Neue Leitung:"Ich nehme die Dinge gerne in die Hand"

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Die junge Geigerin Anne Solveig Weber bringt frischen Wind in die Holzhauser Musiktage

Von Sabine Näher, Münsing

Eines ist Anne Solveig Weber ganz wichtig: "Wir sind ein Führungsteam." Die 30-jährige Geigerin ist jüngst als künstlerische Leiterin bei den Holzhauser Musiktagen eingestiegen. Vor 40 Jahren vom 2014 verstorbenen, legendären Geiger Dénes Zsigmondy gegründet, bricht das Festival damit zu neuen Ufern auf. "Vieles passt wunderbar, so, wie es ist", erklärt Weber. Ein paar Neuerungen hat sie dennoch eingeführt.

Zum einen gibt es einen verjüngten, dem Zeitgeschmack angepassten Auftritt im Netz mit einer ansprechenden Gestaltung der Website, neuem Logo und entsprechend umgestaltete Werbemittel. Aber auch in künstlerischer Hinsicht möchte Weber einen neuen Schwerpunkt setzen. "Es gibt so viele junge, tolle Ensembles, die noch keinen großen Namen haben, aber irrsinnig viel Potenzial." Diese sollen künftig verstärkt eingeladen werden. Was nicht heißt, dass die prominenten Namen aus dem Programm verschwinden sollen. Vielmehr strebt sie eine Mischung aus Etablierten und Newcomern an.

Mit dem Pianisten Johannes Umbreit teilt sie sich die künstlerische Leitung. Eine solche Doppelspitze birgt für gewöhnlich explosives Material, doch in diesem Falle scheint sie zu funktionieren. "Ich kenne Johannes seit vielen Jahren. Wir vertrauen uns absolut und sprechen uns sehr gut ab", sagt Weber. "Er ist sehr offen für meine neuen Ideen und unterstützt mich."

Und dann ist da mit Gerhild Reid noch die "Grande Dame" des Festivals. Sie ist seit Anbeginn dabei und hat die Holzhauser Musiktage nach Zsigmondys Rückzug am Leben gehalten. "Sie kennt alle Leute vor Ort persönlich und hat eine ganz wunderbare Art, den Kontakt zu pflegen", schwärmt Weber. Zudem kümmere sich Reid um die Organisation und Unterbringung der Meisterkurs-Studenten. Sie werde "das Oberhaupt bleiben", erklärt Weber. "Und ich möchte ihr soviel Arbeit wie möglich abnehmen."

Dabei hat die gebürtige Münchnerin eigentlich auch so schon genug zu tun. Nachdem sie mit 13 Jahren als Jungstudentin an die Münchner Musikhochschule gekommen war, studierte sie dort nach dem Abitur regulär und setzte die Studien in Paris und Zürich fort. Beim Royal Concertgebouw Orchestra war sie Akademistin und wird regelmäßig als Aushilfe angefragt. Auch mit dem Sinfonieorchester des BR arbeitet sie regelmäßig; außerdem ist sie Stimmführerin der 2. Geigen bei Le Concert Olympique, einem 2010 gegründeten Projektorchester, das sich mehrmals im Jahr zu Arbeitsphasen trifft, die meist in Antwerpen stattfinden. Zudem absolviert sie derzeit noch den Masterstudiengang als Solistin in Zürich. Konzertierend ist sie sowohl mit verschiedenen Kammermusikformationen wie auch als Solistin mit Orchester unterwegs.

Warum lastet sie sich da zusätzlich noch die Führungsposition bei den Musiktagen auf? "Weil ich das Festival schon als zwölfjährige Schülerin kennen- und liebengelernt habe", erzählt Weber. Der Kontakt kam über Zsigmondy, bei dem sie zahlreiche Meisterkurse belegte. "Und ich bin einfach begeistert von dem ganz besonderen Flair! Außerdem nehme ich die Dinge gerne in die Hand und fahre gerne vielseitig."

Als Umbreit anfragte, ob sie sich eine Mitarbeit vorstellen könne, sagte sie sofort begeistert zu. Verträge mit den Musikern aufsetzen, Programmhefte gestalten, PR - all das ist Neuland für die Münchnerin. "Aber super spannend!" Das diesjährige Programm, das am Sonntag, 8. Juli, vom Trio entre Amis - Anne Solveig Weber (Violine), Nuala McKenna (Violoncello), Johannes Umbreit (Klavier) - in der Seeburg Allmannshausen eröffnet wird, trägt schon ein wenig ihre Handschrift.

Inhaltlich spannt sich der Bogen vom klassischen Streichquartett bis zum Cross-Over-Programm. Etwas ganz Besonderes verspricht laut Weber der Abend mit dem Duo Gerassimez zu werden (Samstag, 21. Juli, 19 Uhr, Gut Ried). Die Brüder an Cello und Percussion bieten Klassik bis Jazz. "Und sie werden auch ganz toll und locker moderieren", verspricht Weber. Warum das Publikum bei der Vielzahl an kulturellen Angeboten ausgerechnet nach Münsing kommen sollte, ist für sie sonnenklar: "Nirgends sind Sie so nahe an den Künstlern dran wie bei uns. Und wo sonst erleben Sie ein Konzert mit dem Füßen im Sand einer Reithalle?"

Infos unter www.holzhauser-musiktage.de

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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