Münsing:Warnung vor einem "Monster"-Riegel

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Mechthild Felsch findet einen Neubau, der auch über die Länge des jetzigen Lagerhauses (rechts) die volle Haushöhe hätte, zu groß. (Foto: Hartmut Pöstges)

Grünen-Kreisrätin Mechthild Felsch protestiert gegen neues Haus der Volksbank in der Münsinger Ortsmitte mit zwölf Wohnungen und einer Tiefgarage.

Von Benjamin Engel, Münsing

An den Abriss- und Neubauplänen für die Münsinger Volks- und Raiffeisenbank-Filiale am Dorfplatz entzündet sich Protest: Die Grünen-Kreisrätin Mechthild Felsch und Gemeinderätin Ursula Scriba (Bürgerlisten) sehen den dörflichen Charakter in der Ortsmitte bedroht. Aus ihrer Sicht ist der geplante Neubau mit zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie zwölf Wohnungen im ersten Stock und dem Dachgeschoss plus Tiefgarage für 17 Stellplätze zu massiv. Nach den Plänen der Volks- und Raiffeisenbank München Land sollen das bisherige Gebäude am Kirchberg und das anschließende Lagerhaus mit dem Getränkemarkt Graf dem Neubau weichen - aber erst 2019, solange läuft noch der Pachtvertrag mit dem Händler. Der Gemeinderat hat den Vorbescheid bereits im Oktober genehmigt. Aus Sicht der Verwaltung fügt sich der Bau in die Umgebung ein.

Mitten in Münsing entstehe ein richtiger Riegelbau, kritisiert Grünen-Kreisrätin Felsch. "Da wird ein Monster hingestellt. Das passt vielleicht in eine Stadt wie Wolfratshausen, am Münsinger Dorfplatz habe ich Bauchweh." Rundherum sei der Ort eher durch Einfamilienhäuser geprägt. Aus ihrer Sicht passt sich das Haus, das zwar wie bisher sieben Meter hoch, aber bedeutend länger wird, nicht in die Umgebung ein. Zudem fürchtet Felsch, dass damit nur noch mehr Autoverkehr angezogen wird. Doch schon jetzt mangele es an Parkplätzen. Zudem gebe es dann keinen Getränkemarkt mehr mitten im Ort. Als schön empfindet Felsch das Lagerhaus zwar nicht: "Doch am Sonntag war wenigstens Ruhe." Und zu Dorffesten konnten die Besucher davor immer gut parken.

Die Kreisrätin aus Münsing wünscht sich einen Bebauungsplan für den Ortskern, um den Verlust der dörflichen Struktur zu verhindern. Die Abstimmung über das Vorhaben sei im Oktober regelrecht durchgepeitscht worden, sagt sie. Dass Münsing mehr Wohnungen braucht, kann Felsch verstehen. Doch dann sollte die Bank zumindest einen Teil davon nach sozialen Kriterien abgeben, findet sie.

Scriba warnt vor einem Dominoeffekt. Sie sagt, kein einziges vergleichbares Gebäude in der Umgebung sei so groß, wie der Neubau es werden soll. Stehe das neue Gebäude erst einmal, könne es als Bezugsfall für weitere Bauvorhaben in ähnlicher Größenordnung dienen. Münsing würde seinen dörflichen Charakter verlieren. "Ein solcher Umbau wäre wirklich bedrückend." Wäre es nach Scriba gegangen, hätte der Gemeinderat der Bank keinen Dachgeschoss-Ausbau genehmigt. "Das ist ein Geschenk an das Unternehmen." Zudem bedauert sie den drohenden Verlust des Getränkemarkts. Der sei für alle Münsinger im Ortskern fußläufig zu erreichen.

Die Bauherren sagen, das Lagerhaus sei marode, das Dach undicht. "Das ist keine besondere Attraktion", sagt der Vorsitzende der Volks- und Raiffeisenbank München Land, Anton Lautenbacher. Der Neubau werde die Dorfmitte aufwerten und sich in die Umgebung einfügen. Die überbaute Grundfläche falle mit 840 Quadratmetern um zehn Quadratmeter geringer aus als jetzt.

Das Ziel ist für Lautenbacher klar. "Wir wollen den Standort langfristig sichern." Bisher kommen Kunden in die Beratungsräume im ersten Stock nur über eine Treppe. Künftig sollen alle Filialräume barrierefrei und somit für Ältere, Kunden mit Kindern und alle, die sich schwer mit dem Gehen tun, leichter zu erreichen sein. Ebenso möchte Lautenbacher den Weg neben dem Lüßbach - daneben steht das Haus - verschönern und neu gestalten lassen.

Mit der Kommune sieht sich der Sprecher der Volksbank einig in der Einschätzung, dass der Ort mehr Wohnungen brauche. Zwar müsse sich die Investition auch wirtschaftlich lohnen. Doch wolle die Bank zu fairen Preisen vermieten. Bisher befinden sich keine Wohnungen unterm Dach der Volksbank.

Bürgermeister Michael Grasl (FW) erwartet, dass die Bank den Bau verträglich gestaltet. Das barrierefrei geplante Haus sei für die Kunden vorteilhaft. Derzeit bearbeite das Landratsamt den Vorbescheid. Mehr gibt es aus seiner Sicht im Moment kaum zu sagen. Grundsätzlich habe die Bank das Baurecht. Über einen Bebauungsplan für die Ortsmitte sei schon früher nachgedacht worden. Sei ein solcher gewünscht, müsse der Gemeinderat darüber entscheiden. Allerdings gibt es aus Sicht von Grasl nur noch wenig Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten im Ortskern.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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