Querelen bei den Grünen:Politik machen würde helfen

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Ob die Grünen ausgerechnet mit einem Parteiausschlussverfahren gegen Paul Wildenauer die Probleme lösen, ist fraglich.

Felicitas Amler

So werden die Grünen das Problem Paul Wildenauer nicht lösen. Ein Parteiausschlussverfahren ist gewiss ungeeignet, um nicht länger von dem quartalsmäßig über die Stränge schlagenden Mitglied behelligt zu werden. Denn dass Wildenauer am Ende eines womöglich zähen und unersprießlichen Verfahrens ausgeschlossen wird, ist unwahrscheinlich.

Fragt man maßgebliche Grüne, so nennen sie als fiktives Beispiel für den möglichen Parteiausschluss eines Mitglieds etwas so Drastisches wie die Gründung einer Bürgerinitiative für Atomkraft. Dergleichen war Wildenauer nie vorzuwerfen. Sein Problem - und das seiner Partei - sind seine unfassbaren Schreibattacken. Amokartig fällt er, bevorzugt via E-Mail, über Freund und Feind her. Und setzt dabei meist die halbe bayerische Medienlandschaft zwischen Radio Alpenwelle, der SZ und dem Bayerischen Rundfunk auf CC. Das ist für alle extrem lästig. Aber parteischädigend im Sinne eines ungrünen Verhaltens?

Das Tragische ist ja: Wildenauer ist ein Grüner. Und ein politischer Überzeugungsmensch. Einer, der Politik machen möchte - unbedingt. Pikanterweise ist er in dieser Hinsicht seinen Hauptgegnern, der Kreisrätin Lucia Schmidt und ihrem Ehemann Hans, sehr ähnlich. Auch sie sind bedingungslose Kämpfer für ihre Themen und laufen gelegentlich mit Tunnelblick durch die Welt. Alle drei gehen deswegen nicht selten dem Rest der Mannschaft auf die Nerven. Gerade deren gemeinsamer Kreisverband fällt eher selten dadurch auf, dass er politische Themen besetzt und eine inhaltliche Linie konsequent verfolgt.

Vielleicht ist dies der Ansatzpunkt für eine Lösung: (Hyper)aktive Mitglieder brauchen Beschäftigung. Eine grüne Gruppe, die von den Wählern mit sechs Mandaten für den Kreistag ausgestattet wurde und in vielen Gemeinderäten von Icking bis Bad Heilbrunn sitzt, müsste doch Probleme, Aufgaben, Fragestellungen in Hülle und Fülle zu beackern haben. Doch davon ist öffentlich kaum je etwas zu spüren. Statt dessen immer wieder die bekannten internen Querelen.

Bei schwierigen Persönlichkeiten wie Paul Wildenauer mag im Übrigen eine Mediation hilfreich sein. Eine vom Landesschiedsgericht ausgesprochene Rüge, auf die hiesige Vorstandsmitglieder hoffen, wird eher den nächsten Schub auslösen. Und dann?

© SZ vom 26.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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