmer unterwegs, "das muss man tatsächlich so sehen". Und ein solches Projekt könne auch mal schiefgehen. Melde der Badbetreiber etwa Insolvenz an, müsse die Kommune selbst einspringen oder wieder mühsam einen Nachfolger suchen. Das geplante Wellnessbad sei nun mal "kein Selbstläufer" sagt Janker. Aber deshalb habe man das ganze Vorhaben auch in Etappen angelegt: "Läuft es in die falsche Richtung, dann musst du es kappen, einen Schritt zurücktreten und sagen, ob man du das noch willst oder ob du einen Umweg gehst."

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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