Die Tölzer Marktstraße soll sich vier Tage lang in ein großes Lesezimmer mit Sitzgelegenheiten, Büchertürmen und einer Bühne verwandeln: Die Aktion "Stadtlesen" findet vom 13. bis zum 16. Juli in der Fußgängerzone statt. Die Besucher haben dort jeweils von 9 Uhr bis zum Einbruch der Nacht die Gelegenheit, sich eines von mehr als 1000 Büchern zu nehmen, hinzusetzen und zu schmökern. "Ich denke, das ist eine lebendige und schöne Aktion", sagte Melanie Sappl, Leiterin der Tölzer Stadtbibliothek, am Dienstag im städtischen Haupt- und Finanzausschuss. Und was, wenn es regne, fragte Stadtrat Martin Harrer (FWG) nach. Dann werde die Eröffnung ins Marionettentheater verlegt, ansonsten seien Sitze und Büchertürme geschützt, erwiderte Sappl.
Für die vier Tage schafft die Bibliotheksleiterin auch neue Bände für alle Altersgruppen an, wofür 4000 Euro vorgesehen sind. Im Bestand hat die Tölzer Stadtbücherei derzeit etwa 41 000 Medien, fast 5000 kamen voriges Jahr neu hinzu. Insgesamt zählte Sappl gut 65 000 Besucher, die 178 698 Ausleihen vornahmen, davon 16 738 in der Kurbücherei. Außerdem meldeten sich 816 Leser im Vorjahr neu an. Die sogenannte "Onleihe" der Stadtbibliothek, die zum Regionalverbund "Biblioplus-Digital" gehört, wurde von 280 Lesern mit 8790 Ausleihen genutzt. Wie Sappl hervorhob, sei die Stadtbücherei ein Bildungspartner für alle Schulen. Die seit zwei Jahren bestehende Kooperation mit dem benachbarten Gabriel-von-Seidl-Gymnasium, das rund 10 000 eigene Medien hat, funktioniere sehr gut, so Sappl.
Eine weitere Zusammenarbeit gibt es seit September vorigen Jahres mit dem Verein Asylplus. Seither können Asylsuchende auch in der Bibliothek an 20 Laptops die deutsche Sprache lernen. Mittwochs und donnerstags finden außerdem Lerntreffs der Flüchtlinge mit Schülerinnen und Schülern der Berufsschule statt. Für 1500 Euro wurden deshalb fremdsprachige Bücher und Lernmaterial angeschafft. Fest zum Veranstaltungskalender der Tölzer Bücherei gehören der Sommerferienleseclub, den 2016 etwa 100 Kinder besuchten, und das Bilderbuchkino für Mädchen und Buben im Vorschulalter. Erwachsene im Alter von 35 bis 80 Jahren, vom Postboten bis zum Lehrer, treffen sich alle sechs Wochen im Literaturkreis, um gemeinsam Bücher zu lesen und darüber zu diskutieren. Sappls Bilanz: "Wir bieten Lesespaß von ganz Jung bis Alt." Immerhin 60 aktive Leser seien schon mehr als 80 Jahre alt, neun mehr als 90.
Das Budget von insgesamt 322 000 Euro hielt die Leiterin der Stadtbibliothek im vergangenen Jahr ein und unterschritt es sogar um gut 12 600 Euro. Als Gründe nannte sie unter anderem den Anschluss ans Glasfasernetz, der günstiger kam als erwartet, darüber hinaus gab sie fast 3000 Euro weniger für Personal aus als eingeplant.