Bürgerbeteiligung:Moderierter Streit über die Umfahrung

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In Schäftlarn hat mit etwa 150 Teilnehmern die Bürgerbeteiligung begonnen. Die ersten Ziele heißen: Schwerlastverkehr raus aus der Starnberger Straße, Staus vermeiden

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Die Situation an der Schäftlarner Ortsdurchfahrt, der Starnberger Straße, empfinden viele als unerträglich. Die Straße ist zu eng, steil, kurvenreich, und vor allem stellt sie die einzige Verbindung der Garmischer Autobahn und der Bundesstraße 11 zwischen München und Wolfratshausen dar. Entsprechend viele Fahrzeuge nutzen sie, darunter auch große Sattelzüge. Das macht die Straße gefährlich, nicht nur für Fußgänger, die sie überqueren wollen, sondern auch für alle, die auf den Fußwegen unterwegs sind. Seit Jahrzehnten wird deshalb über eine Umfahrung debattiert; der Gemeinderat hat 2013 beschlossen sie selbst zu errichten. Doch über die Trasse ist Streit entbrannt.

Über eine moderierte Bürgerbeteiligung soll nun eine Lösung gefunden werden, auf Grund derer der Gemeinderat eine Entscheidung treffen kann. Eines ist schon erreicht: ein großer Konsens, dass eine Veränderung der Verkehrssituation in Schäftlarn notwendig ist. Geschätzte 85 Prozent der etwa 150 Einwohner, die am Donnerstagabend zum ersten Bürgerforum gekommen waren, stimmten dieser Formulierung zu. Das Bürgerforum bildete den Auftakt der moderierten Bürgerbeteiligung. Begleitet und gesteuert wird sie vom Eggenfeldener Büro "Identität und Image".

Wie emotional und engagiert die Diskussion teilweise geführt wird, zeigte sich schon bei den Fachvorträgen der drei Experten (Bericht unten), die immer wieder durch teils sehr kritische Fragen unterbrochen wurden. Die Moderatorinnen Stephanie Utz und Stephanie Grubwinkler von Identität und Image behielten die Sache aber gut im Griff. Utz gab auch die ersten Ziele vor, die durch die Bürgerbeteiligung erreicht werden sollen: Reduzierung der Fahrzeuge in der Starnberger Straße, Ausschluss des Schwerlastverkehrs, Vermeidung des Staus in der Ortsdurchfahrt und größere Sicherheit vor allem auch für ältere Menschen, Kinder und Behinderte.

Nach den Vorträgen fanden sich an mehreren Tischen Arbeitsgruppen zusammen, die weitere Ziele formulierten. Wie weit die Meinungen auseinanderliegen, zeigte die anschließende Zusammenführung. So wurden als Ziele genannt: Eine überregionale Lösung finden; mit den Nachbargemeinden kooperieren; Verzicht auf eine Umfahrung; Erhalt der Landwirtschaft in Schäftlarn und Sicherung der Existenz der Landwirte; Erhalt des dörflichen Charakters Schäftlarns sowie des Landschaftsbilds; Gründe finden, damit die Straße doch im Bannwald gebaut werden darf; Berücksichtigung der Interessen der Menschen, die an der Münchner Straße (B 11) leben und derer, die von der Umfahrung betroffen wären.

Die Bürgerbeteiligung ist als ergebnisoffener Prozess angelegt. Die erarbeiteten Ziele wurden nicht bewertet oder auf ihre Umsetzbarkeit geprüft, sondern werden nun komplett in den Runden Tisch eingespeist. Gefunden werden soll dort ein Konsens, mit dem alle einverstanden sind, und der eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat bildet. Denn der muss schlussendlich die Entscheidung treffen, ob, und wenn ja, wo die Umgehungsstraße gebaut wird. Moderatorin Utz wies ausdrücklich darauf hin, dass am Runden Tisch nicht abgestimmt werde, es also keine Mehrheitsentscheidungen geben werde.

Der Runde Tisch ist zusammengesetzt aus Vertretern von Behörden, der Gemeinde und Bürgern. Dabei sind das Straßenbauamt, die untere Naturschutzbehörde des Landkreises München, der Kreisverband des Bunds Naturschutz, das Landwirtschaftsamt und das Forstamt. Mitwirken werden auch die drei Fachplaner und Experten Harald Kurzak, Rüdiger Schönenberg und Uwe Feickert.

Die Vertreter der Bürger waren teils bereits gesetzt, teils wurden sie am Donnerstag bestimmt. Da zusätzlich zu den ohnehin vorgesehenen von den Bürgern weitere Interessensvertreter gewünscht wurden, wird der Runde Tisch aus etwa 30 Personen bestehen. Es handelt sich bis auf eine Ausnahme um Männer (Kasten). Die Runde werde sich vier- bis sechsmal treffen, bis ein Ergebnis feststeht, schätzt Utz. Die Treffen finden nicht öffentlich statt, das erste ist für 26. Februar angesetzt. Utz, die den Prozess zusammen mit Grubwinkler begleiten wird, schätzt, dass in einem halben Jahr mit einer Lösung zu rechnen ist. Diese wird in einem weiteren Bürgerforum vorgestellt.

© SZ vom 07.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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