Neubau in der Egerlandstraße:Kritik am Innenstadtprojekt

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Geretsried behandelt Wohn- und Geschäftshaus der BG

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Das Verfahren soll unzulässig sein, ein Papierpresscontainer zu laut, das ganze Gebäude zu groß, die Einfahrt zur Tiefgarage deplatziert: Der städtische Planungs- und Entwicklungsausschuss in Geretsried hat sich am Dienstag mit den Stellungnahmen zum Neubau des Wohn- und Geschäftshauses der Baugenossenschaft (BG) in der Egerlandstraße 58 bis 74 beschäftigt. Dort sollen mehr als 90 Wohnungen und mehrere, teils großflächige Einzelhandelbetriebe entstehen. In ihren Antworten widerspricht die Stadt den Einwänden und beruft sich dabei immer wieder auf Gutachten. Das Verfahren sei zulässig und die Emissionen lägen im Rahmen der Richtwerte; die Straßenführung werde separat geplant. Dazu gehört auch ein möglicher Kreisverkehr an der Kreuzung zum Fasanenweg, der die Parkplatzsituation für die Geschäfte wie das Isar Kaufhaus oder Schmid-Bäck verschlechtern könnte.

Angriffen ausgesetzt ist Architekt Klaus Kehrbaum, der sowohl für die Stadt als auch für die Investoren tätig ist. "Es ist offensichtlich, dass der Planer überwiegend die Interessen der Investoren vertritt", schreiben etwa Anwohner des Amselwegs. Die Stadt weist den Vorwurf zurück: Sie sei sich "ihrer Planungshoheit bewusst" und habe vielfältig Planungsdetails vorgegeben oder verändert.

Die Anwaltskanzlei Donhauser wirft der Stadt "schwerwiegende formelle und materielle Fehler" vor: Es sei absehbar, dass eine rechtswirksame Bauleitplanung nicht erreicht werden könne. So liefere das Grundwassergutachten zu wenige Informationen, um die Bauleitplanung abzuschließen. Die Stadt widerspricht und beruft sich auf ein "innovatives Verfahren", das dem Gutachten zugrunde liege.

Thema ist eine ehemalige Anlage für betreutes Wohnen, die heute von Senioren bewohnt wird. Die "vornehmlich ruhebedürftigen Anwohner" befürchten Lärm durch Lüftungsanlagen und einen Papierpresscontainer, schreibt die Boothe Immobilien Service. Auf Senioren nimmt die Stadt aber keine gesonderte Rücksicht - die Werte lägen innerhalb der Richtlinien, heißt es.

Bernd Füger, Vorsitzender des Bunds der Selbständigen in Geretsried, regt an, dass Läden mit "Bummelfaktor" in die Innenstadt geholt werden. Damit Geretsried "nicht in die Beliebigkeit" abdrifte und nach Geschäftsschluss veröde, soll Raum für soziale Kontakte eingeplant werden.

"Das war viel", sagte Stadtrat Dominik Irmer (Freie Wähler), nachdem alle Bedenken vorgetragen worden waren, "es zeigt aber auch, dass wir in einer Demokratie leben." Irmer erinnerte mit Nachdruck daran, dass noch nichts fertig geplant sei, die Bürger könnten sich immer noch beteiligen. Hinsichtlich des Grundwassers sagte Irmer, die Stadt habe mit der Installation von Messstellen und eines Grundwassermanagements mehr getan als selbstverständlich sei.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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