Zwei Schläge braucht Cengiz Ehliz, dann ist das Fass der ersten Tölzer Winter-Wiesn fällig. "Ozapft is," ruft Ehliz, Chef des Unternehmens weeConomy, das seit Frühjahr neuer Hauptsponsor der Tölzer Löwen ist. Die gute Laune lässt er sich nicht nehmen, obwohl kaum Leute am Samstagvormittag ins Eisstadion gekommen sind.
Die Winter-Wiesn ist als Volksfest konzipiert, der Eintrittspreis von 10 Euro pro Familie ist moderat, und es gibt ein buntes Kinder- und Musikprogramm, das von heimischen Gruppen bestritten wird: Die Tölzer Stadtkapelle ist dabei, The Heimatdamisch, Session For Four oder der Tölzer Knabenchor. Draußen vor der Arena weihnachtet es: üppig geschmückte Christbäume, Glühwein- und Brotzeitbuden, kleine Berge aus Kunstschnee, die allerdings vom strömenden Regen angeknabbert werden.
Drinnen herrscht Wiesn-Flair - Bierbänke für 1800 Leute, ein wee-Maibaum. Handwerker verlegen noch schnell die letzten grünen Teppichbahnen, vor zwei Tagen war hier noch Eisbetrieb. Kühl ist es, da lässt man die Jacke gerne an.
"Eine ganz interessante Veranstaltung", findet Bürgermeister Josef Janker. WeeConomy sei als Partner des Tölzer Eishockey-Vereins "hoch willkommen, erklärt er. "Etwas Besseres hätte den Löwen nicht passieren können." Das Unternehmen wirbt mit dem Slogan "Geld statt Punkte" für ein Cashback-Bezahlsystem, das eine "Digitalisierung des Einzelhandels" zum Ziel habe, wie Pressesprecher Tilmann Meuser erklärt. Eigentlich sei die Winter-Wiesn ein "Test für morgen". Denn am Sonntag komme die "wee-Familie" zu einer Konvention zusammen: An die 3000 Mitarbeiter und Geschäftspartner aus 19 Ländern werden erwartet, Edmund Stoiber hält eine Rede. Und weil die Eishalle dazu schon aufwendig umfunktioniert werden musste, habe man beschlossen, am Vortag ein Volksfest zu veranstalten. Meuser begrüßt als Ehrengast den Europameister im Supermittelgewicht, Shefat Isufi. Die Halle sei prädestiniert für Boxveranstaltungen; im kommenden Jahr will das Unternehmen drei WM-Kämpfe in Tölz ausrichten. Auch Events wie eine Comedy-Night, eine Schlager-Nacht oder ein "wee summerdance" soll es in der Arena geben.
Am Nachmittag wird es dann schon etwas voller im und ums Stadion, vor allem Familien sind gekommen. Session For Four spielen lässigen Jazz, und vor der Schminkstation beim Kinderzelt hat sich eine Schlange gebildet. Auch die "Bayerische Olympiade" kommt gut an: Beim Wettnageln kämpft ein Jungs-Team, und beim Maßkrugschieben auf einer Holzbahn sind die Kinder vorne dabei. Die Disziplin "Kuhmelken" stellt einige vor größere Herausforderungen, denn damit die Milch aus dem Gummi-Euter tropft, braucht es schon ein bisschen Technik. Beim Biertragerl-Stapeln schafft ein Team unter großem Jubel 34 Kästen.
Für den Abend ist dann richtige Bierzelt-Stimmung angekündigt: The Heimatdamisch, die bereits am Vormittag ein kleines "Warm-up"-Programm gespielt haben, und DJ Ötzi sollen dem Publikum einheizen - freilich ohne das Eis zum Schmelzen zu bringen.