Münsing:Kunst für einen guten Zweck

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Der Münsinger Künstler Gerhard Beham mit einigen seiner Bilder. (Foto: Pöstges)

Gerhard Beham verkauft Drucke zugunsten von Flüchtlingen

Von Benjamin Engel, Münsing

Blickt Gerhard Beham aus seinem Arbeitszimmer im Souterrain, reicht die Sicht nur wenige Meter ins Grün. Doch mit dem Computer, seinem bevorzugten Arbeitsgerät am Schreibtisch schräg beim Fenster, verfolgt der Künstler das Weltgeschehen akribisch. Der 70-Jährige Münsinger frühere Dokumentar- und Werbefilmer versteht sein Werk politisch.

Das hat ihn nun dazu gebracht, eine Benefizauktion mit seinen Werken für Flüchtlinge zu organisieren. 48 Fine-Art-Prints in Din A4 will er am Freitagabend, 16. Oktober, im Ammerlander Gasthaus Gerer ausstellen. Jeder Besucher kann sich ein Werk auswählen und für einen frei gewählten Betrag erwerben. Das werde er dann datieren und signieren, sagt Beham. Das erlöste Geld soll der Flüchtlingshilfe der Gemeinde zugute kommen. Es wird unter anderem für den Deutschunterricht und entsprechende Materialien gebraucht.

Gesellschaftliche Missstände sind Triebfedern seiner Kunst - ob in Collagen gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution oder gegen Nazis und andere Faschisten. "Ich will später sagen, ich habe was dagegen getan, in meinen Möglichkeiten." Eben nicht unbeteiligt daneben zu sitzen und abzuwarten. Darum gehe es ihm, sagt er - auch jetzt mit den Flüchtlingen in Europa. Ihn hätten die Bilder in den Medien von Müttern und ihren Kindern mit vor Angst entsetzten geweiteten Augen bewegt.

Am meisten haben Beham aber die vielen Vorurteile in der Gesellschaft aufgeregt - und die Tatsache, dass Politiker wie der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer die Vorurteile auch noch bestätigten anstatt mit Daten und Fakten zu arbeiten. Das sei gefährlich. So sei es beispielsweise falsch, von einer Flüchtlingswelle zu reden. In Deutschland kämen auf 1000 Einwohner nur drei Asylbewerber. Für Beham ist eines ganz klar: Flüchtlinge sollten schon aus reiner Menschlichkeit aufgenommen werden.

Vorurteile bestimmen ebenso die jüngsten Arbeiten des Künstlers. Mit dem Fotoapparat nimmt er Wolken, verschmutzte Fenster, Glasflaschen oder Verpackungen aus Plastik auf. Diese Dinge würden auf den ersten Blick nur negativ gesehen. Für viele seien dunkle Wolken etwa nur Vorboten schlechten Wetters, also negativ. Doch wer sich intensiver mit ihnen auseinandersetze, entdecke neue Facetten. Und um die geht es Beham. Er bearbeitet die Fotos am Computer, beginnt mit Schwarz die Strukturen deutlich zu machen und gibt weitere Farben zu. So verwandelt er reale Fotos aus der direkten Umgebung in abstrakte Bilder in leuchtend bunten Farben. Manchmal erinnert das fast an einen LSD-Rausch. Diese Bilder verkauft er nun für den guten Zweck.

Beham freut sich über die Unterstützung für seine Aktion in Münsing. Die Wirtin des Gasthauses Gerer, Gabi Gerer, stellt die Räume bereit, wofür Beham ihr besonders dankt. Sein Dank gilt auch Regina Reitenhardt - Gemeinderätin und engagiertes Mitglied im ehrenamtlichen Münsinger Helferkreis für Asylbewerber - sowie dem Ehepaar Gruber aus Ammerland. Politisch engagiert wird er bleiben. Doch den Computer als technisches Instrument habe er nun genügend ausgereizt. Womöglich werde er wieder zu zeichnen beginnen, sagt er.

Gerhard Beham, Miniaturen, Benefizauktion für Flüchtlinge in der Gemeinde Münsing, Freitag, 16. Oktober, 19 Uhr, Gasthaus Gerer, Hauptstraße 22a, Ammerland/Münsing, www.art-beham.de

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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