Münsing:Fast wie auf Mallorca

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Ostuferschutzverband übt Kritik an geplantem Wohnstift auf dem Gelände der ehemaligen Wiedemann-Klinik

Von Benjamin Engel, Münsing

Der Ostuferschutzverband (OSV) kritisiert die Pläne für ein Wohnstift mit 90 Wohnungen für Senioren auf dem ehemaligen Gelände der Wiedemann-Klinik in Ambach. Das gemeinnützige Sozialunternehmen "Kuratorium Wohnen im Alter" hat große Teile des seit Jahren leer stehenden Areals gekauft und will die Gebäude durch ein einziges neues Haus ersetzen. Aus Sicht des OSV passt eine derartige Anlage nicht zum Charakter des Orts mit seinen gewachsenen Bebauungsstrukturen.

Die neuen Baukörper würden wie gestrandete Kreuzfahrtschiffe auf der Hangkante über dem Ufer des Starnberger Sees prangen und so signalisieren, dass zusätzliche Bebauung und weitere Bodenversiegelung am Ostufer erwünscht seien. OSV-Vorstandsmitglied Johannes Umbreit trug diese Bedenken auf einer Veranstaltung der Bürgerliste - sie ist die politische Interessenvertretung des OSV im Münsinger Gemeinderat - am Mittwoch im Ambacher Landhotel Huber vor. Aus Sicht des Vereins sind die verfallenden Klinikbauten bereits Ergebnis einer Bausünde aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Der Klinikbereich sei damals rechtswidrig im Außenbereich genehmigt worden. Damit stehe die Gemeinde vor grundsätzlichen Entscheidungen. So könnte sie das Areal langfristig als Außenbereich erhalten und wieder in die Landschaft eingliedern. Ein neuer Bebauungsplan wäre unnötig. In diesem Fall sollte die Kommune vom Eigentümer fordern, die Ruinen zurückzubauen. Weil die Gebäude seit mehr als sieben Jahren leer stünden, existiere kein Baurecht mehr.

Die Gemeinde könnte auch neues Baurecht ermöglichen und einen Bebauungsplan aufstellen. Für diesen Fall verlangt der OSV, dass der Gemeinderat begründen muss, inwiefern die Anwohner davon profitieren. Zudem müsse das Gremium erklären, wie viele Bäume gefällt werden müssten und wie viel Flächen bebaut werden dürften.

Ebenfalls kritisch äußerte sich Dieter Wiedemann. Seiner Familie gehört ein kleiner Teil mit einem von insgesamt fünf Gebäuden des früheren Klinikareals. Wiedemann stellte klar, dass er und die Ambacher das Vorhaben nicht grundsätzlich verhindern wollten. Doch die Pläne erinnerten ihn an Hotelkästen auf Mallorca oder Teneriffa. Ein Gebäudekomplex von dieser Dimension passe nicht in den Ort. Die Pläne mit Wohnungen bis zu 120 Quadratmeter, Schwimmbad und weiteren Räumen entsprächen etwa dem Bauvolumen von 60 bis 70 Einfamilienhäusern. Deshalb forderte Wiedemann eine kleinteiligere Lösung. Tanja Munzinger fragte sich, ob überhaupt Bedarf für ein neues Wohnstift bestehe. Wie sie sagte, sei die Seeresidenz "Alte Post" für Senioren im wenige Kilometer entfernten Seeshaupt am Starnberger See noch nicht einmal voll belegt.

Das KWA hat rund 13 200 des 16 000 Quadratmeter großen Areals aus der Konkursmasse der Sanacare Italia gekauft. Das Sozialunternehmen will konkrete Planungen voraussichtlich im Sommer öffentlich den Anwohnern vorstellen. OSV-Vorsitzende und Bürgerliste-Gemeinderätin Ursula Scriba stellte klar, dass die Kommune über die Planungen bestimmen könne. Sie müsse prüfen, was das Vorhaben mit 90 Wohnungen für die etwa 300 Bewohner von Ambach bedeute, Aspekte wie Arbeitsplätze oder den Lieferverkehr beachten.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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