Nachruf:Hans Kappelsberger ist tot

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Ein Mann der Tat: Dem Landwirt Hans Kappelsberger verdankt die Klosterbrauerei Reutberg, dass sie bis heute eigenständig ist - und sehr erfolgreich. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Mann war schon zu Lebzeiten eine Legende: Johann Kappelsberger galt als "der Retter von Reutberg". In der Nacht auf Donnerstag ist der Landwirt, gebürtig aus Bairawies, im Alter von 88 Jahren in Helfertsried gestorben.

Die Legende handelt von der Nacht auf den 31. Oktober 1987, in der über die Zukunft der Klosterbrauerei Reutberg entschieden wurde: Bei einer außerordentlichen Sitzung der Brauereigenossenschaft in Hechenberg ergriff Kappelsberger mit einigen Mitstreitern die Initiative und setzte den damaligen Vorstand ab. Denn dieser hatte unter der Schuldenlast in Millionenhöhe bereits eine Fusion mit der Brauereigenossenschaft Holzkirchen vorbereitet. Und damit wäre das Schicksal der Reutberger Klosterbrauerei besiegelt gewesen. Kappelsberger selbst beschrieb die Szene später einmal so: "Ludwig Thoma hätte den Text dazu schreiben können. Presse war verboten, 300 Leute drängten sich im übervollen Saal. Damals wurde ich gar nicht lange gefragt, ob ich bereit wäre, den Vorstand zu machen. Ich habe geschwitzt wie noch nie." Das Schwitzen hat sich gelohnt, in den 13 Jahren seiner Ära gelang der maroden Brauerei die Wiederauferstehung. "Der Fuhrpark war praktisch schrottreif, seit Jahren wurden keine notwendigen Investitionen getätigt, die drohenden Kanalisationsprobleme waren nicht finanzierbar", schilderte Kappelsberger den Beginn.

Als sich der tatkräftige Mann im Jahr 2001 aus dem Vorsitz verabschiedete, war das Festzelt am Fuße des Klosters Reutberg bis auf den letzten Platz besetzt. Mehr als 2000 Aktionäre der Genossenschaftsbrauerei waren zur Generalversammlung gekommen, um den "Retter von Reutberg" zu ehren. Unter stürmischem Applaus wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

So legendär wie der Mann war auch sein Talent zu flammender Rede - und ein geflügeltes Wort, das mal auf Hochdeutsch, mal auf Bairisch zitiert wird: "Privat dürft ihr machen, was ihr wollt, aber beim Bier mag ich kein Fremdgehen."

Für die Klosterbrauerei hat sich die Rettungsaktion langfristig gelohnt. Der Bierausstoß habe damals bei unter 8000 Hektolitern im Jahr gelegen, sagt Geschäftsführer Stephan Höpfl, heute seien es mehr als 20 000 Hektoliter.

Die Beerdigung findet am Montag, 6. März, von 10 Uhr an in Hechenberg statt.

© SZ vom 04.03.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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