Projekt-Aus:Pflege-WG scheitert

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Die ehemalige Dietramszeller Seniorenbeauftragte Waltraud Bauhof befürchtet, dass das Projekt um Jahre zurückgeworfen werden könnte. (Foto: Manfred Neubauer)

Die geplante Einrichtung am Kreuzfeld kommt nicht zustande: Die Investorin hat sich zurückgezogen, das Projekt will sie nun in einer anderen Kommune realisieren. Grund ist der anhaltende Widerstand in Dietramszell. Die Bürgermeisterin will an dem Thema dranbleiben

Von Benjamin Engel, Dietramszell

Der Widerstand in der Bevölkerung gegen die geplante Pflege-Wohngemeinschaft ist für Nadine Holzer zu groß gewesen. Außerdem wollten die örtlichen Banken das Vorhaben nicht finanzieren. So begründet die Geschäftsführerin der Landhotel Hechenberg GmbH ihre Entscheidung, alle Planungen einzustellen. Mit ihrer Gesellschaft, die mit dem Peter Schilffahrt Institut für Soziotechnologie verknüpft ist, wollte sie das Projekt finanzieren. Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) will weiterhin eine Einrichtung rund um die Themen Pflege und Senioren am Kreuzfeld realisieren. Dazu gebe es bereits Vorschläge aus der Bevölkerung, sagte sie am Montag der SZ. Über die müssten die Räte aber erst einmal beraten.

Seit mehr als drei Jahren widersetzen sich Unterlieger dem Bau der Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Senioren. Sie fürchten Wasserschäden in ihren Häusern durch das am Hang geplante Gebäude. Jüngst war das Brüderpaar Georg und Sebastian Feichtmair mit einer Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan erfolgreich, weswegen das Auslegungsverfahren neu aufgerollt werden muss. Die beiden Brüder waren am Montag telefonisch nicht zu erreichen.

Der andauernde Widerstand hatte Holzer dazu bewogen, sich als Investorin zurückzuziehen. Außerdem hätten die Banken Finanzierungszusagen abgelehnt und damit begründet, dass kein Bedarf für eine derartige Einrichtung in Dietramszell bestehe. Deshalb wolle sie lieber die Finger davon lassen, sagt Holzer. Jetzt kündigt sie an, zeitnah mit anderen Kommunen über ein solches Vorhaben zu verhandeln. Der Investor betreibt in der benachbarten Gemeinde Otterfing im Landkreis Miesbach bereits eine Wohngemeinschaft mit ähnlichem Konzept und 24-stündiger Betreuung. Diese richte sich an Demenzkranke, derzeit seien drei Plätze frei, sagt Holzer.

Bürgermeisterin Gröbmaier will die Planungen für eine Einrichtung rund um Senioren und Pflege weiterverfolgen. In Dietramszell bestehe Bedarf dafür, sagt sie. Das zeige auch die demografische Entwicklung mit immer mehr älteren Menschen in der Kommune. Außerdem will sie für eine Betreuungseinrichtung am Standort am Kreuzfeld festhalten. Im Bebauungsplan hätten sie Formfehler "heilen" müssen.

Gröbmaier sieht in der Gemeinde keinen großen Widerstand gegen das Projekt. Nur diejenigen, die sich dagegen wehrten, äußerten sich eben sehr lautstark, sagt sie. Die Dietramszeller Bürgermeisterin will nun, dass zunächst ein kleiner Teil der Gemeinderäte die neuen Vorschläge aus der Bevölkerung vorberät. Danach müsse der Rat als Ganzes darüber entscheiden. Noch sei es zu früh einen genauen Zeitplan zum weiteren Vorgehen zu nennen, sagt Gröbmaier.

Waltraud Bauhof, ehemalige Seniorenbeauftragte in Dietramszell und Vorsitzende im Verein "Miteinander - Füreinander", ist über den Investoren-Rückzug traurig. Sie hat den Plan einer Pflege-Wohngemeinschaft initiiert. Dafür bestehe auch anders als für ein festes Seniorenwohnheim Bedarf, sagt sie. Bauhof fragt sich, ob das Argument, die örtlichen Banken hätten die Finanzierung des Vorhabens abgelehnt, nicht nur vorgeschoben sei. "Ich möchte das gerne ganz konkret wissen." Sie vermutet eher, dass die langjährigen Auseinandersetzungen um den Standort die Investorin zum Rückzug bewogen hätten. Das könne sie auch nachvollziehen, sagt sie.

Mit ihrem Verein "Miteinander-Füreinander" wollte Bauhof die soziale Betreuung in der geplanten Pflege-Wohngemeinschaft am Kreuzfeld übernehmen. Für diesen Zweck hätte der Verein bereits viele Spenden erhalten, sagt sie. Dafür wäre also Geld da. Jetzt könnte das Projekt um Jahre zurückgeworfen werden, befürchtet sie.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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