"Pension Resi":Der Bulle von Tölz kehrt heim

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Mit trockenem Humor kommentierte Ottfried Fischer einzelne Filmszenen aus dem "Bullen von Tölz" und beantwortete Fragen aus dem Publikum. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ottfried Fischer unterhält im Hollerhaus mit Anekdoten rund um die TV-Krimiserie

Von Susanne Hauck, Icking

Neun Jahre ist es her, dass die letzte Klappe für die Krimireihe "Der Bulle von Tölz" fiel. Nun kehrte Schauspieler Ottfried Fischer noch einmal in die "Pension Resi" zurück, in der er als Kommissar Benno Berghammer zusammen mit seiner Mutter wohnte. Im ausverkauften Hollerhaus in Irschenhausen unterhielt der an Parkinson erkrankte Mime und Kabarettist das Publikum mit Anekdoten und Erinnerungen an die beliebte Fernsehserie. Ausgerechnet an diesem Abend bekam er gewissermaßen Konkurrenz durch die TV-Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr. Im Nachbarhaus war der Bayerische Rundfunk mit den Dreharbeiten für den nächsten München-"Tatort" zugange, durch die geöffneten Fenster waren die Kameras zu sehen, in der Dunkelheit stieg ein großer Beleuchtungsballon vom Garten auf.

"Den Täter zieht es an den Tatort zurück": Unter diesem Motto hatte Lia Schneider-Stöckl eingeladen, die mit Fischer persönlich befreundet ist, am Freitagabend eingeladen. Vorgesehen sei diese Veranstaltung schon im vorigen Jahr gewesen, sagte die Hollerhaus-Chefin. Und zwar zum 100-jährigen Bestehen der Galerie. Aber damals sei es "Otti" gesundheitlich nicht gut genug gegangen. Als die gut 80 Zuhörer diesmal in das ausverkaufte Hollerhaus strömten, saß Fischer schon auf der Bühne. Im Rollstuhl, die Krücken daneben am Boden. Hat ihm die Krankheit schon die Kraft genommen, den trockenen Humor jedenfalls nicht. Den ersten Film-Einspieler auf der Leinwand neben ihm, der den "Bullen" im Bademantel bei der einzelnen Kniebeuge am Morgen zeigte, kommentierte er gleich so: "Jetzt hab' ich mir das Frühstück verdient, das Abendessen noch nicht."

Das Publikum, darunter viele alte Freunde und ehemalige Kollegen, nahm es sichtlich gelöst auf, dass Fischer mit diesem Witz den Takt für den Abend vorgab. Ja, er ist immer noch schlagfertig, auch wenn seine Mimik wegen der Erkrankung starr geworden, die Gestik verhalten ist. Weil dies die Interaktion schwierig macht, durfte das Publikum Fragen stellen. Und erfuhr so zum Beispiel, dass Fischers Lieblingsfolge "Die Bauernhochzeit" war. Warum? "Monika Baumgartner lag mit einer toten Sau im Bett."

Geboten wurden an diesem Abend neben einigen Gedichten, die Fischer vorlas, vor allem ein filmisches Wiedersehen mit den früheren Schauspielkollegen wie Ruth Drexel (Mutter Resi), Gert Antoff (Toni Rambold) oder Prälat Barthel Hinter (Michael Lerchenberg). Die Einspieler wurden von Fischer witzig kommentiert, dazu plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen. So erzählte er, dass er mit Katharina Abt heute noch gut befreundet sei, zu ihrer Vorgängerin, der überwiegend in Kanada lebenden Katerina Jacob, habe er "kaum noch Kontakt". Dass er in der SAT 1-Serie bayerisch reden konnte, "wie ihm der Schnabel gewachsen" ist, empfand er als große künstlerische Freiheit.

Herrlich abfällig kommentierte er die damalige Konkurrenz im Fernsehprogramm, die Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen: "Wenn ich bei dem Pilcher-Kas schon so einen Typen seh', der wieder einen Pullover über der Schulter hängen hat ... " Ein Wiedersehen mit dem Tölzer Kommissar wird es jedoch nicht geben. Fischer schloss einen letzten Film, um den es immer wieder Gerüchte gegeben hatte, kategorisch aus. In der längeren Pause durften die Zuschauer im Garten Streuselkuchen probieren, den Lia Schneider-Stöckl in Erinnerung an Mutter Resi gebacken hatte, oder die enge Bauernstiege im Hollerhaus in Augenschein nehmen, auf der Fischer damals bei den Dreharbeiten mehrmals um ein Haar stecken geblieben wäre

Im zweiten Teil des Abends las der Schauspieler aus seinem neuen Buch vor, das nächstes Jahr erscheinen soll. In "Heimat ist dort, wo die Todesanzeigen dir etwas sagen", geht es um Erinnerungen an seine Herkunft im Bayerischen Wald. Zum Schluss stellte er wieder einmal seine Geschäftstüchtigkeit unter Beweis, als er Schneider-Stöckl daran erinnerte, dass "wir noch bekanntgeben müssen, wo der Verkaufsstand mit den Büchern ist".

Die Irschenhauser Nachbarn sind friedfertiger geworden seit den Zeiten, als der "Bulle von Tölz" im Hollerhaus ermittelte. Aufnahmeleiter Robert Müller hatte davon erzählt, dass früher gern die Kreissäge angeworfen worden sei, um die Filmarbeiten zu stören.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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