Münsing:Jeder Ochs' ist anders

Lesezeit: 2 min

Für das Rennen am Sonntag in Münsing gibt es keinen Favoriten. Die Unwägbarkeiten sind groß. Die Reiter hoffen, dass sie nicht stürzen, denn das kann ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen.

Von Floriana Hofmann und Ingrid Hügenell, Münsing

Sie heißen King Louie und Napoleon, Bepo, Fonse und Bud Spencer. 19 Ochsen und ihre Reiter treten am Sonntag zum sechsten Münsinger Ochsenrennen an. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Arena an der Holzhauser Straße ist vorbereitet. Unter den Jockeys sind auch dieses Jahr wieder einige Frauen, darunter die 21-jährige Amelie Bernlochner. Sie ist schon zum zweiten Mal dabei, diesmal mit King Louie, einem Fleckvieh-Ochsen, der ihr selbst gehört. Als sie ihn vor fast zweieinhalb Jahren bekam, war er drei Monate alt. Sie hat ihn selbst aufgezogen. "Er wird viel gestreichelt und gestriegelt." Dadurch sei eine enge Beziehung entstanden, sagt sie. Amelies Vater, Alois Bernlochner, ist Gründungsmitglied des Münsinger Ochsenvereins.

Teilnehmen kann an dem Rennen, wer entweder, wie Amelie, einen Ochsen besitzt oder von einem "Ochserer" als Jockey berufen wird. Amelie Bernlochner macht mit, weil es Spaß macht. Ob ihr die Erfahrung hilft? "Das kann man nicht sagen", erklärt die 21-Jährige. "Jeder Ochs' ist anders." Deshalb könne beim Rennen alles passieren. Tiere, die im Training nicht vom Fleck kommen, rennen vor Zuschauern plötzlich los, andere bleiben stehen oder laufen in die falsche Richtung. Für die junge Reiterin, die mit Pferden wenig am Hut hat, steht der Spaß im Vordergrund. Dabei hofft sie, dass sie nicht stürzt. Denn dabei kann man sich durchaus ernste Verletzungen zuziehen.

Das ist Kirsten Kailer, 44, Erzieherin aus Münsing, vergangene Woche im Training mit dem Ochsen Bepo passiert. Sie brach sich eine Rippe. Sie wollte in diesem Jahr zum ersten Mal teilnehmen, beim Rennen vor vier Jahren war sie Zuschauerin. Zu Bepo hat sie eine "ganz intensive Beziehung mit ganz viel Herz und Gefühl. Ich weiß genau, was er denkt." Reiten kann sie ihn aber nicht mehr. Den Part übernimmt ausgerechnet der 23-jährige Forstwirtschaftsstudent Julius Sebald. Für das Rennen 2012 hatte er einen eigenen Ochsen ausgebildet. Er brach sich aber im Training einen Wirbel, mit der Teilnahme war es vorbei. Jetzt muss er einspringen, konnte sich nur wenig vorbereiten. "Ich lass' das einfach auf mich zukommen", sagt er.

Beim Rennen 2012 trat auch die 20-jährige Ela Sappl erstmals an. Heuer startet sie wieder - mit dem gleichen Ochsen. Seit 2010 reitet sie Mr. Charly Brown, einen Murnau-Werdenfelser. Über eine gute Freundin kam sie zum Ochsenrennen. "Ich bin da irgendwie so reingewachsen." Seitdem sei das Ochsenreiten eine "gemeinsame Mädelssache", erzählt sie. Vier Frauen sind heuer dabei. "Es packt einen das Rennfieber, man wird süchtig". Charly Brown ist mit seinen sechseinhalb Jahren der zweitälteste Ochse. "Das heißt nicht, dass er nicht auch gut ist." Er sei nie aus der Übung gekommen, die Arena kenne er. Sie hat großes Vertrauen in Mr. Charly Brown. "Er würde mich nie absichtlich runterbuckeln." Sappl macht in Erlangen eine Hebammen-Ausbildung, aber wann immer sie in Münsing ist, besucht sie ihren Ochsen. Am meisten freut sie sich auf das Miteinander beim Ochsenrennen und die gute Stimmung. Die Teilnehmer schätzten sich und helfen sich gegenseitig.

Die Ochsen sind Weiß-Blaue Belgier, Pinzgauer oder Murnau-Werdenfelser. "Diese Rassen sind einfach schöner und nicht alltäglich", erklärt Sebald. Sappl sagt, es sei "Glaubenssache", welche Rasse man halte. Sie selbst ist der Meinung, die Schnelligkeit hänge mehr mit dem Charakter eines Ochsen zusammen als mit der Rasse: "Jedes Vieh hat einen anderen Charakter, wie beim Menschen."

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: