Nach Exzessen bei Leonhardifahrt:Behörden erwägen Alkoholverbot

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Es wurde gesoffen, gekotzt und geprügelt: Inzwischen räumen auch die Veranstalter die Alkoholexzesse bei der Leonhardi-Wallfahrt in Bad Tölz ein. In Zukunft soll sich dies ändern.

Frederik Obermaier

Es wurde gesoffen, gekotzt und geprügelt bei der diesjährigen Tölzer Leonhardifahrt, das sehen mittlerweile auch die Veranstalter ein. Um Exzesse im nächsten Jahr zu vermeiden, erstellten sie beim traditionellen Leonhardi-Nachtreffen eine "Liste der Grausamkeiten", wie der Tölzer Bürgermeister Josef Janker sagte.

Leonhardi als Wallfahrt und nicht als Saufgelage: Der Bad Tölzer Bürgermeister Josef Janker möchte, dass der traditionelle Ritt wieder mehr seiner ursprünglichen Bedeutung gerecht wird. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gut zwei Stunden hatten die Verantwortlichen von Stadt, Landratsamt, Rettungsdiensten, Feuerwehr und Polizei am Mittwoch hinter verschlossenen Türen über die diesjährige Wallfahrt diskutiert. Beschlossen wurde nichts, nachgedacht wird über vieles - unter anderem über ein Alkoholverbot auf dem Kalvarienberg, eine Terminverschiebung und eine Änderung der Strecke.

"Erstes Problem" der diesjährigen Pferdewallfahrt zu Ehren des Viehpatrons Leonhard sei "ganz klar" der Alkohol gewesen, sagte Janker bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Bereits auf dem Weg den Kalvarienberg hinauf seien "vornehmlich jüngere Menschen" betrunken gewesen, gestand der Tölzer Bürgermeister ein. Noch vor wenigen Tagen hatte er beharrt, dass "Probleme und nicht akzeptable Missstände" nach Ende der Wallfahrt aufgetreten seien.

Um den Vollrausch auf dem Kalvarienberg künftig zu verhindern, steht jetzt ein Alkoholverbot zur Debatte. Vom Tafelwagen herab Schnapsstamperl auszuschenken wäre dann tabu. Nur die Frage, wer das Verbot kontrollieren soll, ist bislang unbeantwortet. Denn, so Janker: "Die Polizei steht für Ordnungsdienste fürs nächste Jahr nicht mehr zur Verfügung."

Bereits heuer waren weniger Beamte als in den Vorjahren im Einsatz. Über einen privaten Sicherheitsdienst werde daher nachgedacht, es mangele jedoch an Kompetenzen: "Kein Ordnungsdienst wird sich mit Besoffenen anlegen, dafür ist die Polizei da."

Bessere Lautsprecher und die Verlegung des Altars auf dem Kalvarienberg könnten jedoch helfen, "dass einfach mehr Leute mitkriegen, dass es eigentlich eine Wallfahrt, eine Kirche, eine Messe ist", so Janker. Auch in ihrer Werbung werde die Tourist-Info künftig stärker darauf hinweisen, "dass das nicht kostenloses Saufen ist".

Auf Einschränkungen müssen sich bei der nächsten Leonhardifahrt auch die Tölzer Gastwirte einstellen. Laut Janker stehen eine Veränderung der Sperrzeitregelung sowie eine Reduzierung der heuer 31 Freischankflächen zur Diskussion. In Sachen Billigschnaps und Flatrate-Saufen seien vermehrte Kontrollen eine Option: "Davon könnte die Konzession abhängig werden", sagte Janker.

Insbesondere die Lokale "Bodega", "Rocks off", "Blu", "Kult", "Subhouse", "Das Gasthaus", "Kolberbräu" und der " Turmkeller" seien heuer negativ aufgefallen. Ganz oben auf der To-do-Liste der Leonhardi-Veranstalter steht ein Sicherheitskonzept für die Wallfahrt. "Das werden wir in Zukunft sicher machen", sagte Janker.

Angesichts der Menschenmassen bei der diesjährigen Pferdewallfahrt hatte die Tölzer Polizei fehlende Sicherheitsvorkehrungen kritisiert. Fluchtwege waren oft zugeparkt, eine Massenpanik hätte schlimme Folgen haben können - zumal nach neuesten Schätzungen rund 30.000 Besucher zu dieser Leonhardifahrt gekommen waren.

"Es müssen weniger werden", sagte Janker. Er stellte daher zur Diskussion, Leonhardi im kommenden Jahr nicht - wie bislang geplant - am Samstag, sondern unter der Woche zu feiern, damit weniger Menschen kommen. "30.000 bringen wir in Tölz nicht unter."

Damit die Zuschauer mehr Platz haben, sei auch eine veränderte Streckenführung möglich. Bis im Frühjahr wird laut Janker nun geprüft, welche der Vorschläge umsetzbar sind. "Wir werden dann ein Paket schnüren."

© SZ vom 19.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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