Oberland-Werkstätten:Keine Endstation mehr

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Oliver Gosolits übernimmt die Geschäftsführung der Oberland-Werkstätten. Der 41-jährige Vater von vier Kindern leitete zuletzt die Lebenshilfe Tirol. (Foto: Manfred Neubauer)

Der neue Geschäftsführer Oliver Gosolits will mehr Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt integrieren. Gleichzeitig will er seinen Betrieb auch für psychisch Kranke öffnen

Von Petra Schneider, Gaißach

Nach mehr als 33 Jahren als Geschäftsführer der Oberland-Werkstätten verabschiedete sich Martin Zeller kürzlich in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Oliver Gosolits an, der am Dienstag vorgestellt wurde. Der 41-jährige Sozialpädagoge arbeitet seit 20 Jahren mit Menschen mit Behinderungen und hat diverse Aus- und Weiterbildungen absolviert. Der Verwaltungsratsvorsitzende Helmut Guggenmos lobt: "Wir haben uns für einen jungen Bewerber entschieden, weil wir einerseits Kontinuität und eine Fortführung des erfolgreichen Kurses erhoffen, andererseits aber auch eine Anpassung an neue Herausforderungen, wie sie die Inklusion und gesetzliche Neuregelungen mit sich bringen."

Aus 50 Bewerbern habe man Gosolits ausgewählt, weil er über fundierte betriebswirtschaftliche, soziale und technische Kenntnisse verfüge, "die allesamt für die Führung der Oberland Werkstätten wichtig sind", ergänzte seine Stellvertreterin Angela Lössl. Gosolits ist gelernter Kfz-Mechaniker und studierte nach dem Zivildienst an der Fachhochschule in Nürnberg Sozialpädagogik. Von 2004 bis 2009 arbeitete er bei den Caritas Wendelstein Werkstätten in Rosenheim und absolvierte ein Masterstudium im Fach "Non-Profit-Management". Zuletzt war er Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol. "Ich freue mich, nun wieder in der Werkstattlandschaft tätig zu sein", sagte der Vater von vier Kindern, der mit seiner Familie in Kiefersfelden lebt.

Gosolits hat seine Stelle Mitte Juni angetreten und sich bereits eingearbeitet. Die Oberland-Werkstätten habe er als "sehr gut aufgestelltes Unternehmen mit einem hoch motivierten Team" kennengelernt. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen hätten einen besonderen Auftrag, weil sie das Spannungsfeld zwischen Reha und Produktion bewältigen müssten. Sein Ziel sei die Öffnung der Werkstätten "für alle, auch für psychisch Kranke und schwerst-mehrfach-Behinderte".

Auch die Kooperation mit regionalen Unternehmen will der neue Geschäftsführer ausbauen. Zurzeit arbeiten zwölf Prozent der Mitarbeiter an Außenarbeitsplätzen bei der Firma Roche in Penzberg, bei Avery Zweckform oder Europed, beide in Oberlaindern. "Die Tendenz ist leicht steigend", sagte Gosolits. Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren sei auch politisch gewünscht. "Die Werkstätte muss keine Endstation mehr sein." Sie müsse feste Strukturen und Rückhalt bieten, gleichzeitig aber die Durchlässigkeit zum ersten Arbeitsmarkt durch Qualifizierung erhöhen. "Umgekehrt begleiten wir auch die Unternehmen und beraten sie, wie sie die nötigen Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderungen schaffen können."

Die Oberland-Werkstätten sind ein gemeinnütziges Unternehmen, das von den drei Lebenshilfe-Kreisvereinigungen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Miesbach getragen wird. Im Jahr 2014 waren 584 Menschen mit Behinderungen in den vier Betrieben in Gaißach, Polling, Geretsried und Miesbach beschäftigt. Dort werden Arbeitsplätze in den Bereichen Metall, Holz, Montage, Wäscherei und Küche zur Verfügung gestellt. 47 Männer und Frauen arbeiten in Gruppen an Außenarbeitsplätzen, 20 an Einzelarbeitsplätzen. Der Rohertrag aus den Produktionserlösen der Oberland-Werkstätten erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf rund 4,5 Millionen Euro.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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