In vielen Textilien von Outdoor-Herstellern finden sich laut Greenpeace umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien. Die Textilproduktion steht vermehrt wegen Hungerlöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen in der Kritik. Solche Berichte brachten Peter von der Wippel zum Umdenken. Im neuen Stadt-Land-Fluss-Geschäft bietet der Inhaber von Sport Peter schräg gegenüber dem Hauptladen in der Markstraße ausschließlich Ware aus ökologisch und ethisch einwandfreier Produktion an. Am Mittwoch, 13. September, ist die offizielle Eröffnungsfeier.
Das Thema hat den 34-Jährigen lange umgetrieben. "So wie wir jetzt produzieren, kann es nicht mehr weitergehen", sagt er. Als Greenpeace berichtete, dass die Outdoor-Branche möglicherweise krebserregend wirkende Schadstoffe einsetze, begann er zu handeln. "Ich habe nach anderen Wegen gesucht", erzählt der Tölzer. Auf Messen informierte er sich über Marken, die auf ethische und ökologische Standards in der Herstellung besonderen Wert legen. So sei er beispielsweise auf das Tettnanger Unternehmen Vaude gestoßen. Das werbe mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie in punkto Umweltschutz und Sozialstandards bei der Produktion. "Ich habe darauf geachtet, wer das am glaubwürdigsten und authentischsten macht."
Für den neuen Laden hat von der Wippel den seit 2008 betriebenen Mammut-Store umgebaut. Teile der früheren Einrichtung verwendete er wieder. Ablagen aus heimischem Eichenholz ließ er von Schreinern in der Umgebung anfertigen. Teils griff er selbst zum Werkzeug. Auch das empfindet er als Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Auf 180 Quadratmetern finden die Kunden ökologische Outdoor-Mode - von Rucksäcken, Jacken, Hosen und Schuhen bis zu T-Shirts, Hemden, Blusen oder Ponchos. Zu kaufen sind auch Kindersachen. "Wir wollen alltagstaugliche und modische Bekleidung anbieten, die jeder auch in der Großstadt tragen kann", sagt er. So sei der Name Stadt-Land-Fluss entstanden. Eine Rolle hat der Trend zur sogenannten Urban-Outdoor-Mode gespielt. Die Kleidung sei für Touren in den Vorbergen oder im Karwendel geeignet, aber nicht für Hochgebirgsunternehmungen.
In Bad Tölz existiert Sport Peter schon seit Anfang der 1980er-Jahre. Damals gründete Vater Peter von der Wippel den ersten Laden an der Lenggrieser Straße. Später zog er an den heutigen Standort in der Markstraße um. Der Sportartikel-Vollsortimenter hat 350 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wie der Sohn erklärt, hätte er dort sein Konzept mit fairer Outdoor-Bekleidung nicht sinnvoll unterbringen können. "Das wäre im Sortiment untergegangen."
Bevor von der Wippel junior 2005 in den Betrieb des Vaters einstieg, wollte er eigene Erfahrungen sammeln. 2003 schloss er seine Lehre zum Einzelhandelskaufmann im Münchner Sporthaus Schuster ab. Nach einem Jahr Weiterarbeit reiste er ein halbes Jahr auf dem Landweg von Istanbul bis Kathmandu. "Ich war nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs", sagt er. Nur Pakistan habe er wegen der politisch angespannten Lage überflogen. Danach arbeitete er für einen Händlerkollegen in Trostberg. Er machte den Handelsfachwirt und reiste wieder, diesmal vier Monate nach Südamerika. "Dann war ich bereit, in das väterliche Geschäft einzusteigen."
Mehr Verantwortung musste von der Wippel 2009 übernehmen. Sein Vater verunglückte im Alter von 53 Jahren bei einer Ski-Expedition in Zentralasien. Seitdem führen Sohn und Mutter Sport Peter.
Stadt-Land-Fluss-Store, Eröffnung, Mittwoch, 13. September, 7 Uhr, Markstraße, Bad Tölz; bei Besuch bis 9 Uhr gibt es einen Gutschein für die Bäckerei gegenüber, zudem werden Preise verlost.